Nach fünf Jahren Entwicklungszeit ist das SciFi-Adventure 'Old Skies' für Windows PC, Mac und Linux verfügbar. Dahinter steckt das amerikanische Indie-Studio Wadjet Eye Games, das sich mit 'Unavowed' und der 'Blackwell'-Serie einen Namen gemacht hat. Das neue Point-and-Click-Abenteuer handelt von Zeitreisen, den damit verbundenen Nebenwirkungen und der von Zweifeln geplagte Agentin Fia Quinn. Im Test erfahrt ihr mehr darüber.


Gameplay im Zeichen der Exploration und Informationsfindung

Informationsfindung ist essentiell. Das passiert etwa durch das Suchportals der Zeitreise-Firma. Erfahren wir den Vornamen einer relevanten Person, ist dieser im Portal wählbar. Gleiches gilt für den Familiennamen und ähnliches. In jedem Abschnitt stehen nur ein paar Begriffe zur Auswahl, was die Lösungsfindung überschaubar macht und Frust vermeiden soll. Durch die ChronoZen-Datenbank erfahren wir etwa mehr über das Ableben einer Person, vergangene Beziehungen, Wohnorte und sonstige relevante Vorkommnisse. Konversationen und – manchmal verschlüsselten - Notizen spielen ebenfalls eine große Rolle. Beispielsweise finden wir für den Türcode zu einem Gebäude in einer Wohnung eine schriftliche Erinnerungsstütze mit drei Hinweisen die zunächst rätselhaft sind. Also unterhalten wir uns mit anderen Charakteren und durchsuchen Emails und andere Dinge, um den Code deuten zu können.
Entscheidungsmöglichkeiten gibt es in Old Skies, auf wichtige Ereignisse haben wir jedoch keinen Einfluss und die Geschichte wird sehr linear erzählt.

Wiederholung als Rätsel-Element

Dennoch mag es Situationen geben, die an Trial-and-Error erinnern und wo besagte Wiederholungen lästig werden können. Etwa im zweiten Akt rund um einen Boxkämpfer, wo wir in einer Bar ein kollektives Ableben verhindern sollen. Einerseits muss man dazu ein Objekt nehmen und richtig platzieren und zugleich im Dialog die richtige Option wählen. Versucht man sein Glück nur im Gespräch, stirbt man unweigerlich. Die Lösung der sehr konstruiert wirkenden "Sterbe-Rätsel" fühlt sich oft nicht so organisch an, wie die anderen Gameplay-Elemente des SciFi-Abenteuers. Lösbar ist alles, doch die Lösung kann an zwei, drei Stellen ein bisschen holpriger als notwendig sein.
Nette Umsetzung mit guter Vertonung

Visuell wurde der für das Indie-Studio typische Grafikstil sichtbar weiterentwickelt. Die Auflösung ist höher (1920x1080 - für die altbewährte AGS-Engine ein großer Sprung), womit nicht mehr von Pixel-Grafik zu sprechen ist. Zwischendurch gibt es sogar kurze, einfach animierte 2D-Zwischensequenzen. Mitunter erinnert der Look an Daedalics Öko-Thriller A New Beginning, das im direkten Vergleich aber optisch zeitgemäßer wirkt. Trotzdem hinterlässt Old Skies optisch einen recht netten Eindruck und die Handschrift von Grafik-Artist Ben Chandler ist spürbar.

