Na, das hätte aber auch schneller gehen können. Nach mehreren erfolglosen Anläufen sind Max, der Hase, und Sam, der Hund, besser bekannt als die Freelance Police, endlich wieder da. Seit dem 1. November ist die englischsprachige erste Episode 'Culture Shock' der ersten 'Sam & Max' Staffel als kostenpflichtiger Download verfügbar. Ob das Episodenkonzept von Entwickler Telltale Games funktioniert oder man uns nur unvollständiges Stückwerk vorsetzt, erfahrt ihr in unserem Test. Die Wertung bezieht sich auf die komplette Staffel.

Hund und Hase sind zurück
Endlich hat das Warten ein Ende. Gut dreizehn Jahre nach dem LucasArts-Erfolgsadventure 'Sam & Max: Hit the Road' kehren Sam, der Hund, und Max, der Hase, besser bekannt als die Freelance Police, im dritten Anlauf zurück auf den PC-Bildschirm. Vorausgegangen war eine schier endlose Odyssee, der sowohl ein Action-Adventure von Infinite Machine im Jahr 2002, als auch ein 3D-Adventure von LucasArts 2004 zum Opfer fielen. Beide Spiele wurden während der Entwicklung eingestampft. Die Hoffnungen der Adventuregemeinde, Hund und Hase noch einmal in einem Adventure erleben zu können, schienen endgültig zerstört. Erst als es die Rechte an den 'Sam & Max' Computerspielen zurück an den Erfinder Steve Purcell fielen, gelang es dem amerikanischen Entwicklerteam Telltale Games, die Rückkehr des Hund-Hase-Duos mit einem neuen Vertriebsmodell zu ermöglichen. Wie schon zuvor bei der Comic-Umsetzung 'Bone', setzt der von einigen ehemaligen LucasArts-Mitarbeitern gegründete Entwickler auf ein Episoden-Modell, das zunächst ausschließlich im Internet vertrieben wird. Wie bei einer TV-Serie soll zunächst eine 'Sam & Max'-Staffel entstehen, die sich aus sechs Episoden, die jeweils einen abgeschlossenen Fall behandeln, zusammensetzt. Jede einzelne Episode soll etwa zwei bis drei Stunden Spielzeit umfassen. Wann und ob es auch eine deutschsprachige Version geben wird, ist noch nicht bekannt. Es ist jedoch zu vermuten, dass sich nach Veröffentlichung der kompletten ersten Season, also ca. Mitte 2007, auch ein deutscher Publisher für eine DVD-Version des Spiels finden wird. Nur der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Fans aus Kanada oder den USA die Episoden bereits einige Wochen vor Veröffentlichung bei GameTap spielen können. Dieser Service steht in Deutschland aber nicht zur Verfügung.
Schock der Kulturen
Ein ruhiger Tag im Büro der Freelance Police – zu ruhig. Da die Ratte, die sich im Büro eingenistet hat, das Telefon gestohlen hat, ist es Sam und Max nicht möglich, einen neuen Fall anzunehmen, ohne zuvor die Lösegeldforderungen der Ratte zu erfüllen und etwas Schweizer Käse zu besorgen. Erst nachdem die Beiden diese kurze Aufgabe, die im Wesentlichen dazu dient, die Steuerung des Spiels zu erklären, gemeistert haben, kann es ans Eingemachte gehen. Bosco, der Inhaber des benachbarten Einkaufsladens an der Ecke, bittet die Freelance Police um Hilfe.
Die Soda Poppers, eine Bande von ehemaligen Kinderfernsehstars, soll die Nachbarschaft terrorisieren und ungefragt Gratis-Selbsthilfevideos von Brady Culture, einem erfolglosen siebziger Jahre TV-Konkurrenten der Soda Poppers, in den Umlauf bringen. Sam und Max müssen sich nun an die Arbeit machen und Bradys perfiden Plan, Liebe und Verehrung der TV-Zuschauer aus aller Welt zu erlangen, durchkreuzen.
Holy bouncing buddha, Max. We're in 3D!Anders als zunächst von vielen Seiten befürchtet, handelt es sich bei 'Culture Shock' nicht um den unvollendeten Anfang eines Spieles, sondern vielmehr um einen abgeschlossenen Fall der Freelance Police mit allem, was dazugehört. Die sehr einfach gehaltene Point & Click Steuerung, ermöglicht es dem Spieler dabei sofort loszulegen. Einzig und alleine die linke Maustaste wird benötigt, um Sam die vorgegebenen Aktionen ausführen zu lassen, beispielsweise, um einen Gegenstand aufzuheben oder mit einem anderen Charakter zu sprechen. Welche Aktion genau ausgeführt wird, zeigt dabei der Mauscursor an, der sich etwa in eine Lupe oder eine Sprechblase verformt, sobald man ihn auf einen Hotspot bewegt. Gegenstände werden wie schon bei 'Sam & Max: Hit the Road' in einer Pappschachtel aufbewahrt, die sich öffnet, sobald man das Symbol in der linken unteren Ecke anklickt. Eine Möglichkeit die Laufwege abzukürzen oder die Gehgeschwindigkeit zu erhöhen gibt es nicht. Da aber alle Spiellocations sehr übersichtlich gestaltet wurden und trotzdem schnell durchquerbar sind, fällt dies nicht negativ ins Gewicht. Gespräche lassen sich ganz traditionell im Multiple-Choice Verfahren führen: Einfach ein Gesprächsthema anklicken und schon erledigt Sam den Rest. Alle Dialoge und Kommentare lassen sich mit Hilfe der rechten Maustaste sofort abbrechen.
