Pierre Gilhodes war es, der zu Beginn der 1990er-Jahre eine Adventure-Trilogie schuf, die damals ihresgleichen suchte: 'Gobliiins' war ganz anders als die üblichen Vertreter des Genres. Mit drei kleinen Wichten, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten hatten, bereiste man Level für Level und löste die kompliziertesten und wahnwitzigsten Rätsel. Das die einzelnen Levels nicht aus mehreren Räumen bestanden, sondern grundsätzlich mit einem Screen komplett waren, trug dennoch nicht zur Übersichtlichkeit der Rätsel bei, oftmals waren die Lösungen so knackig, dass man schon einige Zeit mit ihrer Lösung verbringen konnte, auch falsche Ansätze wurden gern einmal ausprobiert, führte das doch immer zu einer Slapstickeinlage der drei Protagonisten. Das Spiel wurde einen Erfolg, erhielt zwei direkte Fortsetzungen, sowie zwei Ableger. Jetzt, rund 20 Jahre nach dem ersten Teil der 'Gobliiins'-Reihe, kehrt eben jener Pierre Gilhodes zurück und beschert uns eine weitere Fortsetzung der beliebten Serie, die er fast in Alleinregie erstellt hat. Wir haben uns das Spiel angeschaut und verraten Euch im Test, ob 'Gobliiins 4' an den Charme der Klassiker anknüpfen kann.

Das Erdferkel
Es war einmal ein Erdferkel namens Riri. Dieses Erdferkel ist das Lieblingshaustier von König Balderon VIII. Eines Tages entschließt sich Riri aber, dem königlichen Hof den Rücken zu kehren, was den König sehr traurig stimmt. Folglich schickt er seine besten drei Goblins auf die Suche nach dem Erdferkel. Und genau hier kommen wir ins Spiel, denn mehr Geschichte gibt es nicht. Wie schon im Klassiker von 1991 steuern wir alle drei Goblins, die sogar identische Fähigkeiten haben, aber auf andere Namen hören. Allen voran treffen wir auf Tchoup, den Detektiv und Inventarbesitzer. Ja, ihr habt richtig gelesen, nur einer der Goblins hat die Fähigkeit, Gegenstände zu transportieren und zu benutzen. Der zweite im Bunde, Stucco, ist so etwas wie B.A. für das 'A-Team', denn der Kraftprotz ist für die Groben Sachen zuständig. Geprügelt wird zwar nur selten, dafür gibt’s oft etwas zu schleppen oder zu schieben. Komplettiert wird die Gruppe mit Perlius, dem Magier, der beispielsweise Gegenstände zum Leben erwecken kann.
Levelbasierte Rätsel
Wie schon erwähnt, ist die Story von 'Gobliiins 4' recht dünn. Umso wichtiger sind die Rätsel, die sich auf 15 Bildschirme aufteilen. Jeder dieser Bildschirmlevel hat ein eigenes Thema – Von einem mechanischen Chamelion über das Maul eines salatfressenden Ungeheuers bis zu einer Zeitungsseite ist alles dabei. Und genauso schrill wie die Welt der Goblins sind auch einige der Rätsel geraten, denn mit Logik kommt man in diesem Spiel nur bedingt weiter. Wenn man aber ersteinmal die Welt der Gnome verstanden hat, werden auch die Rätsel leichter. Das liegt auch daran, dass sich einige der Rätsel oft wiederholen: In vielen Bildern müssen zuvor gefundene Samen in lockerer Erde gepflanzt oder eine Klappleiter aufgestellt werden. Andere Rätselelemente kommen nicht so häufig vor, wiederholen sich aber dennoch, so etwa der Bienenfressende Froschiantransporter.
Trotz einiger Wiederholungen bleiben aber immer noch genügend abstruse Rätsel übrig, um die Spieler lange genug in einem Bildschirm zu beschäftigen. Und das kann mitunter recht lange sein, wenn man nicht das zur Lösung benötigte Teil findet, denn eine Hotspotanzeige sucht man in dem Spiel vergebens. Da einige Objekte auch nur wenige Pixel groß und zusätzlich auch noch gut versteckt sind, ist Geduld beim Absuchen den Monitors angesagt. Wirklich vergessen oder übersehen kann man allerdings kein Item, denn in den nächsten Level geht es nur dann, wenn ausnahmslos alle Rätsel gelöst wurden. Übrigens: In vielen der 15 Level versteckt sich ein Goldzahn, der mal ganz offensichtlich, mal extrem gut versteckt, darauf wartet in die Taschen von Tchoup befördert zu werden. Fleissige Sammler bekommen im Tausch für die Zähne kurz vor Schluss einen Bonuslevel spendiert, der fast noch seltsamer anmutet, als der Rest des Spiels. Das ist übrigens recht kurz, denn trotz schwerer Rätsel und ohne moderne Hilfsfunktionen dürften auch unerfahrene Spieler nicht länger als einen halben Tag benötigen, ehe sie dem Grund für das Verschwinden des Erdfekels gefunden und den Abspann des Spiels gesehen haben.
