Pünktlich zur kalten Jahreszeit steht mit 'Kampf der Götter' ein neuer Teil der 'Ankh'-Reihe in den Regalen und entführt PC-Spieler wieder in die sonnigen Gefilde des alten Ägyptens. Hier steht der namensgebende göttliche Wettstreit um die Herrschaft über die Ägypter an. Natürlich kann solch ein Wettstreit nicht ausgetragen werden, ohne dass Assil, als Träger des Ankh darin verwickelt wird. Wie der Wettkampf ausgeht, verraten wir zwar nicht. In unserem Review erfahrt Ihr aber, ob Deck 13 nach 'Jack Keane' wieder mit einem Hit aufwarten kann und wie die neuen Orte sich in das Spiel einfügen.

Im Zeichen des Kamels
Forscher vermuten seit langem, dass die frühen Ägypter sich um die Astronomie verdient gemacht haben. Gleich zu Beginn des nunmehr dritten 'Ankh' Teils wird auch klar, warum: In den Sternen kann man lesen, was die Götter gerade so anstellen. Das Sternbild des Kamels beispielsweise kündet vom Beginn eines Wettstreites der Götter. Der Gewinner darf die nächsten 1000 Jahre über Ägypten herrschen. Nachdem zuletzt der eher gemäßigte Gott Anubis den Wettkampf für sich entschieden hatte, sieht es jetzt nach einem Sieg für den heimtückischen Seth aus. Der beginnt auch gleich mit dem Training und lässt Meteoriten auf Kairo regnen. Einer dieser kleinen Himmelskörper trifft natürlich das Haus von Assil und Thara, deren Nachtruhe dadurch je beendet ist. Das nun brennende Haus ist aber nicht das einzige Problem von Assil. Eine Geheimorganisation hat das Ankh erweckt, denn Assils Schmuckstück hat nicht nur symbolische Bedeutung. Beim letzten Wettkampf wurde der Gott Horus in das Ankh verbannt, weil ihm ein Unfall bei der Aftershowparty angehängt wurde. Horus ist nun also wieder erwacht und macht Assil unmissverständlich klar, wer von jetzt an das Sagen hat. Gar kein Verständnis hat der Gott beispielsweise dafür, dass Assil auch Thara retten will. Er ist vielmehr der Meinung, dass Assil die „Zicke“ doch lieber vergessen soll und sich stattdessen ganz um seinen göttlichen Halsschmuck kümmern soll. Leider fehlt dem Ankh ein richtiger Körper mit Armen und Beinen, um seinen Forderungen Nachdruck verleihen zu können. So bleibt ihm nur sein recht loses Mundwerk, um sich bemerkbar zu machen. Und davon macht das Ankh im Laufe der Geschichte des Öfteren Gebrauch. Natürlich schaffen Assil und Thara gemeinsam die Flucht aus dem brennenden Haus, nur um danach dann vor noch größeren Problemen zu stehen: Sie müssen das Portal zum Hotel der Götter finden, damit Assil zusammen mit dem Ankh an dem Wettkampf teilnehmen kann. Das Portal befindet sich, wer hätte das nicht gleich vermutet, in der Glücksspielmetropole Luxor unter einem gigantischen Kasino. Wie Assil dann von diesem Kasino über ein Wikingerdorf auf eine einsame Karibikinsel kommt, wollen wir hier freilich nicht verraten, aber anhand dieser kurzen Aufzählung stellen Kenner der 'Ankh'-Spiele schon fest, dass sich die Entwickler für den dritten Teil nicht nur auf Kairo und die unmittelbare Umbebung beschränkt haben.
