Vor rund einem Jahr bereitete uns 'Undercover: Operation Wintersonne' einige spannende Stunden am PC. Jetzt ist das Prequel erschienen, Entwickler Sproing und Publisher Anaconda setzen nun allerdings auf den Nintendo DS. Was PC-Spieler verpassen und ob man sich wegen dem Spiel unbedingt einen Nintendo DS zulegen muss, erfahrt Ihr in unserem Review.

Spy wars
Professor Russel steckt in Schwierigkeiten. Aus der britischen Forschungseinrichtung, in der auch er arbeitet, werden geheime Informationen an die deutschen verraten. In der Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg wecken solche Vorfälle natürlich auch das Interesse des britischen Geheimdienstes MI-6. Und weil Agenten eben dieses Geheimdienstes Beweise in John Russels Büro gefunden haben, steht John als Hauptverdächtiger da. Was der Geheimdienst nicht weis: In der Nacht vor der Durchsuchung von Johns Büro wurde das Corpus Delikti im Büro des Physikprofessors deponiert. Nur wer treibt solche Spielchen? Und wird es John gelingen, die Verschwörung aufzudecken? Glücklicherweise muss John sich nicht alleine an die Lösung der Probleme machen. Audrey, die Sekretärin der Forschungseinrichtung, glaubt an Johns Unschuld und hilft ihm, den wahren Täter zu überführen.
Aufmerksamen Lesern dürfte nicht entgangen sein, dass 'Undercover: Doppeltes Spiel' eine eigene Geschichte bekommen hat und es sich nicht um eine einfache Portierung des PC-Spiels handelt. Deswegen ist 'Undercover: Doppeltes Spiel' auch nicht an die starre Hardware des PCs gebunden und kann die Funktionen des Nintendo DS voll ausnutzen. Und davon gibt es jede Menge:
Nintendo DS – Was ist das?Bei dem Nintendo DS handelt es sich um eine tragbare Spielkonsole. Wenn man so möchte also ein Nachfolger für den altbekannten GameBoy. Der auffälligste Unterschied zu den anderen aktuellen Spielkonsolen besteht in den zwei LCD-Displays, wovon einer ein Touchscreen ist, während der Andere nur zur Anzeige dient. Auf dem Touchscreen wird mithilfe eines speziellen Eingabestiftes, dem Stylus, das Spiel gesteuert. Daneben stehen noch ein gewöhnliches Steuerkreuz sowie acht Knöpfe und ein Mikrophon für Interaktionen mit dem Spiel zur Verfügung.
Malen oder Tippen
Der Vorteil eines Eingabestiftes, mit dem man direkt im Bild herumtippen kann, kommt in Point & Click-Adventures natürlich voll zum Tragen. Man schiebt keinen Cursor mehr über das Bild sondern tippt einfach genau da ins Bild, wo etwas passieren soll. Professor Russel oder die ebenfalls steuerbare Audrey begeben sich dann direkt dorthin. Über das Steuerkreuz kann in größeren Räumen gescrollt werden, auch ohne das man zuerst mit dem Charakter durch den ganzen Raum laufen muss. Tippt man auf einen Hotspot, werden die möglichen Interaktionen angezeigt. Ein Gegenstand kann dann beispielsweise Betrachtet oder Benutzt werden. Bei Ausgängen hilft der „Doppeltipp“, mit dem John oder Audrey sofort den Raum verlassen. Schneller geht das nur noch über die Karte, mit der sich fast alle Wege abkürzen lassen und die über einen weiteren Knopf eingeblendet werden kann. Über andere Knöpfe wird entweder das Inventar eingeblendet, alle verfügbaren Hotspots angezeigt oder zwischen den Charakteren umgeschaltet. Die Steuerung kann für Rechts- sowie Linkshänder angepasst werden.
Zwei Charaktere = Doppelter BildschirmBei 'Undercover: Doppeltes Spiel' ist das Zusammenspiel zwischen den zwei zu steuernden Charakteren schön gestaltet worden. Viele Rätsel lassen sich nur zu zweit lösen, Andere können nur durch einen der Beiden gelöst werden. So kann Audrey keine Bombe entschärfen, für Professor Russel hingegen ist das kein Problem. Durch die zwei steuerbaren Charaktere wird auch das zweite Display des Nintendo DS voll ausgenutzt. Während bei anderen Spielen oft nur das Inventar oder die Zwischensequenzen auf dem oberen Display angezeigt werden, sieht man bei 'Undercover: Doppeltes Spiel' immer den zurzeit inaktiven Charakter. Nur wenn sich beide im selben Raum befinden, wird im oberen Display das Inventar angezeigt. Bei Gesprächen wird der aktive Charakter nebst Dialogauswahl im unteren Display gezeigt, Reaktionen und Antworten können im oberen Display verfolgt werden. Besonders schön werden die zwei Displays bei Ablenkungsmanövern genutzt. Oben sieht man, wie die Ablenkung läuft und was dort passiert, während man selbst auf dem unteren Nachforschungen anstellt.
