![Tex Murphys neues Adventure im Test Tex Murphys neues Adventure im Test](https://www.adventurecorner.de/_thumbs/images/TeslaScreens/TeslaEffect 2014-05-09 17-49-45-88_w1110.jpg)
Noch in den 90ern hatte die 'Tex Murphy'-Reihe durchaus Kultstatus. Erwarten darf man sich hier markige Sprüche, witzige Krimi-Fälle, knackige Rätsel und filmische Zwischensequenzen mit echten Schauspielern. Selbst anderthalb Jahrzehnte später sind diese FMV-Adventures aber noch nicht in Vergessenheit geraten. Vielleicht allerdings auch deshalb, weil der letzte Teil, wegen eines Cliffhangers, wie eine offene Wunde bei den Fans zurückblieb.
Dank Kickstarter konnte Big Finish Games diese längst überfällige Rechnung nun doch noch begleichen und mit 'Tesla Effect' die Fortsetzung nachreichen. Inwiefern das investigative Menü den Erwartungen gerecht wird, haben wir uns im Test für Euch genauer angesehen. Erhältlich ist es für den PC und für Mac (GOG, Steam. Humble Store).
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Tesla Effect: A Tex Murphy Adventure
- Entwickler
- Big Finish
- Publisher
- Atlus
- Release
- 7. Mai 2014
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.texmurphy.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- -> Review zu 'Tesla Effect'
- Trailer zu Tesla Effect • Bei Youtube ansehen
- Bei GOG
- Bei STEAM
- Im HUMBLE STORE
- Offizielle Webseite
3 Kommentare
An dieser Stelle würde ich nun auch gerne ein paar subjektive Gedanken loswerden:
Ich bin letztlich ein wenig zwiegespalten zwischen meiner Rolle als langjährigem Fan und jeglichem Anspruch an Game-Design im Jahr 2014.
Für mich als Fan war es eine riesige Freude, all die großartigen Charaktere wiederzusehen und endlich wieder die Chandler Avenue langzuschlendern. Die FMV-Qualität hat natürlich einen großen Sprung gemacht und zeigt deutlich, wozu das Medium unter den richtigen Voraussetzungen in der Lage wäre.
Schauspielerisch bin ich insgesamt zufrieden. Die Bewohner der Chandler Avenue sind ja quasi allesamt keine Schauspieler und machen das auf ihre schrullige Art gewohnt gut. Was die Neulinge angeht, war ich weitestgehend zufrieden. Jodi Russell als neue Flamme von Tex fand ich ganz, ganz toll. Ariel Bauers (Name der Schauspielerin vergessen), offensichtlich großer Botox-Fan und nur als Ersatz in letzter Sekunde eingesprungen, empfand ich hingegen als richtig grottig. Insgesamt haben die positiven Eindrücke allerdings überwogen, was die Neulinge angeht. Die Performance von Michael York in Overseer bleibt nach meinem Empfinden dennoch unübertroffen.
Apropos Overseer: Ich mag den Slapstick-Humor von Tex und habe mich in dieser Hinsicht gut unterhalten gefühlt. Allerdings hat Chris Jones in Overseer bewiesen, dass er viel mehr als nur Comedy zu bieten hat. In diesem Zusammenhang kann man schon fast von einem Rückschritt reden, was die Anforderung an den Schauspieler Chris Jones angeht.
Generell hätte ich gerne mehr ernste Elemente a la Overseer gesehen, auch wenn das natürlich völlig subjektiv ist. Letztlich bin ich aber trotz allem sehr zufrieden mit Chris Jones und für mich ist Tex auch im Jahr 2014 immer noch einer DER herausragenden Adventure-Protagonisten.
Ganz, ganz toll (wie immer bei Aaron Conners) waren mal wieder die Dialoge. Ich kann die meisten humorvollen Adventures nicht ausstehen, aber die humoristischen Dialoge von Conners treffen (z.B. im Gegensatz zu einem Jan Müller-Michaelis) genau meinen Nerv. Was Dialoge angeht, ist Conners neben einem Dave Gilbert für mich definitiv einer der „großen Meister“ seiner Zunft.
Den Plot habe ich als sehr spannend und relativ komplex konstruiert empfunden. Nach meinem Eindruck bleiben einem je nach eingeschlagenem Pfad gewisse Antworten vorenthalten, die auf Pfad X hingegen geboten werden. Insofern kann ich jetzt nicht behaupten, zu 100 Prozent alles durchschaut zu haben, aber ich habe mich in der Hinsicht bestens unterhalten gefühlt und siedle Aaron Conners auch im Bereich der Story-Konstruktion ganz oben an. Mir persönlich geht ein wenig auf die Nerven, dass er einen Hang dazu hat, irgendwann zu sehr ins Unglaubliche zu kippen, aber das hat mich z.B. auch schon am Ende von Three Cards to Midnight gestört. Oder auch bei Gabriel Knight 3, um mal ein Beispiel einer anderen Autorin zu nennen.
Wie auch immer… insgesamt beide Daumen hoch für Aaron Conners.
