Fast genau ein Jahr ist es nun her, das Deck 13 die Spieler in das alte Ägypten schickte. In 'Ankh' durfte man dem jungen Ägypter Assil dabei helfen, einen Fluch los zu werden. Nebenbei galt es noch, die Rückkehr vom Gott der Toten Osiris zu verhindern. Das Spiel hat es binnen kürzester Zeit geschafft, viele Fans zu finden und wurde auch zum besten deutschen Spiel 2005 gekürt. Da war es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis der Nachfolger den Weg auf den heimischen PC findet. Und wie schon beim Vorgänger haben wir uns auch bei 'Ankh – Herz des Osiris' an die Fersen von Assil und seinen Freunden geheftet und verraten Euch, was sich so alles im alten Ägypten verändert hat.

Ich war in Kairo…
Einige Wochen nach den Geschehnissen aus 'Ankh' ist Assil alles andere als ein großer Held. So wacht er morgens im Rinnstein einer Kairoer Seitengasse mit einem gehörigen Kater auf und hat alles verloren. Thara hat sich von ihm getrennt, nachdem sie einen Liebesbrief der Tochter des Pharao an ihn gefunden hat und zu allem Überfluss baumelt auch das Ankh nicht mehr um seinen Hals. Das Schlimmste: Assil kann sich nicht daran erinnern, was mit dem Ankh geschehen ist. So richtig interessiert es ihn aber auch gar nicht, denn der Hüter des Ankh trägt eine riesige Verantwortung für das gesamte ägyptische Volk – zumindest diese Last ist Assil nun erstmal los. Doch schon kurze Zeit später trifft er auf einen Hellseher, der ihn davon überzeugt, dass er das Ankh unbedingt wieder in seinen Besitz bringen muss. Aber wo soll er anfangen? Thara hat inzwischen ganz andere Sorgen. Zusammen mit Ihren Freunden will sie dem Pharao wieder eins Auswischen. Als Ziel des Anschlags haben sich die Rebellen das Endspiel der altägyptischen Fußballmeisterschaften ausgesucht. Um die Siegerehrung zu verhindern soll kurzerhand der Pokal gestohlen werden. Das Problem dabei: Der Pokal wird im Keller des Palasts aufbewahrt, die Rebellen stehen aber auf dem Dach und müssen sich nun erst an den Wachen vorbei in den Keller vorarbeiten. Keine leichte Aufgabe! Wie beim Vorgänger darf man in 'Ankh – Herz des Osiris' gleich mehreren Figuren beim Lösen ihrer Probleme helfen. Zu den schon bekannten Figuren Assil und Thara gesellt sich nun auch der Pharao, der aufgrund einer Verwechslung als Sklave in seinem eigenen Steinbruch gelandet ist. Bis er wieder an seinen rechtmäßigen Platz zurückkehren kann, ist noch so mach weiter Weg zurückzulegen.
…und auch am blauen Nil war ich schon einmal
Deck 13 setzt bei der Fortsetzung auf Bewährtes. Alle Charaktere vom ersten Teil sind wieder mit dabei, ein paar Neue kommen hinzu. Langweilig ist das aber trotzdem nicht: Viele Charaktere haben sich weiterentwickelt oder haben neue Aufgaben gefunden. Der fast blinde Schneider versucht sich nun als Friseur. Fatima, die Verkäuferin, hat eine Bar eröffnet. Assil trifft bei seinen Touren aber nicht nur alle alten Freunde wieder, er braucht sich auch nicht an eine neue Umgebung zu gewöhnen, denn Kairo sieht noch fast so aus, wie man es aus dem ersten Teil kennt – Mit dem Unterschied, dass jetzt Nacht ist. Im Laufe des Spiels ändert sich das aber. Assil und seine Freunde kommen dann in völlig neue Gegenden des alten Ägyptens, einige Locations aus dem ersten Teil entfallen dafür komplett.
Im Vergleich zum ersten Teil hat sich die Grafik nicht verändert, Kairo hat noch immer den schön schrägen Comic-Look, mit dem auch schon 'Ankh' zu überzeugen wusste. Leider sind aber auch die Schwächen in der Grafik vom ersten Teil wieder mit an Board. Die Figuren hätten wirklich mehr Polygone verdient gehabt. Dazu gesellen sich noch ein paar ärgerliche Grafikfehler in den Animationen. Die stören zwar nicht, andere aktuelle Spiele zeigen aber, dass es auch anders geht.
Reden wie ein Ägypter Die Animationen in 'Ankh – Herz des Osiris' bewegen sich auf dem Niveau des Vorgängers. Egal, ob Assil geht oder rennt, alles sieht stimmig aus. Leider hapert es an den Übergängen zwischen den einzelnen Animationen, wodurch die Bewegungen leicht abgehackt aussehen. Etwas mehr Mühe hätte man sich auch mit den Dialogen machen können. Wie schon in 'Ankh' wird zwischen den Gesprächspartnern hin- und hergeschaltet. Dabei gibt es aber keine Dynamik, die für etwas Abwechslung gesorgt hätte. Ein weiteres Manko des Vorgängers hat sich auch in den zweiten Teil gerettet: Die Gespräche sind nicht lippensynchron. Das ist insbesondere deswegen schade, weil die Dialoge in 'Herz des Osiris' durchweg professionell vertont wurden. Dabei kamen natürlich wieder dieselben Sprecher zum Einsatz, die auch schon im ersten Teil für die Vertonung zuständig waren. Assil wird also wieder von Oliver Rohrbeck, der deutschen Stimme von Ben Stiller oder Justus Jonas von den 'drei Fragezeichen' gesprochen.