Darts und Windkanal: Die MinispieleDie Genretypischen Rätsel finden sich auch alle in 'Undercover: Doppeltes Spiel'. Auch wenn die Dialog- und Inventarrätsel sehr leicht gehalten sind, sind einige schwer zu knackende Nüsse dabei. Das liegt aber nur daran, dass man als Spieler dann nicht so recht weis, was eigentlich zu tun ist. Ein Tagebuch oder ein paar weitere Tipps in den Dialogen wären hier hilfreich gewesen. Inzwischen sind Minispiele ja schon fast zum Standard geworden. Doch was am PC eher stört, bereitet auf dem Nintendo DS zum Teil recht viel Vergnügen, denn gerade bei den Minispielen werden die Möglichkeiten der Konsole voll genutzt. Ein Blasrohr wird beispielsweise durch Pusten ins Mikro abgeschossen. Auch das Dartspiel, bei dem der Pfeil per Stylus abgeschossen werden muss, macht viel Spass. Andere Spiele sind hingegen nicht so sehr gelungen. Das an sich gute Schlossknacken per gebogenen Draht, bei dem der Draht passend zum Schloss gezeichnet werden muss, leidet daran, dass es fast die einzige Möglichkeit ist, durch verschlossene Türen zu gelangen und dadurch immer wieder zum Einsatz kommt. Das Morsespiel, bei dem zuerst eine Nachricht im DS mitgeschrieben, anschließend übersetzt und danach ebenfalls per Morsegerät beantwortet werden muss, langweilt schon beim Ersten mal. Zu guter Letzt sei noch der Windkanal erwähnt, in dem Audrey ganz nach oben gelangen muss. Durch die schwierige Steuerung klappt das entweder gar nicht oder innerhalb weniger Sekunden. Da ist Frust vorprogrammiert.
Grafik und Sound Mit aktuellen PC-Titeln darf man die Grafik von 'Undercover: Doppeltes Spiel' nicht vergleichen, das gibt der Nintendo DS aber auch nicht her. Für ein Konsolenspiel wirkt die Grafik jedoch sehr schön und trotz der kleinen Displays gut ausgearbeitet und Detailreich. Die Beleuchtung bringt sehr viel Stimmung in die Locations. Sowohl bei Tag als auch bei Nacht macht die Forschungseinrichtung einen sehr guten Eindruck, auch wenn die Hintergründe statisch sind. Auch die Figuren sind hübsch modelliert und werfen sogar Schatten. Bei Dialogen werden Nahansichten eingeblendet, die ebenfalls sehr gut gezeichnet wurden. Lippenbewegungen gibt es zwar keine, dafür aber immerhin verschiedene Gesten, die die Stimmung der Personen ausdrücken sollen.
Die fehlenden Lippenbewegungen stören auch nicht, denn es gibt im ganzen Spiel keine Sprachausgabe. Bisher ist das für Abenteuerspiele auf dem Nintendo DS aufgrund des geringen Speichers auf den Kassetten auch Standard, erst die Umsetzung von 'Ankh' soll das ändern. Leider hat man auch auf einen richtigen Soundtrack verzichtet. Außer dem im Intro verwendeten Stück bekommt man nur ein Weiteres präsentiert, das immer mal wieder angespielt wird. Anders sieht es dann wieder bei den Hintergrundgeräuschen aus, hier wird sogar zwischen den Charakteren und dem Untergrund unterschieden.
Und die Story?
'Undercover: Doppeltes Spiel' bietet jede Menge Rätsel und vergisst dabei leider etwas die Geschichte. Dabei passen sogar die Minispiele gut in das Szenario. Es sind erstaunlicherweise gerade die klassischen Rätsel, die unlogisch und konstruiert erscheinen, um den zweiten Charakter ins Spiel zu bringen. John hat Beispielsweise Probleme, einen Schraubenschlüssel zu bekommen und Audrey muss ihm helfen. Obwohl es um sein Leben geht, bleibt er ganz ruhig und Höflich, statt selbst nach einem anderen Ausweg zu suchen.
'Undercover: Doppeltes Spiel' ist ein ordentliches Adventure für den Nintendo DS, das man sich einmal ansehen sollte, wenn man Rätsel mag. Auch die Minispiele bereiten zum Teil sehr viel Spass. Wer aber eine ähnlich große Geschichte wie in 'Undercover: Operation Wintersonne' erwartet, könnte enttäuscht sein.
Mit seiner Spielzeit von rund vier Stunden, seinen meist recht einfachen Rätseln und vielen Minispielen wendet sich 'Undercover: Doppeltes Spiel' eher an Einsteiger oder Gelegenheitsspieler.
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Undercover DS: Doppeltes Spiel
- Entwickler
- Sproing
- Publisher
- dtp - digital tainment pool
- Release
- 31. August 2007
- Webseite
- http://www.undercover-game.de
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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