Er ist ein kleiner, gelber Schwamm und arbeitet in einem Fastfood-Restaurant unter dem Meer: SpongeBob Squarepants wuselt seit geraumer Zeit nicht nur auf der heimischen Mattscheibe umher, sondern macht seit neuestem auch unsere Betriebssysteme unsicher. Ob sich Publisher THQ mit 'Employee of the Month' in trübes oder klares Wasser begab, könnt ihr hier nachlesen.

Auf zum Freizeitpark
Zwölf Mal hintereinander wurde SpongeBob Squarepants von der Fast-Food Filiale Krusty Krabs zum Arbeiter des Monats gekührt. Kein Wunder also, dass dem kleinen Schwammkopf auch der Titel als "Arbeiter des Jahres" zusteht und er somit – zur Überraschung aller – von seinem Chef Mr. Krabs Freikarten für den einzigartigen Unterwasser-Freizeitpark Neptune’s Paradise geschenkt bekommt. SpongeBob schnappt sich sogleich seinen besten Freund Patrick und macht sich bereit für die Abreise, als ihm klar wird, dass er im Grunde keinen blassen Schimmer hat, WO sich Neptune’s Paradise überhaupt befindet. Diese anfängliche Orientierungslosigkeit hindert den kleinen Schwamm allerdings kaum daran, den Weg von Bikini Bottom bis zum begehrten Reiseziel zu suchen - womit eine abenteuerliche, als auch skurril-komödiantische Odyssee ihren Lauf nimmt...
Sponge & Click
Comic-Serien bieten für Produzenten und Publisher vielfach genügend Material, um sie auch in der Sektion „Videospiele“ angemessen vermarkten zu können. Meist bieten sich hier die Ego-Shooter und Jump ’n Run Platformer als angemessene Genres an, um eine Serie schnell und einfach adaptieren zu können. In der Regel ist dann das Produkt nichts weiter, als sinnloser Schrott mit einer riesigen Lizenz dahinter… Doch Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel: AWE Productions, Inc. und der Vertreiber der Nickelodeon Lizenz Nick Games, haben sich zusammen getan, um der bereits vierten SpongeBob-Adaption neuen Charakter zu verleihen. So präsentiert sich Bikini Bottom nun in schönster Classic-Adventure-Manier, inklusive dem bewährten Point & Click Gameplay und massenweise lustiger Dialoge. Dabei wurde mehr Wert auf Übernahme und Kopie von klassischen Elementen gelegt, als auf Innovation und Experimenten.
Ein nostalgischer Abenteuerspieler findet sich deshalb gleich in seiner gewohnten Materie eingebettet: SpongeBob gibt zu jedem angezeigten Objekt einen Kommentar und kann mit x-beliebigen NPCs quatschen, die in Bikini Bottom ihre Wege gehen. Gegenstände werden per Mausklick aufgesammelt und in einer kleinen Truhe am oberen Bildschirmrand angezeigt. Ausserdem können Gegenstände im Inventory erneut untersucht und kombiniert werden. Sogar eine Karte steht dem Spieler zur Verfügung, um sich einfach und schnell zu verschiedenen Locations zu begeben.
Ein 3D-Schamm und vier 2D-Welten
Unser aller Lieblingsschwamm durchstreift während seiner Suche nach dem Freizeitpark unzählige Schauplätze in vier ziemlich verschiedenen Unterwasserwelten (u.a. Bikini Bottom und Rock Bottom). Spielerfigur wie auch alle ansprechbare NPCs wurden als 3D-animierte Objekte in vorgezeichnete 2D-Hintergründe hineingefügt. Den an sich wirklich sauber in Bewegung gesetzten Charakteren wirken leider die eher magere Spielauflösung und eine viel zu schlampig behandelte Unschärfen-Justierung entgegen.
Auch die Hintergründe hätte man mit ein bisschen mehr Liebe zum Detail ausführen können; selbst die oftmals unter viel Zeitdruck produzierten Nickelodeon-Folgen weisen eine genauere und weniger markante Pinselführung auf, als die Locations im Spiel. Dennoch erkennt man klar den Stil und die Machart der TV-Serie wieder. Überall erwarten den Spieler abartig durchdachte, teils skurrile, teils richtig schön abstrakte Schauplätze. Das Unterwasserreich scheint riesig und in seiner Vielfalt kaum zu sättigen zu sein. Fans werden sich vor allem über bekannte Orte, wie das Krusty Krab freuen können. Ausserdem warten viele bekannte Gesichter wie Patrick Star, Mr. Krabs und Squidward neben neuen Charakteren wie Cowfish Craig und Marty Chicken of the Sea darauf, mit dem sympathischen Schwamm Abenteuer zu erleben.
