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Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de
Verfasst: 16.12.2011, 17:39
von JackVanian
Ich möchte euch an dieser Stelle mal auf einen Artikel hinweisen, auf den mich Andre Peschke von Krawall gerade aufmerksam gemacht hat.
Der zweiteilige Artikel belegt am Beispiel Daedalic den Niedergang des Adventure-Genres und macht Adventure-Fans sicher nicht gerade Mut, dass in Zukunft bessere Zeiten auf uns warten. Ich kann den Artikel nur empfehlen und muss auch an dieser Stelle noch mal sagen, dass ich Andre Peschke für den besten Spiele-Journalisten halte, den wir in Deutschland haben.
1.Teil:
http://www.krawall.de/web/Harveys_Neue_ ... /id,60580/
2.Teil:
http://www.krawall.de/web/Harveys_Neue_ ... /id,60581/
Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de
Verfasst: 16.12.2011, 18:01
von Indiana
Das stimmt, der Artikel (bzw. eigentlich ist es ja eine Serie) ist wirklich sehr interessant und mehr als nur einen Blick wert. Allerdings stimmt er auch recht traurig. Zumindest, wenn man Adventures im allgemeinen und im speziellen von Daedalic mag.
Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de
Verfasst: 16.12.2011, 20:50
von Mr.Brain
In meinen Augen ist der amerikanische Markt nicht der Benchmark für Adventures. Wie er es übrigens auch in anderen Segmenten nicht mehr der Fall ist bzw. sein wird. Das Land ist im finanziellen und gesellschaftlichen Abstieg inbegriffen und wird seine Vormachtstellung auf dieser Welt schrittweise einbüßen. Wieso also überhaupt noch den Fokus auf schrumpfende und gesättigte Märkte legen? Vielmehr sollte man sich zukünftig stärker auf den Asiatischen Markt fokussieren. Da spielt nämlich in der Zukunft die Musik. Dort gibt es noch Wachstumtsraten im zweistelligen Prozentbereich pro Jahr. Mit Sicherheit lassen sich dort einige Spieler auch von deutschen Qualitäts Adventurespielen überzeugen. Die experimentier- und spielfreudigen Asiaten sind solchen Genres wesentlich stärker aufgeschlossen, als der ungebildete und unpolitische Durchschnitts-Ami. Letzterer kennt halt seine X-Box samt zugehöriger flacher Grafikblender wie COD und Co. Durch Publishing-Kooperationen in Fernost könnte man sicherlich einige Einheiten absetzen und sich dadurch auch in einem Zukunftsmarkt konkurrenzfähig positionieren. Zumal es dort eine große Nachfrage nach Unterhaltung aller Art gibt. Vielleicht wäre das sogar eine Marktnische. Mir ist zumindest aktuell nicht bekannt, das viele sehr gute Adventures aus Europa auch in Asien erhältlich sind.
Was das Genre generell angeht, dann muss man einfach auch sagen, dass sich vor allem technisch in den letzten Jahren nicht viel getan hat. Auch spielerisch stagniert das Ganze. Ich finde es einfach langweilig, wenn fast nur noch humorvolle Adventures produziert werden und dabei immer noch versucht wird, Lucas Arts zu imitieren. Letzteres oft mehr schlecht als recht. Generell wird auch zu wenig Lobbyarbeit und Marketing betrieben. Der Adventuremarkt könnte mit Sicherheit auch in Deutschland größer sein, als er es aktuell ist. Nur wissen vermutlich die wenigsten, dass es hier seit 2002 wieder sehr gut gemachte und spannende Titel gibt. Im Medienecho von COD, Moha und Co. gehen solche Titel dann einfach unter. Wenn dann noch zig billig entwickelte 08/15 Titel den Markt überschwemmen, verliert man als Außenstehender noch viel mehr die Übersicht. Es liegt einfach auch an den Publishern und Entwicklern, mehr Werbung zu machen, damit diese Titel bekannter werden. Auch müssen die Zielgruppen besser abgesteckt werden. Auch darf man nicht vergessen, dass Adventures noch Jahre später in Form von Budgetauflagen nachgefragt werden. Also zum herabgesetzten Preis immer noch Umsatz generiert werden kann. Das sieht man vor allem bei den Klassikern, die immer noch sehr stark nachgefragt werden. Wenn auch primär über den digitalen Distributionsweg wie gog oder Steam. Dieser Trend ist nicht in allen Genres der Fall. Das heißt, dass ein Adventurespiel auch Monate oder Jahre später noch einen Deckungsbeitrag erwirtschaften kann. Es also nicht gleich ein Flop ist, wenn in den ersten Wochen keine hohen Verkaufszahlen verzeichnet werden können.
Noch kurz was zum Thema Finanzierung. Hier gibt es ja inzwischen auch sehr viele Möglichkeiten. Der traditionelle Weg läuft über die Hausbank oder den Publisher. In Zeiten des Internets kann man aber auch versuchen, zusätzliche Gelder bei den Fans oder anderen, potenziellen Investoren zu sammeln.
Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de
Verfasst: 16.12.2011, 22:48
von Dolgsthrasir
Mr.Brain hat geschrieben:Ich finde es einfach langweilig, wenn fast nur noch humorvolle Adventures produziert werden und dabei immer noch versucht wird, Lucas Arts zu imitieren.
Danke, das sehe ich nämlich genauso. Vor allem die ständigen Referenzen auf LucasArts finde ich nur noch ermüdend. Es ist fast so, als ob niemand mehr eigene Ideen zu haben scheint. Ja, viele LucasArts-Spiele waren toll. Wir wissen es! Jeder weiß es. Können wir bitte irgendwann einen Haken darunter setzen und weitermachen? Zum Glück gibt es aber auch noch Entwickler, die nicht ganz so festgefahren sind!
Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de
Verfasst: 17.12.2011, 09:05
von JackVanian
Pestilence hat geschrieben:Vor allem die ständigen Referenzen auf LucasArts finde ich nur noch ermüdend. Es ist fast so, als ob niemand mehr eigene Ideen zu haben scheint. Ja, viele LucasArts-Spiele waren toll. Wir wissen es! Jeder weiß es. Können wir bitte irgendwann einen Haken darunter setzen und weitermachen? Zum Glück gibt es aber auch noch Entwickler, die nicht ganz so festgefahren sind!
Du sprichst mir da wirklich aus der Seele. Manchmal habe ich schon fast das Gefühl, LucasArts hat diesem Genre mehr geschadet, als gut getan. Ist wahrscheinlich unfair so etwas zu sagen und es deckt sich wahrscheinlich auch nicht mit der Realität, aber manchmal empfinde ich es fast so. Ich finde es auch nur ermüdend, wenn jemand im Jahr 2010 versucht, humorvolle Adventures mit deutlichem Bezug zu Lucas Arts zu machen, die ohnehin nicht an das Original herankommen. Sierra und Lucas Arts waren halt ein beispielloser Hort für kreativ hochbegabte Leute wie Jane Jensen, Tim Schafer, Ron Gilbert, Lorelei Shannon, Roberta Williams etc. etc. So eine kreative "Sammelstelle" gibt es leider nicht mehr und wird es wahrscheinlich auch nie wieder geben.
Mir fällt in diesem Zusammenhang noch ein Zitat aus einem Interview mit Remigiusz Michalski (Downfall, The Cat Lady) ein, das ich kürzlich mit ihm geführt habe: "Es gab Monkey Island und von diesem Zeitpunkt an wurde allgemein angenommen, dass Adventures immer eine leichte und humorvolle Story mit sich bringen müssten. Die witzigen Charaktere, jede Menge Scherze, ein Hühnchen und ein Papagei und ein mehr oder weniger furchteinflößender Bösewicht, den man am Ende besiegen muss – all diese Dinge werden noch heute erwartet.
Versteh mich nicht falsch, ich liebe The Secret of Monkey Island so wie jeder andere Adventure-Fan auch, aber ich bin mittlerweile 29. Ich habe das Spiel fünf mal gespielt und kein anderes humorvolles Spiel danach ist wieder an den Humor von Guybrush herangekommen. Also gehe ich einen anderen Weg und erschaffe etwas, was ich in meinem Alter als Spieler selbst gerne spielen würde – etwas für Menschen wie mich. "
Re: Sehr interessanter Artikel bei Krawall.de
Verfasst: 18.12.2011, 19:43
von Minniestrone
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich Adventures aus dem Grund ins Aus manövriert haben, der im Artikel und auch von den vorangegangenen Kommentatoren genannt wurde: Allzu häufig geht der Blick in die falsche Richtung: nach hinten.
Dass nebenher so ziemlich alle Prinzipien misachtet werden, die gute Spiele ausmachen, ist im Grunde nur eine logische Konsequenz dessen. Dass die meisten sogenannten Geschichtenerzähler sich nicht vorstellen können, oder sich wahrscheinlich niemals Gedanken gemacht haben, was Narrative in einem Spiel bedeutet, ist sicherlich die Wurzel dessen, dass mehr schlecht geschriebene Adventures damit durchkommen, wenn sie halbwegs witzig sind. Solange wir lachen, können wir auf eine koherente, allzu tiefgründige Storyline verzichten.
Bei ernsten Games ist das schon ein ganz anderer Schnack und die Tiefe, die ein Spieler erwartet, kommt durch die altbackenen Mittel die genutzt werden, häufig nicht zum Tragen. Insofern trauen sich viele Entwickler entweder häufig nicht, oder sie versteigen sich da in soviel Unfug, dass es schmerzhaft ist, dort zuzusehen.
Ein tolles Video zum Thema:
http://penny-arcade.com/patv/episode/bad-writing