Im Jahre 1994 veröffentlichten Flashpoint Productions und Electronic Arts unter der Führung des ehemaligen Access Software Angestellten Brent Erickson (Beteiligt an 'Mean Streets' und 'Martian Memorandum') ihr düsteres Horroradventure 'Noctropolis'.Trotz atmosphärischer Optik schaffte es das Spiel, um den finsteren Superhelden Darksheer, jedoch nie zu einem großen Bekanntheitsgrad. Warum 'Noctropolis' trotz spielerischer Mängel für einige Adventurefans durchaus eine Empfehlung darstellen kann, verrät unser Klassiktest.

Peter Greys Leben ist aus den Fugen geraten. Seine Frau hat sich mit seinem besten Freund aus dem Staub gemacht und auch sonst läuft nicht besonders viel rund in seinem Leben. Trost sucht er in seiner Lieblingscomicserie Darksheer, in der der finstere Superheld Darksheer zusammen mit seiner Partnerin Stiletto in der ewig dunklen Metropole (aufgrund einer Naturkatastrophe) Noctropolis allerlei Psychopathen das Handwerk legt. Als Peter ein Paket von einem unbekannten Absender erhält, soll sich sein Leben auf einen Schlag ändern.
Mit Hilfe einer ominösen Münze öffnet sich ein Portal in eine (scheinbar) fremde Welt. Schnell stellt Peter fest, dass er mitten in den finsteren Straßen von Noctropolis gelandet ist. Sein Idol Darksheer hingegen hat die Stadt verlassen und seine Superhelden Karriere an den Nagel gehängt, während seine Partnerin an der Flasche hängt. Als Reaktion auf das Gesetzesvakuum hat der Superbösewicht Flux die 5 schärfsten Gegner des Darksheers aus dem Gefängnis befreit und die Stadt wird von einer grausamen Verbrechenswelle heimgesucht. Nur ein neuer Darksheer kann Noctropolis noch vor dem Untergang bewahren und sich den sadistischen Verbrechern stellen.
Es scheint so als wäre Peter in Noctropolis gestrandet, um eine Prophezeiung zu erfüllen, die besagt dass er der neue rechtmäßige Darksheer sei.
Die Vampirähnliche Succubus sitzt bereits in Peters Nacken und das Schicksal von Noctropolis und seinen Bürgern scheint besiegelt…
Die Pyramide
Lebensgefahr!
Wie ein roter Faden ziehen sich zeitkritische Einlagen durch das Spiel, in denen wir uns besser schnell um die Rätsellösung kümmern, bevor Peter/der Darksheer ein unschönes Ende nimmt. Inhaltlich passen diese Einlagen allerdings gut zum Spiel, auch wenn für manchen Adventurepuristen spätestens hier der Punkt gekommen sein mag, das Spiel endgültig zu verfluchen.
Gespräche führen wir im Multiple Choice Verfahren, in denen uns unsere Gesprächsfenster in kleinen Videofenstern mehr oder weniger bereitwillig Auskünfte erteilen.
Optisches Spektakel
Die Hintergrundgrafiken des Spiels sind an makaberer und düsterer Kreativität kaum zu übertreffen. Die gothische Optik des Spiels wirkt anziehend wie ein Magnet und bis heute hat die Bildsprache ihre Wirkung nicht verloren. Die größtenteils realen Protagonisten wirken etwas verpixelt und künstlich in den klaren Hintergründen, des Weiteren wirken ihre Bewegungsabläufe recht unnatürlich, doch gehen solche Mängel in der sonstigen grafischen Pracht schlichtweg unter. Die Minivideos treten stets in kleinen Fenstern auf und sind qualitativ durchaus zufrieden stellend. Selbiges kann man nicht von den darstellerischen Leistungen berichten, aber da der Trasheffekt hier eine nicht unwichtige Rolle spielt sei es verziehen.
Da ohnehin nicht die Mühe betrieben wurde auch nur einen Charakter- inhaltlich- halbwegs auszuarbeiten, hätten auch fähigere Darsteller keinen nennenswerten Unterschied gemacht. Gelegentlich wird das Spielgeschehen in klassischen Comicsequenzen (die ihren Vorbildern – eher erwachseneren Comics- in nichts nach stehen) – samt Sprechblasen- weitererzählt.
Sound
So suchen wir etwa zum Ende hin einen makaberen Alptraum-Unterhaltungspark auf, indem bizarr- bedrohliche Clownmusik gespielt wird.
Besuchen wir die Kathedrale von Noctropolis so dröhnt uns ein stimmungsvoller, gothischer Midiklangteppich entgegen.
Auf eine Bewertung der Sprachausgabe muss an dieser Stelle aus technischen Gründen verzichtet werden (Mehr dazu im nächsten Abschnitt).
Funktionalität auf modernen Rechnern
Mit Hilfe der Dosbox ist es kein Problem 'Noctropolis' zum Laufen zu bringen.
Allerdings gibt es ein erhebliches Problem mit der Sprachausgabe.
Auf 3 verschiedenen Rechnern versagte die Sprachausgabe ihren Dienst- Allerdings hat sich dies beim spielen nicht wirklich negativ bemerkbar gemacht. Die Musik und alle anderen Soundeffekte funktionieren problemlos und wären für die Atmosphäre deutlich schwerer zu kompensieren gewesen.
Verfügbarkeit
Per Ebay kann man das Spiel in der Regel zum Schnäppchenpreis erwerben.
'Noctropolis' ist ein optisch beeindruckender Alptraum, mit einer grandiosen Atmosphäre. Ich begebe mich alle Jahre wieder mal nach Noctropolis und genieße die morbide Stimmung, so wie die faszinierend,düster-schaurigen Schauplätze. Objektiv macht dies das Brent Erickson- Werk aber noch lange nicht zu einem guten Spiel. Das Gameplay kann leider nicht annähernd mit den Stärken des Spiels mithalten. Der Hauptcharakter Peter Grey bleibt gerade zu Amateurhaft blass, so dass der Spieler sich in keiner Weise für ihn interessieren dürfte. Trotz des eindrucksvollen Settings ist die trashige Story eine einzige Ansammlung von Logiklöchern. Ein halbwegs talentierter Autor hätte es also schon sein können, um der faszinierenden Stadt Noctropolis gerecht zu werden. Wer aber so wie ich, etwas mit der Ausstrahlung der Alptraum-Metropole anfangen kann und über die Gameplay-Schnitzer und andere angesprochene Mängel hinwegsehen kann, sollte durchaus einen Blick riskieren.
Wer allerdings die 'Dark Seed' Spiele mochte, sollte unbedingt einen Ausflug nach 'Noctropolis' buchen. Sowohl auf die befremdlich- anziehende Atmosphäre, als auch auf das Gameplay bezogen, sind sich diese Spiele nicht unähnlich.
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Noctropolis
- Entwickler
- Flashpoint AG
- Publisher
- Electronic Arts
- Release
- 1994
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Noctropolis bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)