Wässrige Rätselkost Die Altersbeschränkung liegt gemäss der Usk ab 6 Jahren. Dies gilt im Grunde nicht nur für die weniger komplex gestalteten, humoristischen Dialoge, sondern auch für die sehr magere Rätseldichte. Selbst Einsteiger dürften das Spiel nämlich in Windeseile durchgezockt haben. 'Employee of the Month' spielt sich deshalb, als wäre es eine interaktive SpongeBob Folge: Die einzige Aufgabe des Spielers liegt darin, die Geschichte weiterzuführen. Das Weiterkommen wird durch unzählige Elemente im Gameplay und einer (äusserst langweilig synchronisierten) Hilfsfunktion stark vereinfacht. Die Rätsel erreichen kaum LucasArts Niveau und sind bei einigen Stellen auch offensichtlich, wenn nicht sogar völlig vorhersehbar - bringe Objekt Y zu X oder rede mit X um Y zu erreichen / zu bekommen.
Der mit den Fischen tanzt
Die Programmierer haben allerdings viele, für den Spielverlauf zwar unwesentliche, aber dennoch lustige "In-Game-Features" eingebaut. So findet unser Mr. Squarepants z.B. einen Fussball auf einem Parkplatz, den er durch mehrmaliges Klicken in ein Tor schiessen kann, wobei er nach gelingen ein kleines Tänzchen aufführt. Auch solche Minispiele wie Darts wurden integriert, sind aber ebenfalls nur als Abwechslung gedacht und für das Erreichen des Spielendes kaum von Bedeutung.
Das SpongeBob-"Freudentänzchen" findet sich übrigens meist auch nach erfolgreichem Aufsammeln von wichtigen Gegenständen. In einer Landschaft lassen sich des weiteren unzählige lustige, meist 2D-animierte Objekte erkennen, die SpongeBob gegebenenfalls kommentiert. All diese kleineren Elemente erhöhen zwar den Spassfaktor ein bisschen, die Spieldauer bleibt aber dennoch stark eingeschränkt.
Englischer Schwammkopf Funk
Eine Lokalisation fand bei 'Employee of the Month' so gut wie kaum statt. Einzig das Manual und die Verpackung wurden übersetzt. Entsprechend also, um den Charme des TV-Originals zu behalten, wurde das Spiel in der englischen Sprache belassen. Dies soll aber keinen abschrecken: Das SpongeBob-Englisch ist leicht und gut zu verstehen und sollte selbst Anfänger das Weiterkommen nicht erschweren. Die fehlende Lokalisation hat so auch ihre Vorzüge: die Stimmen des Originals wurden nicht mit weniger professionellen deutschen Synchronsprechern ersetzt und lustige Wortspiele bleiben auch erhalten. Soundtechnisch liefert SpongeBob keine Höhenflüge. Die Sprecherstimmen kratzen oft aus den Lautsprechern und werden manchmal sogar von der Musikuntermahlung verschluckt. Letztere ist an sich nicht schlecht und trägt, in den meist Funk und Swing ähnlichen Musikstücken, zur Unterwasser-Atmosphäre ordentlich was bei. Dennoch sieht man sich dazu geneigt, den Lautstärkepegel der Musik ein bisschen runterzuschrauben, um den witzig gesprochenen Dialogen völlig Gehör schenken zu können.
Die Tatsache, dass Publisher und Produzent in solchen Zeiten dazu bereit sind, ein intensiv gestaltetes Lizenzprodukt zu realisieren, ist bewundernswert. Tatsächlich ist 'SpongeBob' im Großen und Ganzen ein nett gemachtes Adventure. Das Gameplay ist bekannt und einfach, die Dialoge sind vor allem für Fans zum totlachen komisch und die allgemeine Präsentation kann gut mit der Serie mithalten.
Man merkt allerdings, dass SpongeBob eines der ersten Adventures seiner Art ist und er, als Cartoonfigur, wohl in keine komplexen Adventure-Schemata hineinpasst: Die Rätsel sind viel zu locker und selbst für Einsteiger zu "billig". Ich persönlich hab das Spiel in knapp anderthalb Stunden durchgeklickt, wobei ich jegliche Einzelheiten betrachtet und mit jedem NPC gesprochen habe. Ein Wiederspielbarkeitswert gibt's nach einmaligen durchspielen kaum, außer um zusammen mit Freunden nochmals über die Gags zu lachen. Jeder Adventure-Fan sollte sich deshalb überlegen, ob er sich nicht statt einer Film-DVD eher das Schwammkopf-Adventure zulegen möchte. Spass macht es auf jeden Fall!
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SpongeBob Squarepants: Employee of the Month
- Entwickler
- AWE Games
- Publisher
- THQ
- Release
- 24. April 2003
- Webseite
- http://www.spongebob.com
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- SpongeBob Squarepants bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
8 Kommentare
Werde mir das Spiel aber wohl nicht holen, weil die Grafik wirklich nicht schön ist. :O
Ausserdem lebt ein Schwamm in einer Ananas unter Wasser... wenn das nicht abstrakt ist... *g*
@Minniestrone: An mein Herz Schwester, ich find Bernd das Brot auch geil, dieser trockene Humor, einfach köstlich. Übrigens während ich diese Zeilen hier schreibe sitzt oben auf meinem Monitor ein Plüschbernd.
[edit] Das is das 2. mal innerhalb von 2 Tagen, dass Pippo mich und einen meiner Posts korrigiert :/
Ach und ich kenn Bernd gar nicht. Wann und wo läuft der denn im Free TV, wenn überhaupt?
aber die schnecke von sponge kommt leider nicht im spiel vor