Wir schreiben das Jahr 1986. Im Kino startet der Fantasy-Abenteuerfilm 'Die Reise ins Labyrinth' mit dem Musiker David Bowie, jeder Menge Puppen des 'Muppets'-Machers Henson und produziert von George Lucas. Dessen Spielefirma Lucasfilm Games hat zwar bereits einige Titel veröffentlicht, ist aber noch weit von der Bekanntheit späterer Tage entfernt. Trotzdem fragt man die Entwickler, ob sie nicht ein Spiel zum neuen Film entwickeln wollen. Und so macht man sich ans Werk. Heraus kommt dabei das erste Adventure aus dem Hause Lucasfilm Games, das wir für einen Klassikertest hervorgekramt haben.

Jareths Leibeigener
Eigentlich sollte es ein schöner Kinoabend werden, doch daraus wird nichts, denn der fiese Koboldkönig Jareth hat mit uns etwas anderes vor: Direkt aus dem Kinosessel entführt er uns in sein Reich, das aus einem riesigen Labyrinth besteht. Weil wir so schwach sind, sollen wir ihm fortan als Leibeigener dienen. Aber er lässt uns eine Chance. Binnen 13 Stunden sollen wir sein Schloss erreichen und ihm gegenübertreten, um unsere Stärke zu beweisen. Dann will er gnädig sein und uns zurück in unsere Welt lassen. Und so stehen wir vor einer schier endlosen Wand. Egal, in welche Richtung wir laufen, Türen finden wir nicht und auch keine Abzweigungen. Stattdessen steht dort eine seltsame Kreatur, die sich als Hoggle vorstellt und uns seine Hilfe anbietet. Immerhin hat er auch einen Tipp parat, mit dem wir wenigstens die Mauer überwinden. Doch schon stehen wir wieder alleine da, denn die nächste Mauer sieht nur etwas anders aus. Immerhin gibt es hier Türen, aber leider auch Wachen, die es auf uns abgesehen haben.
So führt unser Weg immer tiefer in das seltsame Labyrinth hinein, durch Irrgärten, Mauern und merkwürdige Räume hindurch, immer wieder treffen wir dabei auf seltsame Figuren und Monster, einige wohlgesonnen, andere eine Gefahr. Doch schließlich schaffen wir es zum Schloss des Koboldkönigs und können uns ihm stellen.
Eine kurze Geschichte der Adventures
Die Steuerung ist für ein Textadventure schon recht gut, immerhin besteht nicht mehr das Problem, dass das Spiel uns nicht versteht. Aber sind auf der Packung nicht eigentlich bunte Bilder mit deutlich weniger Text gewesen? Diese bunte Grafikwelt entfaltet sich erst nach einigen Spielminuten. Dann nämlich, wenn wir in die Welt von Koboldkönig Jareth entführt werden. Solange wir in der echten Welt unterwegs sind, spielen wir ein Textadventure. Und dann ist es plötzlich soweit: Jareth taucht auf und wir bestaunen die volle Grafikpracht des Commodore 64. Zumindest stelle ich mir vor, dass damals die Spieler durchaus überrascht waren, das da plötzlich bunte, sich bewegende Bilder auftauchen. Just in dem Moment, in dem man sich an ein Textadventure gewöhnt hat. Auch in dieser neuen Grafik begleitet uns das Interface.
Um sich im Labyrinth zu verlaufen, nutzt man den Joystick, durch das Interface navigiert man mit den Pfeiltasten oder als Shortcut über die Anfangsbuchstaben des gesuchten Wortes. Vollständige Sätze wie "give Dollar" bestätigt man mit der Return-Taste.
Verlaufen im Labyrinth
Action gehört auch dazu
Die Technik
Während man beim Sound noch recht sparsam ist, zeigt man bei der Grafik schon, wohin die Reise einmal gehen wird: Die Figuren bewegen sich flüssig und erinnern vom Stil schon sehr an die nächsten Spiele von Lucasfilm Games, um jedoch alle Charaktere auch ihrem Film-Ebenbild zuordnen zu können, braucht man schon sehr viel Fantasie.
