Bereits etwas über einen Monat ist es her, dass uns Telltale Games mit 'Wallace und Gromit' ihr mittlerweile drittes Serienformat vorgestellt haben. Die beiden Vorzeige-Knet-Englänger sind Kino- und TV-Publikum bereits seit Anfang der Neunziger ein Begriff und der erste Ausflug auf die große Leinwand in 'Wallace and Gromit in the Curse of the Were Rabbit' wurde mit Auszeichnungen förmlich überhäuft, der Oscar als bester Animationsfilm war hier nur einer von vielen. Neben der Ankündigung als Download- Format in Episodenform wie schon 'Sam and Max' wurden 'Wallace&Gromit' als erstes Adventure auch für Microsofts Online-Portal XBOXlive angekündigt, nicht ohne Folgen. Wir durften Wallace's Interact-O-Vision ausprobieren und zwar die ganze erste Episode lang. Eine Staffel-Wertung folgt erst im Test der finalen Episode.

Fright of the Bumble Bees
Die Story von Episode Eins ist schnell erzählt: denn im Zuge einer monströsen Honiglieferung im Rahmen von Wallaces neuester Erfindung, einem Honig- Lieferservice, geraten nicht nur die Proportionen der Blumen als Pollenlieferanten aus den Fugen und die illustren Bewohner von Lancashire werden fortan von Monsterbienen belästigt. Es erklärt sich wohl von selbst, dass Wallace und Gromit hier das Aufräumen selbst übernehmen müssen. Hinter diesem groben und scheinbar recht simplen Umriss der Story verbirgt sich jedoch noch mehr, schließlich lebten auch die Knetvorlagen in erster Linie von wahnsinnig charmantem englischen Humor und skurrilen, schrulligen, aber sehr liebenswürdigen Charakteren. Ob es die Bienen sind, die zu einem Song, den Wallace auf dem Schallplattenspieler erklingen lässt, sich ehrfürchtig vor einem Poster ihrer Königin versammeln, oder der Polizeioffizier, der sich mit Wallace's käseschnüffelnden Roboter Sniffer3000 unterhält wie mit einem menschlichen Straftäter; überall finden sich herrliche Anspielungen auf das Leben der Inselbewohner, die eben doch ein bisschen anders sind als der Rest der Welt. Verpackt ist das ganze allerdings so charmant und sympathisch, dass man auch als 'Wallace und Gromit'- Neuling nicht umhin kann, als Hund und Herrchen schnell ins Herz zu schließen.
Charming indeed.
Die exzellente englische Sprachausgabe mit den Originalsprechern der Serie, die durch die Bank einen sehr guten Job machen, tragen zu diesem Erlebnis natürlich erheblich bei. Für die momentan erhältliche multilinguale Version gibt es zwar deutsche Untertitel, diese sind jedoch teils etwas holprig übersetzt und können an die englische Vorlage nicht heran reichen. Um 'Wallace und Gromit'wirklich genießen zu können sind fortgeschrittene Englischkenntnisse also eine absolute Empfehlung.
Hand in Hand mit der guten Sprachausgabe geht natürlich auch der Soundtrack, der direkt aus einem Radio einer älteren englischen Dame stammen könnte, die gemütlich ihren Five-o-Clock Tea trinkt und aus dem Fenster schaut. Natürlich heißt das, nicht, dass er schrecklich ist, sondern vielmehr ein wenig schrullig, ein wenig altmodisch, very charming und so, als habe sich jemand sehr viel Mühe gegeben, es genau so klingen zu lassen.
Just a bit of harmless brain alteration, that's all.