Um die Entwicklungskosten niedrig zu halten, musste Telltale bei der Grafik von 'Culture Shock' jedoch einige Abstriche in Kauf nehmen. Statt eine zweidimensionale Comic Grafik zu verwenden, setzt das Entwickler Team auf eine 3D-Engine, die zwar nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit ist, ihren Zweck aber dennoch erfüllt. Besonders den Charakteren und Hintergründen hätten ein paar mehr Polygone und etwas ausgereiftere Texturen schon gut getan, doch auch ohne Echtzeitschatten und dynamische Lichteffekte, passt der 3D-Comicstil von 'Culture Shock' trotzdem gut zum Spiel. Die Bewegungen sind sauber animiert und gut in Szene gesetzt. Allerdings hätte die Kamera hier und da etwas besser positioniert sein können, um einen besseren Überblick über das Geschehen zu ermöglichen.
Toller Humor in jazziger AtmosphäreGanz und gar nicht gespart hat man hingegen bei der Vertonung. Dank der live eingespielten Jazzmusik, die das Thema aus 'Sam & Max: Hit the Road' übernehmen durfte, fühlt man sich schon während der Anfangscredits gleich wieder wie zu Hause. Auch alle weiteren Musikstücke fügen sich gut ins Spiel ein und unterstützen die Atmosphäre, ohne nervig zu erscheinen.
Obwohl es nicht gelungen ist, die Sprecher aus 'Sam & Max: Hit the Road' oder der Fernsehserie zu verpflichten, passen die Stimmen sehr gut zu den Charakteren. Allerdings sprechen die Hauptcharaktere zwar deutlich, dafür aber auch ein unglaublich schnelles Englisch mit nicht unbedingt alltagsüblichen Vokabeln. Um wirklich alle Dialoge und Witze vollständig verstehen zu können, sollten also schon gehobene Englischkenntnisse vorhanden sein. Dann aber bekommt man ein wahres Feuerwerk an Gags für sein Geld geboten. Sofern man alle Gegenstände untersucht und alle Dialoge bis zum Ende führt, liefert 'Culture Shock' etwa zwei bis drei Stunden Spielspaß, von denen nicht eine Minute langweilig ist.
Trockene Kommentare und bissige Dialoge, sowie eine ordentliche Dosis Gewalt, bei der aber stets eine ironische Distanz gewahrt wird, lassen sofort Erinnerungen an das alte LucasArts-Adventure entstehen und treffen genau den Geist von 'Sam & Max'. Nicht ganz unerheblich dürfte dabei die Mitarbeit von Dave Grossman, der sich schon gemeinsam mit Tim Schafer für 'Day of the Tentacle' verantwortlich zeigte, und natürlich Steve Purcell, dem Erfinder und Zeichner von 'Sam & Max', gewesen sein.
Einsteigerfreundliche RätselRätseltechnisch kann man 'Culture Shock' als sehr Einsteigerfreundlich bezeichnen. Viele Lösungen liegen schnell auf der Hand und lassen kaum Frustmomente zu, da auch das Inventar sehr übersichtlich gehalten wurde und nur wenige Locations vorhanden sind. Trotz der geringen Schwierigkeit, gibt es einige sehr innovative Rätselelemente in 'Culture Shock'. Sowohl das geniale Guter-Cop-Böser-Cop-Verhör, als auch ein Psychologie-Traumrätsel, in dem Sam eine Psychologin davon überzeugen muss an einem bestimmten Krankheitsbild zu leiden, oder die wilden Auto-Verfolgungsjagden sind in dieser Form noch in keinem Spiel aufgetaucht und machen wirklich Lust auf mehr. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn sich der Schwierigkeitsgrad der folgenden Episoden kontinuierlich steigern würde, damit 'Sam & Max' auch alte Adventurehasen ein wenig mehr fordert.
Unterm Strich ist 'Culture Shock' ein würdiger Auftakt der ersten 'Sam & Max' Staffel, die ihrem Namen alle Ehre macht. Hund und Hase sind genau so, wie man sie von früher in Erinnerung hatte. Bei vielen Kommentaren von Sam, konnte ich mir das Lachen einfach nicht verkneifen. Dank des tollen Humors, der innovativen Rätsel und der guten Musikuntermalung, lassen sich auch die etwas rückständige Grafik und der einfache Schwierigkeitsgrad locker verschmerzen. Dennoch lässt sich die englische Downloadversion nur empfehlen, wenn beim Spieler gehobene Englischkenntnisse vorhanden sind, da sich ansonsten viele Witze und der teilweise verwendete Slang kaum vollständig verstehen lassen.
'Culture Shock' könnte dem Episodenkonzept wirklich zum Durchbruch verhelfen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist stimmig und die Episoden sind auch einzeln betrachtet sehr gut durchspielbar. Wenn es Telltale Games gelingt das Niveau zu halten, dann sprechen wir für diese Staffel eine klare Empfehlung aus.
Letzter Hinweis zur Bewertung:
Unsere Entwertung bezieht sich auf die komplette Staffel. Das Niveau der einzelnen Episoden bleibt konstant hoch und in spielerischer Hinsicht ändert sich wenig.
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Sam & Max: Season 1
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- JoWooD
- Release
- 5. September 2007
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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