Inhaltlich und spielerisch bleibt Dave Gilbert seiner Linie treu. Die Rätsel in 'Old Skies' sind der dichten Story untergeordnet und obwohl viele Aufgaben vom Prinzip her relativ komplex sind, gelangt man durch das enge Gamedesign-Korsett zügig zur Lösung, ohne die kurzweilige Geschichte aus den Augen zu verlieren. Für meinen Geschmack hätte das Gameplay teilweise aber ruhig etwas weniger ausgedünnt sein können. Die Zeitreise-Aufträge können für sich stehen, zugleich treiben sie die Charakterentwicklung stetig voran. In die Protagonistin konnte ich mich dadurch prima hineinversetzen und kein Abschnitt wirkte wie unnötiges Füllwerk. Auch den Umgang mit gleichgeschlechtlichen Beziehungen fand ich angenehm, weil auf jegliches Kommentar verzichtet wird. Über die fix im Narrativ verankerten Sterbemöglichkeiten mit Zurückspulen lässt sich jedoch streiten und beim Finale hätte ich - ohne unnötig ins Detail zu gehen - lieber sämtliche Vorkehrungen selbst getroffen. Dennoch hat mich das SciFi-Adventure bis zum Schluss gefesselt. Die Spielzeit bewegt sich im 10-Stunden-Bereich, was für heutige Verhältnisse mehr als ordentlich ist.
Zusätzliches Fazit von Christiane Biederbeck:
Ein starkes Stück! So würde ich 'Old Skies' in jeder Hinsicht beschreiben. Das Thema des Spiels hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das Zeitreise-Abenteuer um die ChronoZen-Agentin Fia fängt leicht an, gewinnt aber dann rasant Tempo. Das minimalistische Setting bildet einen tollen Kontrast zur dichten Geschichte, die sich nach und nach entwickelt. Was anfänglich wie kleine, unabhängige Geschichten wirken mag, wird nach und nach zu einem großen Ganzen verwoben.
Dabei lässt 'Old Skies' weder seine eigene Hintergrundgeschichte noch die Charakterentwicklung außen vor und bietet zudem ein komplexes und vielschichtiges Spielerlebnis, wie ich es von einem Point-and-Click-Adventure erwarte. Auch von mir gibt es daher eine klare Spielempfehlung.
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Old Skies
- Entwickler
- Wadjet Eye Games
- Publisher
- Wadjet Eye Games
- Release
- 23. April
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award
- Webseite
- https://www.wadjeteyegames.com/games/old-skies/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
11 Kommentare
Old Skies: in Farbe, feine Pixel (anfangs stimmige, leider allzu statische Szenen), bisher spielt's sich ordentlich, ohne wirklich zu begeistern, GOG, ScummVM.
[... off topic...]
Zum Spiel: Hammer! 2025 hat in den ersten 4 Monaten soviel geile Adventures wie es sie sonst in 2 Jahren manchmal nicht gab.
Seltsam nur, dass es etliche erfolgreiche Spiele gibt, die Pixelgrafik besitzen. Ich nenne da nur mal Stardew Valley als Beispiel. Du kannst noch nicht einmal beweisen, dass die Grafik von Hob's Barrow schlechter als die Grafik von Red Dead Redemption 2 ist. Versuchs erst gar nicht.
Valide im Kontext mit Hardware-Limitierungen, seit geraumer Zeit Nerv tötend auf aktuellen Rechner und gerade in der Nische Adventure allzu gegenwärtig. Einer Nische, die dazu neigt sich Bärendienste durch Überhöhungen zu erweisen, siehe ...
Überfällig: Je früher das endet, desto besser. Ein Plus für jedes Adventure das sich endlich weiterentwickelte, so auch Old Skies oder Daedalic, die Pionierarbeit leisteten. Entwicklung ist wesentlicher Bestandteil der Kunstform Videospiele.
Du kannst es Dir ja versöhnlich reden: Es ist keine Entscheidung gegen Grobes, sondern eine für Hochauflösendes, der Normalität.
Du neigst dazu, deine persönliche Vorlieben als universell gültige Maxime darzustellen. Spiele mit Pixel-Grafik sind genreübergreifend nach wie vor sehr beliebt und erzielen große Erfolge.
Wir reden aber schon noch von Grafik? Da wäre Old Skies massiv veraltet.
Na, den Beweis dafür, dass Hochauflösendes besser als Grobes ist, hast du natürlich nicht liefern können. Ich hatte doch gesagt, dass du es gar nicht erst versuchen solltest.
Du bist ein klassischer Gatekeeper, der festlegen will, was normal, was gut und was schlecht sei. Hinfort mit dir!
Wenig begeistert das Spiel mit Wiederholungen in Form von Laufe von A zu B zu A zu B etc. für benötigte Informationshäppchen - vielleicht ein Spaß für Leute, die Detektiv-Arbeit schätzen - wie durch Wiederholungen durch Tode; bis zu einem gewissen Grad kann das vergnüglich sein, wenn's Sterben kreativ umgesetzt ist - Dragon's Lair - bzw. ein relevanter Lernprozess bei stattfindet, statt das Trial & Error überwiegt.
Weiterer Kritikpunkt sind Rätsel, die eher banal, nüchtern, weniger spaßig und häufig konversationsbasiert wirken. Manches erinnert mehr an die Art 'Papier einsammeln' in Thimbleweed Park statt an 'leuchtende radioaktive Pampe' auf dem Waldweg - schön wäre mehr Fantasie, was die Freude, Rätsel zu lösen, erhöht.
Insgesamt, auch Dank der überwiegend gelungenen Präsentation, geht's als gutes Abenteuer durch, aber nicht als Eier legende Wollmilchsau. Nichtsdestotrotz ist's Gilberts bestes Abenteuer, bisher.