'Maniac Mansion' kennt vielleicht nicht jeder Adventure-Spieler. 'Zak McKraken' auch nicht. Spätestens 'Monkey Island' ist aber so ziemlich allen Genrefreunden ein Begriff. Alle diese Spiele und ihre Geschichten wurden von Ron Gilbert mit entwickelt. Entsprechend groß war die Vorfreude, als Ron Gilbert im Jahr 2011 davon sprach, dass er ein neues Spiel entwickelt, das "Fans der alten Adventure Games mögen werden." Inzwischen wissen wir, dass es sich dabei um 'The Cave' handelt, das bereits im Januar erscheinen soll. Aus diesem Anlass hatte Publisher Sega zu einem Event nach Hamburg geladen, bei dem wir die Höhle selbst erforschen konnten. Wir sind dem Ruf gefolgt und verraten Euch in unserer Vorschau, wie viel Adventure in 'The Cave' steckt.
Mit drei von sieben Charakteren geht es in die Höhle.'The Cave' steht vom eigentlichen Thema her ganz im Zeichen der ersten Adventures. In Spielen wie 'Colossal Cave' aus der Genre-Frühzeit geht es ebenfalls um das Erforschen von Höhlen. Und genau daran will Ron Gilbert nach eigener Aussage mit 'The Cave' erinnern. Nun ist es soweit und wir können unsere ersten, eigenen Schritte in dem von Sega und Gilbert als Adventure bezeichnetem Spiel wagen. Zuerst dürfen wir uns aus sieben verschiedenen Charakteren drei aussuchen, mit denen wir die Höhle bereisen wollen. Das erinnert schon sehr an 'Maniac Mansion'. Und wie im Klassiker von 1987 bedeutet jeder Charakter andere Stärken und Schwächen. Das wiederum hat Einfluss auf das gesamte spätere Spiel. Für unsere ersten Schritte stehen uns ein Hillbillie, Zwillinge und eine Wissenschaftlerin zur Verfügung. Wir starten und laufen ein paar erste Schritte in die Höhle hinein. Da ertönt plötzlich eine Stimme: Die Höhle spricht zu uns. Oder besser gesagt: Sie erzählt die Geschichte. So erfahren wir vom großen Wunsch des Hillbillies, der doch endlich einmal eine Freundin haben möchte. Warum er nun ausgerechnet in einer mystischen Höhle nach der Frau an seiner Seite sucht, erfahren wir in dem kurzen Abschnitt hingegen nicht. Das komplette Spiel wird diese Information aber vermitteln. Allerdings wissen wir von den Spezialfähigkeiten der Charaktere. So kann der Hillbillie sehr lange die Luft anhalten (habe ich da jemand Guybrusch rufen hören?) während die Forscherin keine Probleme mit freiliegenden Kabeln und Starkstrom hat. Beide Fähigkeiten kommen schon bald zum Einsatz, denn schon bald steht die kleine Gruppe vor einem Durchgang, der komplett unter Wasser steht. Versuchen sich die Zwillinge oder die Wissenschaftlerin, die übrigens stark an Edna aus 'Maniac Mansion' erinnert, an dem Hindernis, geht ihnen irgendwann die Luft aus und sie sterben. Das ist in 'The Cave' freilich nicht so schlimm: Der verstorbene Charakter taucht sofort wieder auf, an einem sicheren Punkt kurz vor dem letzten, tödlichen Schritt.
Der Hillbillie braucht unbedingt einen Teddybären.Doch zurück zum wassergefluteten Durchgang: Mit dem Hillbillie wagen wir den Sprung ins Wasser und dank seiner Spezialfähigkeit schaffen wir es auf die andere Seite. Hier finden wir einen Jahrmarkt! Und eine der Hauptattraktionen ist dieser Freak, die zweibeinige Frau. Der Hillbillie verliebt sich über beide Ohren und will die gute Dame beeindrucken. Dafür aber braucht er die Hilfe seiner Begleiter, die noch vor dem Durchgang stehen. Getrennt entweder durch das unüberbrückbare Wasser oder durch eine eingestürzte Felswand. Wie gerufen kommt da die Dynamitstange, die wir an einer Fackel entzünden und damit den Weg für die beiden anderen Charaktere frei machen.
Nun geht es endlich daran, das Herz der zweibeinigen Frau zu erobern. Dazu müssen verschiedene Tickets gesammelt werden, mit denen man im Jahrmarkt bezahlen kann. Während das erste Ticket quasi direkt vor der Nase liegt, verstecken sich die anderen recht gut. Mehr als einmal müssen die Charaktere verschiedene Tricks anwenden oder Rätsel lösen.
