Indiana hat geschrieben:
Das Problem ist halt immer, dass tausende Menschen unter einem Einzelnen leiden müssen, weil es so einfach ist, auf Gruppen draufzuhauen. Warum kommen denn 99,999...999% aller Shooterspieler nie auf den Gedanken, sich eine Waffe zu besorgen und damit rumzuballern? Warum laufen 99,999...999% aller Schützen nicht in Rambo-Manier durch die Straßen? Das fragt niemand. Einer tickt aus (warum wird vermutlich niemand mehr feststellen können) und was folgt sind Verbote für alle Anderen.
Stimmt genau. Vor allem Gamer eignen sich super als Sündenböcke, weil das etwas ist, was ein Großteil der Öffentlichkeit nicht nachvollziehen kann - "Wie, du spielst Computerspiele, hast du nix Besseres zu tun, das ist doch krank?" Was man nicht kennt, macht einem Angst, und was einem Angst macht, will man loswerden. Früher war der Heavy Metal schuld, wenn sich ein paar Jugendliche das Leben genommen haben (siehe Prozess gegen Judas Priest), aber nachdem Metal inzwischen fast schon salonfähig geworden ist (siehe Wacken), kann man da nicht mehr draufdreschen. Also muss ein neuer Sündenbock her, und was eignet sich besser als Computerspiele? Mich regt ja auch dieser Begriff "Killerspiele" so auf, weil da einfach alles, was auch nur annähernd wie ein Shooter aussieht, reingeworfen wird. Dass es Shooter gibt, in denen man auf Monsterjagd geht (Doom, Halflife, Quake, Painkiller...), geht dabei völlig unter. Auch, dass es andere Genres gibt, in denen man als Spieler "töten" muss - Strategiespiele z.B. oder Rollenspiele. Die ganze Debatte ist sowas von undifferenziert und unqualifiziert - aber es ist viiiiiiiel leichter, etwas zu verbieten als den wahren Ursachen eines Amoklaufs auf den Grund zu gehen. Das wäre nämlich mühsam und würde bedeuten, dass man sich mit den Jugendlichen bzw. der Gesellschaft, in der sie leben, befassen müsste. Und dann müsste man, oh Graus, was dran ändern. Nein. Viel zu viel Aufwand. Also lieber was verbieten, von dem man keinen blassen Schimmer hat.
Indiana hat geschrieben:
Genau dieser blinde Aktionismus ist auch bei den Spieleverbietern (und ganz aktuell nicht nur da) zu beobachten: Wenn man das Spiel in Deutschland nicht mehr im Regal sieht, gibt es das Spiel auch nicht in Deutschland. Genau mit diesem Argument geht man auch gegen bestimmte Internetseiten vor. Was wir nicht sehen, existiert auch nicht. Tauschbörsen existieren nicht, genauso wenig wie jemand sich ein Spiel in einem anderen EU-Land kaufen kann und ohne Grenzkontrollen problemlos nach Deutschland bringen kann. Aber wir sehen das Spiel ja nicht..
Ich denke, die Händler in anderen Ländern werden sich riesig über das Verbot freuen, weil die dann umso mehr Umsatz machen. Was diese engstirnigen Politiker in der ganzen Diskussion nämlich auch übersehen ist, dass Spiele inzwischen zu einem Wirtschaftsfaktor geworden sind - ich frag mich, was wohl passiert, wenn auf einmal der gesamte deutsche Markt für Shooter einfach einbricht, weil die Dinger nicht mehr verkauft werden dürfen. Aber gut, dann macht eben jemand anderer das Geschäft...
Ich find's übrigens sowieso irgendwie witzig, wie mit diesen Spielen in Deutschland umgegangen wird - da muss virtuelles Blut umgefärbt werden, damit's nicht echt aussieht, da müssen aus menschlichen Gegnern Aliens oder dergleichen gemacht werden. Finde ich echt lächerlich; ihr habt überhaupt eine ziemlich strenge Zensur, kommt mir vor... also jetzt im Vergleich zu Ö, da kann ich in einen Laden marschieren und mir FSK 18-Versionen von Splatterfilmen holen, wenn ich das will - Filmen, die ich bei Amazon nur brutalst geschnitten kriege.
Shiny. Let's be bad guys.