realchrisatcorner hat geschrieben: ↑03.02.2022, 01:00
Welche Wissenschaft, welches Fach? Bin echt neugierig.
Ach, das hatten wir zwei doch schonmal
. Game Studies, Kulturwissenschaft, Geschichtswissenschaft, ...
Da gibt es so einige Ansätze weg von den Genre-Begriffen.
Und nein... hat wenig mit Mixes wie "Tactical Survival Card-based Narrative Action Adventure" zu tun.
Zuerst ein Zitat, dann ein paar Literaturangaben.
Nico Nolden schreibt beispielsweise:
Genres bleiben dennoch problematisch, weil ihre Kategorien aus der Beobachtung einer überschaubaren Zahl von Beispielen gewonnen sind und gewissen Klischees und Stereotypen für Typen digitaler Spiele Vortrieb leisten. Damit schüren sie Erwartungshaltungen, denen bestimmte Formate entweder nur für gewisse Jahre oder nur zu einem Anteil entsprechen. Genres sind schlicht über die Jahre keine stabilen Kategorien, ihre Anwendung suggeriert jedoch diesen Eindruck. Überzeugend strukturiert bislang kein Vorschlag, zumal die Fachwissenschaft noch nicht genügend Fallstudien vorweist, um selbst Konventionen für Genres abzuleiten. [...] Im Zuge der historischen Entwicklung digitaler Spiele aber unterliegen auch die unter Journalisten und Spielern geläufigen Bezeichnungen ständiger Veränderung.
(Nico Nolden, Geschichte und Erinnerung in Computerspielen, Erinnerungskulturelle Wissenssysteme, Berlin / Boston 2019, 100.
https://www.degruyter.com/document/doi/ ... ml?lang=de. - ein Standardwerk)
Sein gesamtes Kapitel 2.5 beschäftigt sich mit der Herangehensweise an Spiele über deren Systeme.
Explizit zu Adventures / Walking Simulators empfehle ich übrigens den Artikel von Christian Huberts und Felix Zimmermann, die das "Ambience Action Game" definieren. (nein, das hat nix mit Action-Sequenzen zu tun)
Zimmermann, Felix / Huberts, Christian (2019): „From Walking Simulator to Ambience Action Game – A philosophical approach to a misunderstood genre.“ Press Start Journal, Vol 5 No 2 (2019): Special Issue: Walking Simulators. S. 29-50,
https://press-start.gla.ac.uk/index.php ... e/view/126
Wenn's Englisch sein soll, auch hier noch Debatten, warum die Begriffe längst nicht mehr aktuell sind:
Clarke, Rachel Ivy, Jin Ha Lee, and Neils Clark. "Why Video Game Genres Fail." Games and Culture 12.5 (2017): 445-65.
Apperley, Thomas H. "Genre and Game Studies: Toward a Critical Approach to Video Game Genres." Simulation & Gaming 37.1 (2006): 6-23. (Thomas Apperley empfehl ich auch so einiges von ihm. Da schadet es nicht, seine Schriften durchzugehen. Sehr lesenswert. Stets mit teilnehmender Beobachtung.)
Zum Schluss ein Klassiker der Game Studies:
Christian Elverdam and Espen Aarseth: Game Classification and Game Design: Construction Through Critical Analysis, Games and Culture 2007 2: 3, DOI: 10.1177/1555412006286892.
Edit: Daniel Martin Feige, Computerspiele. Eine Ästhetik vergessen (Dank den Kolleg*innen ins Gedächtnis gerufen). Im Suhrkamp erschienen. Er argumentiert, dass mit jedem gelungenen Spiel das Genre neu definiert.