Ich habe auch eher gemischte Gefühle, was "A Vampyre Story" angeht. Seit fast 3 Jahren war das Spiel auf meinem Radar: Ehemalige LucasArts-Leute, wunderschöne Screenshots, überdrehte Charaktere, unverbrauchtes Setting und coole Vampirfähigkeiten, für die eine oder andere kreative Rätsellösung - was sollte da schon schief gehen?
Tja, jetzt habe ich die Demo gespielt und kann die unzähligen Lobeshymnen von Presse und auch dieser Seite hier absolut nicht nachvollziehen. Insbesondere der Vergleich mit den alten LucasArts-Adventuren finde ich maßlos überzogen. Zwischen dem Humor dieser alten Perlen und dem, was "A Vampyre Story" bietet, liegen einfach Welten. Die Kommentare wirken (zumindest in der Demo) dermaßen gezwungen lustig, dass keiner der Charaktere lebendig erscheint. "Als du sagtest, wir graben ein Loch, dachte ich nicht, dass ich das alleine machen musst - Ich würde dir ja wirklich gern helfen, aber du kannst das so gut" - gegen so viel Klischee hätte sich jeder Heimatfilmer aus den 50ern gewehrt. Auch schön, wenn Witze noch einmal erklärt werden, damit sie auch ja jeder versteht: "Zu Tode gelangweilte Fledermaus mit 9 Buchstaben - Frederick? - Ja, komm lass uns gehen" (über ein Kreuzworträtsel) Dazu dieses tüddelige Gehabe der Hauptperson: "Isch möschte nicht rieschen wie ein *räusper* Haus für gefallene Mädchen" Nun kann ja nicht jeder Gag zünden, aber leider bewegt sich fast jede Pointe auf diesem Niveau. Das schlimmste ist, dass sie damit Hauptfiguren kaputt machen: Frederick z.B. ist mal verlegenes Moppelchen ("Ich habe leider in den Ferien ein paar Maden und Raupen zu viel gefressen, um da durchzupassen."), mal zynischer Menschenfeind ("Paris wäre ja ganz schön, wenn nur nicht die ganzen Franzosen da wären"), mal mit Tritten weit unter Monas Gürtellinie, dann wieder hehrer Verteidiger seiner besten Freundin. Klar, das "Buddy-Konzept" fordert solche Kabbeleien - nur wirken Mona und Frederick beim besten Willen nicht so überzeugend, wie Sam & Max, Indy und Sofia oder aus einem anderen Genre der Namenlose & Morte (Planescape Torment).
Oder die Zwischensequenzen:
Spoiler:
"Muhaha, jetzt habe ich das schwarze Tuch, dass du so dringen benötigst von den Grabsteinen gestohlen. In der ganzen Stadt gibt es so einen Gegenstand nicht mehr. - Stimmt, wenn wird das schwarze Tuch nicht haben, können wir die Grabsteine nicht abdecken. He Kumpel, wenn du Mona doch so liebst, warum versuchst du dann sie umzubringen? - Wenn ich sie nicht haben kann, soll sie keiner haben. - Ha, lieber bin ich tot, als mit dir zusammen zu sein
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Noch jemand da? Das ist weder spannend, noch lustig, sondern das kleine Einmaleins des Held-Schurken-Gesprächs. Lahm inszeniert ("Ich sage besser noch einmal jedes Detail, damit unser Held auch ja nicht die Lösung vergisst"), tausendmal gesehen, und ohne einen Funken Ironie präsentiert. Man möge doch bitte noch einmal Day of the Tentacle starten und sich das Intro zu Gemüte führen, oder auf YouTube "LeChuck" eingeben - ich denke, der Unterschied wird deutlich.
Mag sein, dass in der Vollversion bessere Szenen zu finden sind. Wirklich glauben tu ich das aber nicht. Zumindest ist es kein gutes Zeichen, wenn man in einer Demo nicht ein einziges Mal schmunzeln konnte. Dass das auch im engen Rahmen einer Probierversion möglich ist, haben Monkey Island 3 oder Sam & Max: Freelance Police doch schon vor Jahren gezeigt.
Nach all der Kritik, muss ich aber noch einmal festhalten, dass das meine persönliche Meinung ist, und "The Vampyre Story" trotz allem ein gutes Spiel ist. Es gibt sicher genug Menschen da draußen, denen vorhersehbare Witze nichts ausmachen, oder vielleicht gerade das lustiger finden, als die völlig abgedrehten Skurillitäten anderer Titel. (Wie gesagt: DoTT, Monkey Island, Grim Fandango und Sam&Max sind meine Favoriten) Die Rätsel scheinen in Ordnung zu sein, die Bedienung ist einfach, dennoch komplex und die Grafik ist wunderschön. Trotzdem bleibt für mich ein schaler Beigeschmack, der mich auch schon von The Westerner, Tony Tough oder Simon the Sorcerer 4 vertrieben hat - ohne erfahrenen Gag-Schreiber endet Adventurehumor in den letzten Jahren doch allzu oft im Krampf. Die Leichtigkeit der alten LucasArts-Titel sah und sehe ich da nirgends. Dass das auch keine Frage des Jahrzehnt ist, haben Tell Tale Games mit der Sam&Max-Neuauflage zum Glück bewiesen - für mich die eigentlichen Wahrer der lucasartschen tradition (wenn auch leider nicht, was die Rätsel angeht).