Ich sehe das Thema nicht so schwarz. Der PC wird in meinen Augen seinen angestammten Status auch mittelfristig nicht verlieren. Vor allem nicht hier in Deutschland. Er ist jeder Konsole immer noch überlegen. Als offenes System zudem individuell nachrüstbar, was aber auch mehr Geld kostet. Eine Konsole ist ein geschlossenes System, das in den ersten zwei Jahren technisch durchaus beweisen kann, was alles möglich ist. Dann aber holt der PC in der Regel wieder auf und zeigt vor allem grafisch, wer die Hosen an hat. Interessant ist auch, dass die Konsolen in jeder Generation einen Schritt in Richtung Computer machen. Festplatte, diverse Schnittstellen wie LAN etc. Das sind doch keine wirklichen Konsolen mehr, sondern Hybrid Computer. Also irgendwie gleicht man sich da doch immer stärker dem PC an. Wenn der PC aber so schlecht wäre, würde es ja offensichtlich auch keine Angleichung geben...
Was die Spiele angeht.
Microsoft hat seinerzeit nach der Ensemble Studios Schließung im September 2008 gefaselt, der PC wäre nicht mehr zum Spielen geeignet. Eine tote Plattform, die nur für Windows- und Office Anwendungen geeignet wäre. Jetzt hat man eine Rolle rückwärts gemacht und programmiert nach fünf Jahren sogar wieder einen neuen Flugsimulator. Auch Age of Empires Online wurde programmiert. Beides Spiele für den PC. Wobei letzteres eher für den Gelegenheitsspieler ausgelegt ist. Da wollte wohl jemand seine X-Box etwas stärker forcieren und hat jetzt erkannt, dass die Vernachlässigung des PC ein strategischer Fehler war.
Was die zukünftige Genre Aufteilung im PC-Sektor angeht, so wird diese selbstverständlich entsprechend umgewürfelt werden. Das hat aber nicht nur mit den Konsolen zu tun, sondern auch mit dem Spielverhalten und der Zielgruppe. Echtzeitstrategie hat schon seit 2008 (leider) sehr wenig auf dem PC zu melden. Die Zeiten sind ausgeträumt, als dieses Genre die Speerspitze auf dem PC war. Das Genre ist primär noch in Europa und einigen Teilen Asiens, z. B. Südkorea populär. Die Glanzzeiten sind vorüber. Viele Studios haben sich verabschiedet. C&C 4 ist an die Wand gefahren, weil man den Titel Mainstream tauglicher machen wollte. Age of Empires gibt es nicht mehr. Einzig Blizzard (Starcraft 2) und Relic (Dawn of War) halten gegenwärtig noch die Fahne hoch. Jedoch eindeutig zu wenig.
Dafür kommen so langsam aber sicher wieder die Rundenstrategiespiele in Mode. Die waren vor einigen Jahren beinahe fix und fertig. Aber dank Civilization, Heroes of Might and Magic, Kings Bounty, Hearts of Iron und Co. geht hier seit ca. fünf Jahren doch schon wieder einiges. Auch das Genre der Aufbauspiele und Wirtschaftssimulationen kommt wieder etwas in Fahrt. Primär jedoch in Deutschland. Siehe Patrizier 5, Tropico 3, Siedler 7, Anno etc. Diese Titel sind jetzt zugegebener Maßen in einem Nischensektor vertreten. Aber dieser Sektor wirft durchaus Geld ab, weißt mitunter eine sehr gute Qualität vor (z. B. Anno) und ist auf der Konsole schlichtweg nicht realisierbar. Das fängt da bei der Bedienung an und hört beim Anspruch auf.
Interessant ist aber, dass vor allem im Genre der Online-Spiele, der PC nahezu unschlagbar ist. Ein Word of Warcraft mit über 14 Mio. Spielern zeigt uns auf, dass dieser Titel auf eine Konsole, die technisch eingeschränkt ist, überhaupt nicht angewiesen ist. Dann noch die vielen Modding Projekte und Online-Browser Spiele. Da ist der PC als Entwicklungsplattform der Konsole immer noch einen großen Schritt voraus. Die breite Masse spielt immer noch auf dem PC. Dieser ist sogar stärker verbreitet, als irgendeine Konsole. Man sollte sich auch nicht so von frisierten Marketing Zahlen beeindrucken lassen, die da besagen, die Konsole hätte den PC als Spielegerät überholt. Das mag ja für die USA gelten, aber die sind nicht unbedingt mein Maßstab in dieser Thematik. Wenn wir uns ganz nüchtern die Umsatzzahlen auf Steam anschauen, dann kann man erkennen, dass da zweistellige Zuwachsraten zu Buche schlagen. Das wäre nicht möglich, wenn der PC schon fertig hätte...
Ich denke eher, wir lassen uns alle ein wenig von den wenigen qualitativ wirklich hochwertigen Spielen, die für die Konsole kommen, etwas blenden. Wenn wir aber genau hinsehen, dann gibt es diese Projekte auf dem PC auch. Blizzard ist da ein Paradebeispiel. Die haben sogar auf das fast tote Genre der Echtzeitstrategie gesetzt und Starcraft 2 gebracht. Der Titel hat sich innerhalb von 24 Stunden über 1 Mio. mal verkauft. Crysis vom deutschen Entwickler Crytek war vor allem grafisch eine Wucht. Da kommt mit dem zweiten Teil auch ein potenzieller Hit auf den Markt. Außerdem sollte man mal auf Id-Software schauen. Deren Titel Rage könnte in diesem Jahr nicht nur grafisch beweisen, zu was der PC im Stande ist.
Qualität setzt sich durch. Auch auf dem PC.
Fakt ist, dass auf jeden Fall auch viele Parallelentwicklungen, also sowohl auf Konsole als auch für den PC, immer stärker forciert werden. Das ist aber nicht unbedingt negativ zu werten. Ich würde das als Publisher auch so machen, weil ich mein Risiko dadurch entsprechend stärker diversifizieren kann und zugleich mehrere Einnahmequellen habe.
Das wäre jetzt nur mal ein grober Abriss zur Thematik. Jede Plattform hat ihre Vor- und Nachteile. Für die Publisher ist die Konsole natürlich auch attraktiver, weil man da in Sachen Raubkopien etwas mehr Kontrolle hat. Ich würde aber jetzt nicht unbedingt den PC mit dem Amiga vergleichen wollen, der speziell wegen der Raubkopierer in Sachen Spielen vor die Hunde ging...