Ein ganzes Wochenende lang waren wir vor Ort in Erfurt bei den Entwicklern von 'Sunrise', um deren Adventure-Erstlingswerk für Euch ausgiebig anzutesten. Zuvor bekannt für lobgepriesene Zugsimulationen, wagen die TML-Studios den Sprung in die 3rd-Person Point 'n Click Adventure-Dimension und schicken sich an das Genre auf ihre ganz eigene Art und Weise zu evolutionieren.
The Big Apple
Die drei New Yorker Mid-Zwanziger Rydec, Max und Brian sind schon seit der Schulzeit eng befreundet und haben einen gemeinsamen Traum: Ein besseres Leben und den Nobelpreis. Um dieses Ziel zu erreichen, schlagen sie sich unzählige Nächte um die Ohren, um an einem Gerät zu arbeiten, welches die Welt verändern soll. Doch als ihre Erfindung endlich soweit ist getestet zu werden, geht dabei etwas gründlich schief. Nach erfolgtem Experiment sind bis auf die Drei und eine zunächst unbekannte Frau, alle Menschen wie vom Erboden verschluckt.
Nun liegt es an dem Spieler das Schicksal der Vier, in der Rolle von Rydec, wieder zum Guten zu wenden. Doch was ist überhaupt geschehen? Gibt es einen Weg zurück? Die Antwort auf diese und andere Fragen könnt Ihr im Januar 2008 ergründen, wenn das Spiel im Handel erscheint.
Alles neu macht der … Winter 2007!
Schon auf der offiziellen (Realtime-)Homepage machen die Entwickler in der Rubrik „Story“ klar, dass es sich bei 'Sunrise' um kein klassisches Adventure handelt. Viel mehr wollen sie ihr Spiel als interaktiven Film mit packender Story und hohem Unterhaltungswert verstanden wissen. Wer jetzt Minispiele, Actionsequenzen oder gar Kistenschieberätsel à la Baphomets Fluch 3 erwartet, kann jedoch beruhigt sein. 'Sunrise' kommt ganz ohne künstliche Spielzeitverlängerer aus. Die Änderungen gegenüber dem „klassischen“ Adventure liegen auf anderer Ebene. Das größte Novum stellt wohl das Inventar dar: Es gibt keins! Das heißt, gewissermaßen gibt es schon eins, nur kann man es nicht so verwenden, wie man es üblicherweise aus Adventures gewohnt ist. Ein Beispiel: Rydec findet hinter der Sonnenblende eines PKW den passenden Zündschlüssel. Der gebranntmarkte Adventurespieler will sich nun direkt ins Inventar begeben, um dort den Schlüssel auszuwählen, der wiederum auf das Zündschloss angewendet wird. Doch nicht so bei 'Sunrise'. Hier wird einfach mit einem Linksklick auf das Zündschloss das bewirkt, was ohnehin auf der Hand liegt: Das Starten des Motors. Einziger Nachteil dieser Neuerung: Gegenstände können nicht miteinander kombiniert werden, was die Rätselbandbreite ein wenig einschränkt. Ansonsten freundet man sich schnell mit diesem Konzept an, da wildes Rumprobieren gar nicht erst aufkommen kann und somit der Anspruch des Spiels, ein interaktiver Film zu sein, unterstützt wird.
Coole Typen, harte Sprüche
In filmischer Qualität kommen auch die Dialoge (und Monologe) daher. Rydec liefert sich das ein oder andere Mal sehr unterhaltsame Wortgefechte mit seinem Freund Max, lässt sich von Brian die aktuelle Situation erklären (ohne dabei auch nur ein Wort zu verstehen) oder hat zu so gut wie jedem Gegenstand einen lustigen Spruch auf den Lippen. Insgesamt besitzt das Spiel mehr Dialogzeilen als das schon sehr textlastige 'The Moment of Silence'. Wem zu viel geredet wird, der kann jederzeit im Optionsmenü auf eine dialogreduzierte Variante umstellen, die ca. ein viertel weniger Text enthält.
