Nancy Drew ist eine Figur, die ursprünglich einer Jugendbuchserie entstammt, ähnlich wie Blytons Die fünf Freunde. Nancys geistiger Vater ist der Kinderbuchautor Edward Stratemeyer, der auch die Hardy Boys erschaffen hat. Die Figur der Nancy entwarf er 1930. Die Serie erfreut sich seither großer Beliebtheit und wurde immer wieder angepasst und überarbeitet, sodass sich auch Nancy selbst im Laufe der Zeit immer wieder wandelte. Sie wird besonders als Vorbild für junge Mädchen gesehen. 'Die Legende des Kristallschädels' ist bereits Nancys siebzehntes PC-Abenteuer. Adventurecorner hat das Spiel von Entwickler Her Interactive und Publisher dtp entertainment näher unter die Lupe genommen …

Die Story
Nancy macht mit ihrer besten Freundin Bess Urlaub in New Orleans. Da sie eh gerade dort ist, soll sie auf Bitte ihres Freundes Ned bei seinem Studienfreund Henry Bolet vorbeischauen. Henrys einziger noch lebender Verwandter, Onkel Bruno, hat das Zeitliche gesegnet und Ned macht sich um Henry Sorgen. Doch als Nancy Henrys Haus betritt, stößt sie auf eine unheimliche Gestalt, die wie ein Skelett kostümiert ist. Prompt wird Nancy von ihr mit einem Pulver K.O. gesetzt und kommt erst wieder zu sich, als sich die besorgte Haushälterin über sie beugt. Nancys Geschichte vom Skelett stößt bei Henry auf Skepsis. Dennoch erlaubt er ihr, sich weiter umzusehen. Bei ihren Nachforschungen kommen Nancy bald schon Zweifel, ob Brunos Tod ein natürlicher war. Denn offenbar hatte Bruno etwas mit einem Geheimbund zu tun. Und mit dem sagenumwobenen Kristallschädel "der Flüsterer", der seinem Besitzer angeblich ein langes Leben verleiht - wenn nicht gar Unsterblichkeit. Es sei denn, man wird ermordet ...
Gameplay
Der Spieler nimmt Nancys Perspektive ein. Man kann sagen, dass es sich um ein „First-Person-Adventure“ handelt. Der Vorteil dabei ist, dass man ganz in die Rolle der Detektivin eintauchen kann und sozusagen mit eigenen Augen das sieht, was Nancy sieht. Der Nachteil ist, dass eine Identifikation mit der Spielfigur schwerer ist, da man Nancy nie zu Gesicht bekommt. Die Steuerung ist leicht und selbsterklärend. Pfeile geben die Richtung an, in die Nancy gehen kann. Mit einem Lupen-Symbol wird der Bildschirm auf der Suche nach Hinweisen abgegrast. Kann man einen Gegenstand näher betrachten, so wird die Lupe rot. Lässt sich der Gegenstand sogar manipulieren, verwandelt sie sich in eine Hand. Einen Haken hat die Sache jedoch: Da man immer nur recht starr in die Richtung gehen kann, die die Pfeile anzeigen, übersieht man unter Umständen einen Pfad, da die Bildausschnitte nicht immer zu erkennen geben, dass am Bildrand ein weiterer Weg verläuft. In einigen Räumen kann man sich beinahe stufenlos um 360 Grad drehen. Schade, dass man das Konzept nicht für alle Locations beibehalten hat. Bei einem der Orte, die Nancy im Verlauf des Spiels besucht, handelt es sich um den Friedhof. Hier wird glücklicherweise in die Vogelperspektive gewechselt, da die Anlage doch recht weitläufig und unübersichtlich ist. Alles in allem ist die Steuerung benutzerfreundlich und auch Kinder sollten sich problemlos damit zurechtfinden können.
Wichtige Dinge sammelt Nancy ein und steckt sie in ihre Tasche, die als Inventar fungiert. Das Inventar kann, ebenso wie Nancys Notizbuch, eine Checkliste und ein Handy, über ein entsprechendes Symbol unten links am Bildschirm aufgerufen werden. Objekte lassen sich benutzen, indem man ganz einfach darauf klickt. Wieder ablegen kann man sie, indem man sie zurück ins Inventar legt.
Unten rechts am Bildschirm sind die Icons zum Speichern, Laden und für das Optionsmenü untergebracht. Viel einstellen kann man allerdings nicht. Das Spiel ist, was die grafische Auflösung angeht, recht festgelegt. Man kann lediglich auswählen, ob man auf einem normalen Monitor oder einem Breitbild-Monitor spielt. Bei der letzten Option wird das Spiel mit einem schwarzen Rand geladen, dafür ist es dann aber nicht verzerrt. Last but not least besteht die Möglichkeit, das Spiel im Fenstermodus zu starten.