Die Dialoge zählen aber nicht nur dank der hervorragenden Sprecher zu den absoluten Highlights des Spiels. So viel Wortwitz und Anspielungen wie hier gab es lange nicht mehr in einem Adventure. Die Witzrate und Originalität der Dialoge schlägt dabei auch 'Ankh' locker und erinnert an Klassiker wie 'Day of the Tentacle'. Dabei wird weder vor dem Vorgänger, Filmen wie 'Star Wars' oder dem „Vater in Spe“ 'Monkey Island' halt gemacht, was dazu führt, dass man stellenweise gar nicht mehr aus dem Lachen herauskommt.
Spielen wie ein Ägypter
Die Steuerung wurde im Vergleich zum Vorgänger nicht verändert. Man klickt Assil mit der Maus durch die 3D-Landschaft. Wenn man mit dem Cursor einen interessanten Gegenstand findet, erscheint ein Symbol, das für die mögliche Aktion steht. Mit der linken Maustaste bekommt man nähere Informationen zum Objekt, mit der Rechten wird die vorgeschlagene Aktion ausgeführt. Aufgesammelte Gegenstände wandern ins Inventar, das am oberen Bildrand dauerhaft eingeblendet ist. Die Inventaranzeige kann aber, wie auch die Untertitel, im Hauptmenü abgeschaltet werden, dann erscheint das Inventar, wenn man die Maus an den oberen Bildrand schiebt. Für bestimmte Rätsel ist es notwendig, zwischen Assil und Thara umzuschalten. In diesem Fall erscheint ein kleines Symbol mit beiden Köpfen unten im Bild. Per Klick kann dann ganz einfach gewechselt werden.
Überhaupt sind die Rätsel in 'Ankh – Herz des Osiris' sehr Abwechslungsreich. Während Assil zum Beispiel versucht, seinen neuen Bart loszuwerden damit er in Fatimas Bar darf, muss Thara in der Palastküche ein Gericht für eine Palastwache zubereiten. Das Problem ist nur, die richtigen Zutaten für das Rezept zu finden. Später muss Assil beweisen, dass ihn die Gäste der Bar mögen. Dabei werden über den Figuren kleine Smileys eingeblendet, die die aktuelle Stimmung der Figur widerspiegeln. Ist nun ein Gast glücklich, ist der Nächste schon wieder schlechter drauf. Die Lösungen zu den einzelnen Rätseln können zum Teil schon recht skurril sein, bleiben aber dennoch immer logisch und fair. Dafür schwankt der Schwierigkeitsgrad enorm. Einzelne Rätsel gehen sehr leicht von der Hand, für Andere muss schon eine gehörige Portion Gehirnschmalz investiert werden. An mindestens einer Stelle gibt es sogar verschiedene Lösungswege, die aber auf das weitere Spiel keine größere Auswirkung haben.
Ein Problem beim Spielen von 'Ankh – Herz des Osiris' sind die zum Teil enorm langen Wege, die man auch nicht abkürzen kann. Zwar kann man die Spielfigur per Doppelklick schneller laufen lassen, aber so viel Zeitersparnis bringt das nicht. Speziell im letzten Kapitel gibt es viel Laufarbeit zu bewältigen, was so kurz vorm Spielende dann doch etwas nervig ist.
Alles beim Alten? Eine schöne „alte“ Idee ist in 'Herz des Osiris' wieder mit dabei: Die Entwickler haben sich gegen einen technischen Kopierschutz entschieden. Stattdessen liegt dem Spiel eine Codescheibe bei, mit deren Hilfe man einen Cocktail zubereiten muss. Das freut nicht nur die Spieler, die immer Ärger mit den verschiedenen Kopierschutzsystemen haben. Durch die Codescheibe kommt auch ein bisschen Nostalgie auf und ältere Spieler werden an die schönen Stunden in der Karibik erinnert. Geblieben ist hingegen die tolle musikalische Untermahlung, die wie auch schon im ersten Teil immer für die passende Stimmung sorgt. Sogar der Hit 'This is Cairo' hat es in den Nachfolger geschafft. Die Grafik ist verbessert worden, hat aber leider noch immer die schon angesprochenen Schwächen aus dem ersten Teil. Dafür läuft das Spiel aber auch auf sehr betagten Rechnern noch gut. Um die Performance zu verbessern, können im Hauptmenü so ziemlich alle Effekte abgeschaltet werden. Zusätzlich kann die Auflösung auf jeden Standardwert zwischen 640x480 und 1280x1024 eingestellt werden. Damit sollte eigentlich für jede Ausrüstung die passende Konfiguration zu finden sein.
Mit 'Ankh – Herz des Osiris' bringt uns Deck 13 einen würdigen Nachfolger für das deutsche Spiel des Jahres 2005, der in allen wichtigen Punkten voll überzeugt. Kleine Mängel in der Präsentation, wie zum Beispiel die Grafikfehler und die mit knapp 10 Stunden doch recht kurze Spielzeit trüben den Eindruck zwar etwas, dafür sorgen geniale Dialoge mit tollem Wortwitz für gute Laune in der Vorweihnachtszeit.
Unter dem Strich, bekommt man mit 'Ankh – Herz des Osiris' also alles, das man sich wünscht: Assil und Thara kehren mit einer lustigen und interessanten Geschichte zurück, die Deck 13 mit tollen Ideen, wie zum Beispiel der Codescheibe, garniert. Fans des ersten Teils oder Liebhaber der alten Spiele von LucasArts sollten sich das Spiel unbedingt ansehen.
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Ankh 2: Herz des Osiris
- Entwickler
- Deck13 Interactive
- Publisher
- bhv GmbH & Co. KG
- Release
- 30. Oktober 2006
- Spielzeit
- 10 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.ankh-game.de
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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