Richtig Leben bekommen die Charaktere durch die durchweg hochklassigen Sprecher eingehaucht. Rydec wird beispielsweise von Andreas Fröhlich, welcher als Synchronstimme von Edward Norton und John Cusack bekannt ist, gesprochen. Torsten Michaelis (Wesley Snipes, Martin Lawrence) übernimmt den Part von Max. Die Dialogregie wurde im hauseigenen Tonstudio von Thomas Langelotz höchst persönlich vorgenommen und das Ergebnis ist hervorragend. Fehlbetonungen, die den Sinn ganzer Sätze zunichte machen und in weniger aufwendig produzierten Adventures leider immer wieder vorkommen, sind bei 'Sunrise' nicht zu finden.
Hört, hört!
Auch fernab der Dialoge belohnt einen 'Sunrise' mit einem musikalischen Ohrenschmaus. Um es kurz zu machen: Der Soundtrack ist schlichtweg erstklassig. Wer auch nur einigermaßen für (Punk-)Rock Musik zu begeistern ist, der wird bei diesem Spiel voll auf seine Kosten kommen - das heißt, nicht ganz. Leider wird das Vorhandene zu selten im Spiel eingesetzt. Außer in Zwischensequenzen kommt man nur über ein im Spiel vorhandenes Autoradio in den Genuss der Musikstücke. Man kann nur hoffen, dass sich bis zum Release noch etwas daran ändern wird.
Rätsel
Rätseltechnisch verfolgt man bei den TML-Studios mit 'Sunrise' das Prinzip der „dezenten Beimischung zum interaktiven Film“. Man merkt recht deutlich, dass man nicht beabsichtigte den Spielfluss durch allzu harte Kopfnüsse zu unterbrechen. So musste während der Spielphase nur sehr selten auf die integrierte Hilfefunktion zurückgegriffen werden. Doch wenn man sie einmal benötigte, war zu jedem Zeitpunkt der nötige Hinweis parat. Dies wird vor allem Neueinsteigern oder Gelegenheitsspielern zu Gute kommen.
Was im Bereich der Rätsel jedoch sehr lobend zu erwähnen ist, ist die Möglichkeit, bestimmte Aufgaben auf verschiedene Art und Weise lösen zu können. Dies könnte zum Beispiel so aussehen, dass man für das Öffnen einer Tür die Wahl hat, diese entweder mit einem Brecheisen aufzustemmen oder mit dem gut versteckten Schlüssel aufzuschließen. An einer Stelle läuft das Spiel sogar ganz zweigleisig und man muss sich entscheiden, ob man zu Ort A oder Ort B gehen will. Eine der beiden Varianten fällt, je nachdem für welche man sich entscheidet, weg. Dies erhöht den Wiederspielwert und zeigt den Aufwand den die Entwickler betrieben haben, um 'Sunrise' nicht, wie die meisten anderen Adventures, vollkommen linear ablaufen zu lassen.
Grafik
Dass die Entwickler extra vor Ort in New York waren und dort tausende Bilder geschossen haben, um sich für 'Sunrise' zu inspirieren, sieht man dem Spiel sofort an. Die vorgerenderten Hintergründe erreichen teilweise nahezu fotorealistische Qualitiät und bringen in jedem Fall den Flair der US-Ostküstenmetropole auf den Bildschirm. Die Charaktere wirken dagegen ein wenig detailärmer, passen sich aber gut in die Umgebung ein. Die Animationen könnten ein wenig feiner und umfangreicher sein, insgesamt gehen sie aber in Ordnung.
Auch wenn man meistens alleine in den Straßen Manhattans unterwegs ist, wirken die Settings nicht steril oder unbelebt - vorbeiziehende Wolken, Raucheffekte, Regen o.ä. sorgen dafür.
Mit 'Sunrise – The Game' erwartet uns im Januar, so viel sei verraten, ein Adventure erster Güte. Vor allem zeichnen die erstklassigen Synchronsprecher, gepaart mit tollen Dialogen, schicker Grafik und der hervorragende Soundtrack das Spiel aus. Wer von guten Dialogen nicht genug bekommen kann, der wird voll auf seine Kosten kommen. Am besten wird man 'Sunrise' zusammen mit anderen spielen, denn wer geht schon gerne alleine ins Kino?
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Sunrise: The Game
- Entwickler
- TML Studios
- Publisher
- Aerosoft
- Release
- 31. Januar 2008
- Webseite
- http://www.sunrisethegame.de/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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