Auch bei der grafischen Umsetzung haben sich die Jungs von Telltale Games sehr viel Mühe gegeben, denn obwohl die aus der Serie bekannte Knetoptik beibehalten wurde und somit auf den ersten Blick ein bisschen simpel und grobschlächtig wirkt, täuscht dieser Eindruck gewaltig. Details wie Fingerabdrücke und kleinere Abdrücke von Modellierwerkzeugen auf den Oberflächen, wie zB der Haut von Wallace oder dem Fell von Gromit zeugen vom Gegenteil. Auch die Animationen stehen dem Serienoriginal in nichts nach und nicht nur Gromits wunderbare Laufanimation lädt zum Schmunzeln ein. Die Optik der Serie wurde auf jeden Fall perfekt eingefangen, auch wenn sie im Vergleich zu anderen aktuellen Titeln sicher kein Juwel ist.
The bounce has gone from his bungee
Zur Steuerung, denn hier macht sich deutlich bemerkbar, das auf ein Release auf mehreren Plattformen hingearbeitet wurde. Die Maussteuerung, die Telltale für 'Sam&Max' etabliert hatten ist nun einer Kombination aus Tastatur- und Maussteuerung gewichen, die ein wenig an vergangene Zeiten (hm, 1998 erscheint plötzlich so weit weg...) erinnern, dennoch nach ein bis zwei Sekunden Spielzeit locker von der Hand gehen. Sicherlich ein Nebeneffekt des simultanen Erscheinens als Xbox live Titel, denn mit einem Gamepad geht diese Art Steuerung noch leichter von der Hand. Der Held, je nach Abschnitt Wallace oder Gromit, werden direkt mit WASD oder den Pfeiltasten kontrolliert, mithilfe der Maus kann mit den Hotspots interagiert werden, welche bei Mouseover durch weiße Klammern markiert werden. Ein durchaus sinnvolles Feature, besonders da benutzbare Objekte sich grafisch nicht vom Hintergrund abheben.Durch Scrollen kann hier zwischen verschiedenen Interaktionsmöglichkeiten hin und her geschaltet werden, was schön schnell und gut von der Hand geht. Das Inventar kann mit 'i' oder dem Scrollrad-Button der Maus geöffnet werden, mit Esc gelangt man ins InGame- Menü. Während des Spiels wird bei erreichen einer Aufgabe automatisch gespeichert, auf festgelegte Speicherpunkte ist man dennoch nicht festgelegt, zusätzlich können Bookmarks für den aktuellen Spielstand erstellt werden, also quasi wie ein normaler Speicherstand, zusätzlich wird jedes Mal gespeichrt, wenn das Spiel verlassen wird. Maximaler Komfort also als Ausgleich zur Steuerung die natürlich unbequemer ist als reines Point&Click, dem Spielspaß aber keineswegs im Weg steht.
Man nehme eine Menge Knetmasse und forme sie zu zwei Helden, die in charmant- britischer Manier ihre Abenteuer absolvieren und damit tatsächlich nicht immer eine wirklich gute Figur machen und forme daraus, was man möchte. Telltale Games haben hier genau das geschafft, was man sich von der Umsetzung einer Serie wie 'Wallace und Gromit' erwartet hat: ein kurzweiliges Adventure, das wie die Serie in erster Linie durch sympathische Charaktere, kleine Wortspielereien und eine Menge Chaos zu bestechen weiß. Bild und Ton gehen hier Hand in Hand und Wallaces Version der Interact-O-Vision funktioniert einfach. Die Schwierigkeit ist selbstverständlich dem Zielpublikum angepasst und dürfte eingefleischte Rätseljunkies eher langweilen, doch über den geschätzten Spielzeitraum von 3-4 Stunden fühlte zumindest ich mich gut unterhalten und sehr „cosy“ im britischen Lancashire. 'Wallace und Gromit: Fright of the Bumblebees' ist sicherlich ein Titel, den man sich als Fan der Werke aus dem Hause Aardman nicht entgehen lassen sollte, ebenso Freunden des charmant cleveren Comic- Humors.
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Wallace & Gromit Grand Adventures
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 29. Juli 2009
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/wallaceandgromit
- Sprachen
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- Systeme
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