Es sieht halt so aus...
Die Goblin-Technik ist doch recht schwach auf der Brust und wirft wiedereinmal die Frage auf, warum man solche Spiele nicht doch lieber in 2D gestaltet. Sicher, es gibt keine 3D-Adventures, die grafisch beispielsweise an aktuelle Shooter heranreichen würden. Aber eine Grafik, die den aktuellen Stand der Technik in Sachen 3D wiedergibt – aus dem Jahre 1995 wohlgemerkt – muss doch nun wirklich nicht mehr sein. Leider bietet 'Gobliiins 4' genau eben diese Grafik. Zugegeben: Die Figuren an sich sind flüssig animiert, auch gibt es für alle Aktionen einzelne Animationen, selbst der Slapstickfaktor kommt nicht zu kurz. Aber etwas mehr Polygone hätten es durchaus sein müssen. Noch trauriger muten die Hintergründe an, die zwar von einer großen Kreativität zeugen, aber unter nicht besonders hübschen Texturen und dem Eindruck der veralteten Grafik leiden.Die musikalische Untermahlung passt sich diesem Eindruck an, wobei die simplen Kompositionen selbst nicht einmal das Problem sind. Es ist nur schade, dass sie sich bald wiederholen und vor allem dann, wenn man etwas länger an einem Level fest hängt, langweilig werden. Übrigens: Zwischendrin Speichern und dann am nächsten Tag weitermachen geht nicht: 'Gobliiins 4' speichert den Fortschritt nur am Levelende. Dann wird in einer simplen, aber hübsch gezeichneten Grafik der Fortschritt der Geschichte erzählt und ein Code eingeblendet, mit dem man später das Spiel in diesem Level wieder aufnehmen kann. Allerdings kann man auch ohne die Codeeingabe das Spiel fortsetzen, dann mit dem zuletzt begonnenen Level. Ein Vorteil haben die Codes übrigens noch: Durch die Suche nach Zettel und Stift vergeht die Ladezeit bis zum Start des neuen Levels schneller, denn die kann selbst auf aktuellsten Rechnern durchaus sehr, sehr lang werden. Unverständlich eigentlich aufgrund der altbackenen Grafik und einer festen Auflösung von 1024x768 Bildpunkten.
Eine ebenfalls simple Umsetzung hat man sich für die Soundeffekte einfallen lassen: Die Goblins sprechen in ihrer eigenen Sprache, wie auch schon in den Vorgängern. Damit wir trotzdem wissen, was los ist, werden uns die Sätze in kleinen Texttäfelchen eingeblendet. Das ist auch soweit alles prima, wären da nicht die anderen Charaktere, wie beispielsweise der Vogel, der gleich im ersten Level in unserem Fenster landet und „singt“. Der Gesang mutet aber leider so grausig an, dass man geneigt ist, die Lautsprecherkabel durchzuschneiden. Immerhin geht die Steuerung leicht von der Hand, sogar ein Tutorial wird in Form des Startbildschirms mitgeliefert.
Wir haben mit 'Gobliiins 4' ein Spiel, dessen Präsentation in die 90er-Jahre passen würde, dessen Story quasi nicht vorhanden ist und das zudem noch recht kurz ist. Was also bleibt? So überraschend das klingen mag: Ein Spiel, dem man die Liebe seines Entwicklers anmerkt. Pierre Gilhodes erwähnt nicht nur im Bonuslevel, dass er seine kleinen Goblins liebt, die Level zeugen ebenfalls davon, denn irgendwie kommt der Rätselcharme der alten Teile wieder auf. Leider aber eben nur der Rätselcharme. Und Liebe zu den Vorgängern können sich auch alle Fan-Adventures auf die Fahne schreiben. So bleibt 'Gobliiins 4' eben leider irgendwie nicht viel mehr als ein technisch altbackenes Adventure, dem ein größeres Budget für den Chefentwickler nebst einer zweidimensionalen Grafik wirklich sehr gut getan hätte. Dann wäre das Spiel vielleicht auch etwas länger geworden. Vor dem Spielkauf sollte auf jeden Fall ein Blick in die Demo geworfen werden. Wem die zusagt, der wird auch mit dem Spiel seine Freude haben, allen anderen muss leider vom Kauf abgeraten werden.
-
Gobliiins 4
- Entwickler
- Wicked Cinder
- Publisher
- Kalypso Media
- Release
- 7. April 2009
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.gobliiins4.com/
- Sprachen
-
- Systeme
-
- Stichwörter
- Gobliiins 4 bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)