Die Entstehung
Spannend ist auch die Entscheidung für das Slot-Machine-Interface. Nach Aussagen von David Fox wollte man eigentlich einen Parser (also eine Texteingabe) entwicklen, wie man sie aus den Sierra-Adventures der damaligen Zeit kannte. Weil das Spiel aber zeitgleich zum Film fertig werden musste, war es nicht möglich, einen solch umfassenden Parser zu entwickeln. Man entschied sich für eine neue Art von Steuerung, die Wegweisend für alle folgenden Adventures aus dem Hause LucasArts werden sollte.
Verfügbarkeit und Kompatibilität
'Labyrinth' findet man mit Glück hin und wieder bei ebay, allerdings ist das Spiel in der Regel kein Schnäppchen. Spielen kann man es beispielsweise auf dem Commodore 64, sofern die Hardware und die Diskette noch funktionieren. Zumindest die C64-Version kann über etwas Kabelbastelei mit einem entsprechenden VC1541c-Diskettenlaufwerk auch am PC gespielt werden, sofern man einen der als Freeware verfügbaren Emulatoren nutzt. Mit der neuesten Firmware kann man 'Labyrinth' auch auf dem C64-Mini spielen, benötigt dann jedoch Disketten-Images, die man ebenfalls selbst erstellen kann. Die auf verschiedenen Seiten im Internet angebotenen Images der damaligen Cracker-Gruppen sind keine gute Wahl, da sie früher oder später abstürzen oder zum Weiterkommen wichtige Aktionen nicht mehr zulassen.
Die Reise ins Labyrinth - Der Film
Im Film 'Die Reise ins Labyrinth' fühlt sich die 15 Jährige Sarah (Jennifer Conelly) von ihrem Vater und der Stiefmutter ungerecht behandelt und wünscht sich, dass Kobolde ihren kleinen Halbbruder Toby holen mögen, was auch passiert. Koboldkönig Jareth (David Bowie) hat das Baby entführt und will Toby in einen Kobold verwandeln. Nach einigem flehen bekommt Sarah 13 Stunden Zeit, das Schloss zu erreichen. Andernfalls soll die Umwandlung gesehen. Um ihren Bruder zu retten, muss Sarah das Labyrinth durchqueren und findet dort nicht nur viele Gefahren sondern auch viele neue Freunde, mit denen sie zusammen ihren Halbbruder retten kann.
Der Film floppte in den Kinos, inzwischen hat er jedoch eine große Fangemeinde und sprüht die 80er nur so heraus. Highlights sind die animatronischen Puppen aus der Schmiede von Jim Henson (bekannt für die 'Muppets'). An den Computereffekten erkennt man hingegen gut die seit der Produktion vergangene Zeit. Trotzdem kann das Märchen gut unterhalten.
Als erstes Lucasfilm-Adventure hat 'Labyrinth' noch mit einigen Kinderkrankheiten zu kämpfen: Angefangen bei frickeligen Action-Spieleinlagen, zu viel Zufallselementen und Sackgassen, die mit einem besseren Gamedesign hätten vermieden werden können. Dennoch zeigt der Titel schon Ansäte des bekannten Humors, einige gute Rätsel und bildet die Grundlagen für das Verben-Interface, das bereits im nächsten Adventure 'Maniac Mansion' zum Aushängeschild der Lucas-Adventures werden sollte. Schon aus diesem Grund lohnt es sich, das Spiel einmal anzuspielen. Die Geschichte und ihre Charaktere erschließen sich dem Spieler jedoch besser, wenn man auch den Film kennt.
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Labyrinth
- Entwickler
- LucasArts Entertainment Company
- Publisher
- Activision Blizzard
- Release
- 1986
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