Das wahrscheinlich vorletzte Zombie-Drama von Telltale Games ist seit ein paar Wochen vollständig und soll Klarheit geben, ob und wie es mit Clementine weitergeht. Hauptfigur ist diesmal aber nicht sie, sondern ein ehemaliger Baseball-Profi. Im ausführlichen Review der kompletten Staffel von 'The Walking Dead - A New Frontier' verzichten wir natürlich so gut wie möglich auf Spoiler.
Im Kampf um die Familie
Javier Garcia pflegt seit seiner Kindheit ein ambivalentes Verhältnis zu David, einem Ex-Soldaten, der seinen kleinen Bruder gern als Versager hinstellt und einen Hang zu Gewalt hat. Javi ist allerdings gut darin, ihm einen Grund zu geben. Immerhin hat der ehemalige Baseballspieler seine Karriere selbst zerstört und sein Leben seither nicht in den Griff bekommen.
Clem ist zwar Teil der Gruppe, spielt aber nur eine Nebenrolle |
Der Ausbruch des Zombie-Virus mischt die Karten eines Tages neu. David verschwindet spurlos und Javi kümmert sich fortan um dessen Frau und beide Kinder. Eine Aufgabe mit der er wächst und die ihm eine neue Perspektive gibt. Kaum ein Ort ist sicher vor den zahllosen Untoten, die immer mehr werden und so bleiben sie stets in Bewegung. Zwischendurch ist es notwendig, Häuser, Schrottplätze und andere Plätze nach nützlichen Gegenständen und Nahrung abzusuchen, was immer wieder tödliche Gefahr bedeutet. Auf der Suche nach einem halbwegs sicheren Fleckchen Erde werden sie unfreiwillig getrennt.
Javier setzt nun alles daran, sie zurückzuholen. Sie sind die letzte Familie, die er noch hat. Dabei trifft er auf Clementine, die vielen Spielern von den ersten beiden Staffeln noch bekannt sein wird und die inzwischen fast erwachsen ist. Auch sie hat in den letzten Jahren viel erlebt und ist auf der Suche nach einem Stück Familie...
Typische Telltale-Formel
'A New Frontier' folgt in spielerischer Hinsicht jener Formel, die man schon von 'The Walking Dead 2', oder 'Michonne' kennt. Rätsel gibt es keine, dafür sind oft Entscheidungen zu treffen und selten aber doch ist Erkundung möglich, wobei die Schauplätze sehr überschaubar sind.
Wie Javi emotional zur Frau seines Bruders steht, bleibt uns überlassen. |
Wie so oft bei Telltale Games wirken die meisten Entscheidungen sehr konstruiert und für gewöhnlich hat ohnehin jede Auswahlmöglichkeit einen deutlich negativen Beigeschmack. Von irgendeiner Richtung bekommt man also fast immer die Moralkeule ab. Gegen Ende wird dieses Prinzip wenigstens ein bisschen aufgebrochen. Bleibt zu hoffen, dass die amerikanische Episodenschmiede das in Zukunft öfter probiert.
Ungewohnt ist die Romanze, die im Herzen der Geschichte steht. Darauf muss man sich nicht einlassen und sie wirkt – wie einiges sonst auch – klischeehaft. Angesichts der sehr verworrenen zwischenmenschlichen Konstellation macht sie das Abenteuer dennoch zugänglicher. Das extrem ambivalente Verhältnis zwischen David und Javi wird für die meisten Spieler jedenfalls sehr gewöhnungsbedürftig sein und Clem bekommt man nicht oft zu Gesicht.
Technisch solide Umsetzung
Das Gameplay ist gewohnt simpel und selten anspruchsvoll |
Wie schon bei 'Batman' und 'Guardians of the Galaxy' zeigt sich die Grafik verbessert. Die Animationen sind runder und einige kleine visuelle Effekte haben sich dazugesellt. Verglichen mit den bisherigen Staffeln sicher kein Quantensprung, aber dennoch spürbar. Die Sprachausgabe ist gewohnt überzeugend und die deutschen Untertitel akzeptabel. Auch die Steuerung geht gut von der Hand, was aber kein Wunder ist, da Telltale Games sich auf überaus simple Interaktionsmöglichkeiten beschränkt, ohne etwas Neues zu probieren. Lediglich in der letzten Episode kann es auf manchen Computern zu einem Bug kommen, der das Weiterspielen unmöglich war.
Mit Klischees übertreiben es die Entwickler manchmal und teilweise verdirbt einem das unnötig die Motivation, auch wenn in der nächsten Episode vielleicht mit der Erwartungshaltung gebrochen wird. Die extrem ambivalente Beziehung zwischen Hauptfigur Javier und David ist obendrein sehr speziell. Nicht viele Spieler werden sich hier einfühlen können. Clem ist zwar von den bisherigen beiden Abenteuern vertraut, aber nur eine Nebenfigur. Unterm Strich war die längere Wartezeit bei diesem Sequel vielleicht ganz besonders ein Nachteil, da es immer einige Zeit braucht, um in die gewöhnungsbedürftige Rolle zu schlüpfen und hat man das ansatzweise geschafft, ist die Episode auch schon vorbei. Wer das Zombie-Abenteuer in einem Durchlauf spielt, ist so gesehen im Vorteil. Dennoch gibt es immer wieder positive Aspekte: Das temporeiche Finale ist zum Beispiel sehr rund und Telltales Versuch eine echte Romanze einzubauen, ist ansprechend gelungen. Davon abgesehen schwankt das Niveau der Episoden aber zwischen gut und mittelmäßig. Fast sechs Stunden Spielzeit sind in Summe einzuplanen.
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The Walking Dead 3: A New Frontier
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 30. Mai 2017
- Trailer
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