Alles Neu, aber mit Weichspüler Diese vielen neuen Locations sorgen für jede Menge Abwechslung. Vorbei sind die Zeiten, in denen Spieler den Entwicklern von Deck 13 Locationrecycling vorwerfen konnten. Alle Räume wurden für 'Ankh – Kampf der Götter' neu gestaltet. Die Grafikabteilung hat sich dabei richtig ins Zeug gelegt und die Hintergründe detailreicher ausgestattet als in den beiden Teilen zuvor. Schon allein Luxor bei Nacht oder der Innenaufbau des Kasinos wirken beeindruckend. Dazu kommen schicke Effekte für Feuer und Wasser. Auch die Figuren sehen nicht mehr so ganz kantig aus, wie noch in den Vorgängern. Der Grund für diese Verbesserung ist die 'Jack Keane'-Engine. Es handelt sich dabei zwar noch immer um die schon für 'Ankh' verwendete 'Ogre'-Engine. Die wurde aber für die neueren Titel ordentlich aufpoliert. Leider gehört zu den Verbesserungen auch ein Weichzeichner. Der sorgt dafür, dass man sich als Spieler eine Brille wünscht, weil das Bild irgendwie unscharf ist. Im Gegenzug fallen die einzelnen Pixel nicht mehr so stark auf. Ein Kompromiss, den sicherlich nicht jeder Spieler gutheißen wird. Der Weichzeichner kann allerdings mit anderen, nicht näher definierten Effekten abgeschaltet werden. Durch das Abschalten wird auch die Performance besser, um das Spiel auch auf älteren Rechnern noch flüssig spielen zu können. Die schon angesprochenen neuen Locations sind hingegen wirklich schön anzusehen. Speziell in Luxor finden sich starke Gegensätze, wie man sie auch von einer Glücksspielmetropole erwartet. Der protzige Kasinotempel wird auf der einen Seite durch das noble Villenviertel, auf der Anderen durch die heruntergekommenen Slums flankiert. Auf dem Platz vor dem Kasino selbst steht Assil tagsüber fast allein da, während des Nachts das Leben tobt. Dann startet auch das Kasino seine verschwenderischen Wasserspiele und fackelt ein Feuerwerk ab. Die grafische Umsetzung dieser Spielereien sieht einfach klasse aus und lässt einen Hauch von Las Vegas-Feeling aufkommen. Besonders bemerkenswert ist auch der Puzzleraum, den Assil für die Qualifikation zum Kampf der Götter bewältigen muss. Man fühlt sich in ein abstraktes Kunstwerk versetzt, denn in diesem Raum wird Oben und Unten aufgehoben.
Rätsel der Götter Solche Räume lassen natürlich auch jede Menge sonderbarer Rätsel zu. In dem Raum wird die Schwerkraft jedes Mal so verschoben, dass Assil immer unten ist. Sehr schön zu erkennen ist das an Steinblöcken, die bei jedem Schwerkraftwechsel von oben nach unten fallen - wenn man das denn so überhaupt sagen kann – und so Wege schaffen, wo vorher noch Abgründe waren. Aber durch diese ständigen Schwerkraftverschiebungen wird nicht nur der Raum selbst in Mitleidenschaft gezogen. Auch andere Figuren, die sich im Raum aufhalten, bekommen es bei mehreren schnellen Schwerkraftwechseln mit der Seekrankheit zu tun. Verständlich, wenn oben und unten schneller wechselt als in einem Fahrgeschäft auf dem Oktoberfest. Andere Rätsel verlangen dem Spieler einiges an Kombinationsgabe ab. So muss sich Assil im Wikingerdorf eine Verkleidung basteln, damit er für den nordischen Donnergott Thor wie ein echter Mann aussieht. Dafür braucht er eine Waffe, einen Helm und natürlich einen richtigen Bart. Um die Waffe zu erhalten, benötigt er unter Anderem einen Kugelfisch und einen goldenen Pokal. Die müssen freilich noch mit anderen Inventargegenständen kombiniert werden, um dann später eine todbringende Waffe zu ergeben. Die in der Demo und unserer Preview angesprochenen Teamrätsel gibt es übrigens nur im ersten Kapitel des Spiels. Danach trennen sich die Wege von Assil und Thara und man darf immer nur noch Einen der Beiden steuern. Schade eigentlich, denn durch die Zusammenarbeit und die Ausarbeitung der Stärken und Schwächen jedes einzelnen Charakters ergaben sich viele witzige Situationen und gute Rätsel. So weigert sich Assil aufgrund seiner Angst vor Wasser beispielsweise, durch das überflutete Bad zu schwimmen. Damit es weitergeht, muss Thara erst ein Bügelbrett zu einem Surfbrett umbauen. So ausgerüstet traut sich ihr Ehemann dann auch über das verhasste Nass. Die Rätsel bleiben aber größtenteils logisch und fair. Damit zu keinem Zeitpunkt die Übersicht verloren geht, steht Assil auf Tastendruck ein Notizpergament zur Verfügung, in dem immer die aktuellen Aufgaben eingetragen werden. Über eine andere Taste ist es möglich, sich alle verwendbaren Objekte anzeigen zu lassen, so füllt sich das Inventar deutlich schneller. Allerdings funktioniert diese Anzeige nicht immer ganz zuverlässig, so dass durchaus mal Objekte angezeigt werden, die durch den aktuellen Kamerawinkel gar nicht benutzt werden können. Solche Fehlerhaften Anzeigen sind aber eher die Ausnahme.