Die Rätsel: Klassisch
Ein Level aus The Cave: Je nach Charakterwahl kommen wir in andere Bereiche des Spiels.Auch wenn man es so nicht unbedingt erwarten würde, gestalten sich viele der Rätsel in 'The Cave' ähnlich wie in klassischen Adventures. Hier müssen andere Charaktere abgelenkt werden, dort muss ein bestimmter Gegenstand gefunden, an anderer Stelle verändert und schließlich richtig kombiniert werden. Trotzdem spielt sich 'The Cave' komplett anders als klassische Point- & Click-Adventures, zumindest an Konsolen. Grund ist hier natürlich die direkte Steuerung der Charaktere per Gamepad. Für den PC versprach uns Ron Gilbert tatsächlich eine klassische Maussteuerung, bei der ich als Spieler einfach nur irgendwo hin klicken muss, um den Charakter zum gewünschten Ziel zu bringen. In wieweit das dann mit den (recht einfachen) Hüpfeinlagen kollidiert, wird sich zeigen müssen, denn 'The Cave' lebt zu einem gewissen Teil auch von seinen Leveln. Darin kann sich der Spieler wie in jedem Jump n Run relativ frei bewegen, klettern, schwimmen, tauchen und hüpfen. Es besteht zumindest die Befürchtung, dass dieser Teil des Spiels mit der Maus recht langweilig werden könnte. Am PC darf dann aber auch auf eine Tastatursteuerung zurückgegriffen werden, so sollen sich die Charaktere auch per WASD durch die Höhle bewegen lassen.
Das Inventar: Nicht so groß…
Wer genau hinschaut, findet Anspielungen auf andere Gilbert-Titel.Ungewohnt mutet für Adventure-Spieler Gilberts Designentscheidung an, fast gänzlich auf ein Inventar zu verzichten. Vorbei ist die Zeit, in der man rote Heringe, Gummihühnchen mit Karabinerhaken und gigantische Q-Tips in seinen Taschen herumschleppte: In 'The Cave' kann jeder Charakter nur noch genau ein Objekt tragen. Welches das ist, sieht man dann auch direkt am Screen, denn der Charakter hält den Gegenstand gut sichtbar in der Hand. Dadurch entfallen auch Inventarrätsel jeglicher Art. Warum sich Ron Gilbert zu diesem Schritt entschlossen hat, verrät er im Interview mit uns.
Multiplayer
Team-Arbeit ist auch vor dem Monitor gefragt.'The Cave' muss nicht allein gespielt werden. Bis zu drei Spieler können sich vor dem Bildschirm versammeln und miteinander Höhlenforschung betreiben. Aktiv spielen kann jedoch immer nur ein Spieler. Übernimmt jemand anders die Steuerung, schaltet 'The Cave' auf dessen Charakter um und entzieht den anderen Spielern die Kontrolle. Ron Gilbert erklärt das damit, dass es beim gemeinsamen Spielen meist einen aktiven und einen oder mehrere passive Spieler gibt, die dem Geschehen auf dem Bildschirm zusehen. Hat nun einer der Zuschauer eine Idee, muss man das Gamepad erst weiterreichen. Das ist bei 'The Cave' nicht notwendig, da jeder Spieler von vornherein ein eigenes Gamepad haben kann.
Nein, ein Adventure im klassischen Sinn ist der nur als Download erhältliche Titel 'The Cave' ganz sicher nicht. Auch durch die für den PC angekündigte Point- & Click-Steuerung dürfte es nicht mehr dazu werden. Vergleichen kann man es wohl am ehesten mit dem Puzzle-Plattformer 'The Lost Vikings'. Trotzdem könnte man das Spiel durchaus dem Genre zuordnen. Sicher ist die von Jump n Runs inspirierte Steuerung auf den ersten Blick ungewöhnlich. Sie erfordert aber kein besonderes Timing oder genaue Sprünge und stört somit nicht beim Erforschen der Höhle. Anders ist das beim fehlenden Inventar. Das führt dazu, dass man Gegenstände unter Umständen irgendwo deponiert, um die Hände für eine andere Aufgabe frei zu haben. Wird der erste Gegenstand später doch noch einmal benötigt, geht die Suche aufs Neue los – zumindest sofern man sich nicht gemerkt hat, wo man den Gegenstand abgelegt hat. Das wäre durch ein echtes Inventar vermieden worden. In einem Punkt können wir Ron Gilbert aber Recht geben: Mit 'The Cave' werden auch Fans der klassischen Adventures ihren Spaß haben, denn uns hat der erfrischend andere Ausflug in die Höhle wirklich gefallen.