Die Adventurespiele, die dem LucasArts-Klassiker 'Monkey Island' nacheifern möchten, sind mittlerweile Legion. 'Willy Morgan and the Curse of Bone Town' reiht sich mehr oder weniger nahtlos ein, was sich nicht nur im Titel wiederspiegelt. Die Vollversion des Point-and-Click-Adventures aus dem Hause imaginarylab soll im -August 2020 veröffentlicht werden. Wir haben uns vorab den derzeit spielbaren Auftakt des Spiels genauer angesehen.

Piraten? Piraten!

So viele Referenzen
Ganz ehrlich: Tiefe Verneigungen vor 'Monkey Island' sind ja durchaus angebracht. Allerdings ist der gefühlt 1000. Versuch, ein Adventure im Geist von 'Monkey Island' zu schaffen, sehr ermüdend. Denn einerseits schränkt das die Entwickler deutlich ein – sie müssen versuchen, den Humor richtig hinzubekommen, orientieren sich an den abstrusen Rätseln (allerdings ohne derzeit denselben Schwierigkeitsgrad zu erreichen, siehe dazu weiter unten), teilweise an Gameplay-Elementen – da geht die eigene Kreativität leider gerne mal ein Stück weit verloren, und das ist richtig schade. Andererseits wird der Stellenwert des Originals durch solche Hommagen etwas beschnitten bzw. gemindert, was ja mitunter auch durch Fortsetzungen passieren kann, von denen man sich teilweise wünscht, es gäbe sie nicht.
Ermüdend sind auch die zahlreichen Anspielungen auf Phänomene der Popkultur, – so werden die Bücher in einem Regal Autoren wie „J. Sparrow“, „G. Threepwood“ oder „H. Jones jr.“ zugeschrieben, was ich persönlich nur mäßig originell gefunden habe. Auch, dass Willy sich an einer Stelle wünscht, er hätte ein Gummihuhn – nett, aber von originell leider auch meilenweit entfernt. Nun gibt es sicher genug Spieler, die sich über solche Anspielungen freuen. Das sei auch jedem unbenommen. Bei anderen Spielern kann sich allerdings auch irgendwann ein Gefühl der Übersättigung einstellen. Und das ist hier leider der Fall. Natürlich können wir an dieser Stelle nicht beurteilen, wie 'Monkey Island'-mäßig das komplette Spiel sein wird oder ob die Dichte an Referenzen beibehalten wird. Es wäre aber schön, wenn die Story nicht von Anspielungen überlagert wird und als eigenständige Geschichte bestehen kann.
Gute Optik...

...aber noch unvollständige Sprachausgabe
Die gute Nachricht: 'Willy Morgan and the Curse of Bone Town' verfügt über eine (englische) Sprachausgabe. Die schlechte: Bislang ist das Spiel nicht komplett lokalisiert. Wir hören Willy nur in den ersten 30 bis 45 Minuten sprechen hören, was die Beurteilung aller Sprecher zu diesem Zeitpunkt schwierig macht. Willy selbst hat eine angenehme, wenn auch etwas zu erwachsene Stimme verpasst bekommen, macht aber einen ersten guten Eindruck. Auf die übrigen Sprecher müssen wir bis zum Release warten.
Die Musik passt zwar gut zum Setting, soweit sich das aktuell beurteilen lässt, geht aber nicht wirklich ins Ohr und hat leider etwas Beliebiges. Möglich, dass sich auch das noch bis zum Release ändert. Gut gelungen sind dafür die Hintergrundgeräusche, die an passenden Stellen eingesetzt werden, ohne den Spieler mit einer Geräuschlawine zu überrollen. Das passt also gut.
Einsteigerfreundliche Steuerung
Zu Beginn des Spiels erwartet uns ein optionales Tutorial, das für Adventure-Neulinge hilfreich sein könnte, aber aufgrund der intuitiven Steuerung eigentlich nicht notwendig ist. Wir brauchen lediglich die Maus, um Willy durch die Gegend zu scheuchen oder um mit der Umgebung zu interagieren. Ein Rechtsklick lässt uns Inventargegenstände und Dinge bzw. Menschen in der Umgebung näher betrachten, teilweise führt das auch zu recht launigen Kommentaren Willys. Hotspots können über die Esc-Taste angezeigt werden, das Inventar befindet sich am unteren Rand des Bildschirms und füllt sich sehr flott. Gegenstände, die nicht mehr benötigt werden, verschwinden nach dem Gebrauch.
Wir bauen ein Fahrrad - die Aufgaben

Besonders schwierig ist das alles nicht, auch Neulinge dürfte der zumindest anfangs niedrige Schwiergkeitsgrad nicht abschrecken. Ob die Aufgaben noch anspruchsvoller werden, lässt sich derzeit nicht abschätzen. Auch das wird erst die Vollversion zeigen.
Es ist nun wirklich nicht leicht, zum jetzigen Zeitpunkt ein seriöses Urteil abzugeben. Dafür ist die Preview etwas zu kurz, dafür sind die zahlreichen Referenzen auch noch zu dominant. Das fertige Adventure kann entweder richtig gut und unterhaltsam werden oder ein weiterer Versuch, die Genialität von 'Monkey Island' erneut aufleben zu lassen. Um der Kreativität der Entwickler willen ist zu hoffen, dass es die erste Variante wird. Potenzial ist nämlich durchaus da, soweit sich das derzeit beurteilen lässt, und Willy selbst ist ein echter Sympathieträger, den man gerne weiter begleiten möchte.
Die Länge des fertigen Spiels ist noch nicht genau absehbar, ebenso wenig der Schwierigkeitsgrad. Bei den Sprechern ist vorsichtiger Optimismus angesagt. Denn wenn alle Sprecher ihre Sache so gut machen wie der des Willy Morgan, dann gibt es in dieser Hinsicht ebenso wenig zu meckern wie bei der gelungenen 2D-Grafik. Wir sind jedenfalls gespannt auf das Endergebnis, das etwa im August 2020 vorliegen dürfte.
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Willy Morgan
- Entwickler
- imaginary Lab
- Publisher
- VLG Publishing
- Release
- 11. August 2020
- Art
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Independent
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Publisher und Entwickler: imaginary Lab
4 Kommentare
Eine Anmerkung noch: Der letzte Satz im Fazit ist noch unvollständig.