Stimmen der Götter
Was wäre ein 'Ankh'-Spiel ohne die liebgewordenen Stimmen aus den Vorgängern? Richtig, man möchte es sich gar nicht vorstellen. Glücklicherweise sieht das Deck 13 genauso und hat für 'Kampf der Götter' wieder die gewohnten Sprecher verpflichtet. Nur Thara wurde eine neue Sprecherin verpasst, die aber zumindest ähnlich klingt. Wir lauschen also wieder Oliver Rohrbeck als Assil oder Thomas Danneberg als Feuerwehrmann. Aber auch die übrigen Sprecher machen Ihre Sache gut. Die Betonung stimmt und der Sprachwitz kommt an. Offensichtlich wussten die Sprecher also, worum es ging. Auch die musikalische Untermalung überzeugt mit ägyptisch anmutenden Klängen. Einzig störend wirkt, dass einige Textpassagen zu leise sind, so dass die übrigen eher dezenten Hintergrundgeräusche sie fast schon übertönen.
Kleine Fehler Die Probleme mit dem Ton und die falschen Hotspotanzeigen sind nicht die einzigen Mängel in 'Ankh – Kampf der Götter'. Es kommt hin- und wieder vor, dass Assil falsch steht, wenn er eine Aktion ausführt. Interessanterweise scheinen sich diese im Rätselraum zu häufen. Ob die Entwickler anhand der schwierigen Architektur selbst durcheinander gekommen sind, können wir freilich nicht sagen. Aber wenn Assil Oliven auf einen Altar legt und dabei in der Mitte des Bildschirms steht, der Altar aber am linken Bildrand ist, sieht das schon etwas ungewohnt aus. Einen Blick in die Zukunft kann Assil in demselben Raum auch werfen. Wenn er nämlich ein paar Zahnräder hinter einer Klappe entdeckt und feststellt, dass er diese mit einem Sandstein unbrauchbar gemacht hat. Nur dass er den Sandstein noch gar nicht benutzt oder gefunden hat. Wie schon gesagt, sind das alles wirklich nur kleine Fehler, die den Spielablauf nicht stören.
Steuerung der Götter
Die Steuerung bietet nichts Neues und gleicht den Vorgängern. Durch einen Linksklick lässt sich Assil durch die Gegend steuern oder betrachtet Objekte. Ein Rechtsklick führt die vorgeschlagene Aktion durch. Welche das genau ist, wird anhand eines Symbols angezeigt. Ein Doppelklick mit der linken Maustaste lässt Assil rennen oder wechselt – sofern man einen Ausgang anklickt – sofort die Szenerie. Das Inventar befindet sich am oberen Bildrand und wird dauerhaft eingeblendet, sofern man es nicht per Menü abschaltet. Abschalten darf man übrigens auch die standardgemäß eingeblendeten Untertitel.
Viel Neues Nachdem keine Location der Vorgänger im 'Kampf der Götter' wieder verwendet wurde, freut es die Fans der Serie, dass es ein Wiedersehen mit den wichtigsten Charakteren der ersten beiden Spiele gibt. Aber auch hier lässt sich Deck 13 nicht lumpen und spendiert dem Spiel 17 neue Charaktere, darunter jede Menge altägyptischer Götter. Dazu gibt es dann noch einige witzige Anspielungen an bekannte Spiele wie 'Monkey Island'. Assil landet auf einer einsamen Insel und muss sich von dort retten. Das Rätsel ist im Rahmen eines Wettbewerbs der Gamestar in das Spiel gekommen. Als achtes Kapitel ist es zwar sehr kurz, dennoch aber witzig in das Spiel eingebaut. Aber auch bekannte Kinofilme bekommen ihr Fett weg. Geblieben ist der unverwechselbare Humor, der alle bisherigen 'Ankh'-Spiele auszeichnete.
Daedalic und Xider bescheren uns mit 'Ankh – Kampf der Götter' genau das Spiel, das Fans der Serie erwarten. Dafür ist alles wieder mit an Board, was zu einem 'Ankh'-Spiel gehört. Die lieb gewonnenen Charaktere, die schön schräge Comicgrafik, der unverwechselbare Sprachwitz. Dazu kommen ausschließlich neue und interessante Locations wie Luxor oder das Hotel der Götter. Trotz einiger kleiner Mängel und der recht kurzen Spielzeit von rund zehn Stunden ist 'Kampf der Götter' für Fans der Serie oder Freunde witziger Adventures ein absoluter Pflichtkauf. Einen Punktabzug gibt es einzig für den Weichzeichner, den man sich hätte sparen können. Der Kampf der Götter und das zum Leben erwachte Ankh führen die Geschichte geschickt zu einem abschließenden Höhepunkt.
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Ankh 3: Kampf der Götter
- Entwickler
- Deck13 Interactive
- Publisher
- Xider
- Release
- 19. November 2007
- Spielzeit
- 10 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.ankh-game.de
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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