Grafik und Sound
Die Hintergründe sind leider etwas zu statisch ausgefallen. Bewegungen wie Regen und Gesichtszüge bei Personen sind darüberhinaus nicht besonders gut animiert. Da die Schauplätze in diesem Spiel aber ohnehin sehr beschränkt sind, fällt es nicht all zu sehr ins Gewicht. Ein Mausoleum ist halt ein Mausoleum und braucht nicht unbedingt eine aufwendige Grafik. Die Grafik ist solide genug, damit Stimmung aufkommt.
Auch mit Soundeffekten ist man eher sparsam umgegangen, aber was gibt es in einer Bücherei auch schon zu hören? 'Die Legende des Kristallschädels' ist kein prunkvoller optischer oder auditiver Leckerbissen, aber Grafik und Sound erfüllen durchaus ihren Zweck.
Nicht ganz so gut gelungen sind die Sprecher, die an einigen Stellen amateurhaft klingen. Außerdem ist es sehr ärgerlich, dass Ton und Mundbewegungen der Figuren asynchron sind. Des weiteren lassen sich Dialoge nicht abbrechen, was bei längeren Unterhaltungen etwas stört.
Rätsel
Am meisten geht es im Spiel darum, geheime Mechanismen zu entschlüsseln. Es müssen also Bücher in einer bestimmten Reihenfolge gedrückt werden, Codeschlösser wollen geknackt werden und Bilder sollen ganz speziell angeordnet werden. Aufgaben wie die eben beschriebenen machen etwa 80 Prozent des Spiels aus. Den Rest löst man durch Dialoge oder indem man bestimmte Briefe, Bücher oder Dokumente liest. Zwischendurch gibt es kleine Minispiele, die die Sache etwas auflockern. Diese halten sich jedoch zum Glück in Grenzen, sodass sie nettes Beiwerk sind und nicht anfangen, zu nerven. Zwischendurch schlüpft der Spieler auch in die Rolle von Nancys Freundin Bess, die die Ermittlungen unterstützt. Das ist gut gelungen, da Bess ein ganz eigener Charakter ist, der nicht Nancys Kühnheit besitzt und erst von Nancy überredet werden muss, um ihr zu helfen. Schade nur, dass man Bess nur kurz spielen kann.
'Nancy Drew' lässt sich auf zwei Schwierigkeitsgraden bewältigen – als Junior- oder Seniordetektivin. Dabei sind die Rätsel auf dem Level einer Juniordetektivin bereits ganz schön gepfeffert. Allerdings gibt es hier mehr Hinweise. In punkto Hinweisen bleibt einem manchmal dennoch nichts weiter übrig, als Sachen einfach auszuprobieren. Das ist zum Glück aber nicht an der Tagesordnung, der wer genau sucht, findet in der Regel Anhaltspunkte, die einem dabei helfen, eine bestimmte Kombination zu lösen.
Bug
Die meiste Zeit über findet man zwar Anhaltspunkte, die dem Spieler bei der Lösung eines Rätsels helfen sollen, doch der schönste Hinweis ist nutzlos, wenn bei der Lokalisation geschlampt wurde. Bess soll an einer Stelle eine Kiste öffnen, die mit einem Buchstabenschloss versehen ist. Bei der Kiste findet sie einen Brief und einen Zettel mit Zahlenreihen, die der Schlüssel zu des Rätsels Lösung sind. Sie muss nämlich die Buchstaben abzählen, um das Losungswort zu erhalten. Durch die Übersetzung stimmen aber die Buchstaben nicht mehr. Man hätte in dem Fall auch die Zahlen an den übersetzten Text anpassen müssen. An dieser Stelle kann man das Spiel daher eigentlich gar nicht mehr lösen, es sei denn, man recherchiert etwas im Internet und wirft einen Blick in ein englisches Walkthrough, was aber nicht Sinn der Sache sein sollte.
Das Spiel richtet sie eher an die jüngere Generation, die vermutlich Gefallen daran finden wird. 'Nancy Drew – Die Legende des Kristallschädels' ist besser als erwartet, bleibt dann aber doch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Das liegt zum einen natürlich am weiter oben erwähnen Fehler, zum anderen aber auch daran, dass die Spannung etwas unter den häufigen Knobeleien leidet. Ungeduldige Gesellen sollten sich daher ein paar Gedanken darüber machen, wie viel Gehirnschmalz sie einsetzen und wie viel Zeit sie in Nancys Abenteuer investieren wollen. Denn das muss man dem Spiel auf jeden Fall zu Gute halten – es ist recht lang.
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Nancy Drew 17: Die Legende des Kristallschädels
- Entwickler
- dtp - digital tainment pool
- Publisher
- dtp - digital tainment pool
- Release
- 20. November 2009
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