Wirklich gestört hat mich letztlich das Design, das in der 2. Hälfte für ein Spiel im Jahr 2014 eine Katastrophe ist. Nachdem in den ersten vier Kapiteln noch eine richtig tolle – und halbwegs organische - Mischung aus FMV und Interaktion abgeliefert wird, artet das Spiel dann in den Kapiteln 5 (Sesen), 7 (Swamp House), 8&9 (Tesla Society) in einen Rätsel-Overkill aus, der 0,00000 % mit der Story verknüpft ist. Der ganze Fluss der vorherigen Kapitel ist auf einmal weg und ich muss ohne jegliche Unterbrechung (!!!) gefühlt 1000 Inventar-Rätsel, Logik-Rätsel und sonstige Rätsel in teilweise riesigen Umgebungen (Tesla Society) lösen. Für Hardcore-Rätsel-Fans vielleicht ganz toll, aber wer nach einer guten Symbiose aus Story und Gameplay sucht, mag diese Kapitel als ähnliche Qual wie ich empfinden.
Gut… nachdem dann die Tesla Society endlich überstanden war, hatten die letzten Kapitel wieder einen sehr guten Fluss, wobei eben auch die Interaktion plötzlich extrem runtergefahren wurde. Wenn ich das Spiel als Gesamtwerk betrachte, irgendwie ein sehr unausgewogenes Verhältnis der Spielelemente.
Ehrlich, ich persönlich hätte 0 Probleme, wenn man das Gameplay insgesamt stärker beschnitten hätte und dafür wiederum einen konstanten Fluss der Story hätte präsentieren können. Diese „Rätsel-Amoklauf-Kapitel“ haben mich über Stunden total rausgerissen und das darf einem storybasierten Spiel im Jahr 2014 nach meinem Empfinden nicht passieren. Der Hinweis "das war 1996 in der Pandora Akte aber auch schon so" darf heute in meinen Augen nicht mehr gelten. Als Neuling hätte ich die Tesla Society wahrscheinlich nie beendet. Mal ganz davon abgesehen, dass extrem viele Rätsel keinerlei Bezug zur Handlung hatten und man ständig das Gefühl hatte, ich löse nur Rätsel, damit ich etwas zu tun habe.
Und trotz dieser Kritik hat mir Tesla Effect viel, viel mehr Spaß gemacht, als irgendein klassisches (!) Adventure der letzten Jahre, denn die Tex-Murphy-Welt, samt ihrer Figuren und dem typischen Flair der Serie ist für mich auch heute noch in der internationalen Top-Elite des Genres anzusiedeln.
Gleichzeitig hätte ich mir gewünscht, die Serie hätte sich ein wenig von ihren Genre-Fesseln gelöst und sich mehr von z.B. Telltale beeinflussen lassen, als von rückständigen Design-Ideen aus dem Jahre 1994. Mit einer ausgewogeneren zweiten Hälfte hätte Tesla Effect (vielleicht unter der Voraussetzung, dass die Ingame-Grafik etwas aktueller wäre) mit seiner starken FMV-Präsentation, guten Story, genialen Dialogen und teils denkwürdigen Charakteren vielleicht durchaus etwas mehr Aufmerksamkeit erweckt. Damit hätte man wohl auch in Reviews der englischsprachigen Mainstream-Presse besser abgeschnitten.
Populäre Meinung in selbigen Reviews ist ja in der Tat (ich sage nur Richard Cobbett), dass das Spiel in der zweiten Hälfte eine Bruchlandung hinlegt, nachdem die erste Hälfte wesentlich stärker war.
So bleibt ein Liebhaberprojekt für Fans, dem man an jeder Ecke anmerkt, wieviel Herzblut in das Projekt geflossen ist. Ein Projekt, das sich genau an die Leute richtet, die das Projekt auf Kickstarter unterstützt haben. Big Finish hat seine Versprechen gehalten und ich habe mich letztlich – trotz der Schwächen – sehr gut unterhalten gefühlt und hoffe, völlig unabhängig von dieser Serie, inständig auf eine neue FMV-Generation, die nicht nur technisch die 90er weit hinter sich gelassen hat.
Oh ja, alleine in der Tesla Society habe ich glaube ich zwei Stunden gebraucht nur um die blöde Munition für die Pistole zu finden, um endlich die Annäherungsmine zu deaktivieren. War schon kurz davor, in den Casual Modus zu wechseln und alles nochmal zuspielen, ehe ich dann doch fündig wurde.
Ach ja, und wenn eine Figur dem Spieler erklären muss, wohin er gehen soll, obwohl sie den Ort eigentlich genausowenig kennen sollte, dann stimmt da meistens was nicht *gg*. In der Tesla Society kam mir das manchmal so vor. Wobei ich die Stimmung dort mochte. War irgendwie wirklich etwas gruselig
Die neue Flamme von Tex fand ich auch klasse!! War für mich wahrscheinlich die stimmigste Besetzung, neben dem Darsteller von Jim Slade, der auch sehr viel Ausstrahlung hat.
Ich hoffe jedenfalls auch sehr, dass es noch eine Fortsetzung gibt und die dann ohne das Suche von Bruchstücken, Symbolen und dergleichen auskommt. Oder wenn schon, dann sollte es alternativ einen vernünftigen Lösungsweg gäben. Das fände ich auch okay