Wer abends vor 20 Uhr nichts zu tun hat und deswegen gelangweilt durch die Vielfalt der TV-Programme zappt, ist vielleicht schon einmal über die Reality-Soap 'K11 – Kommissare im Einsatz' gestolpert. Und ist vielleicht sogar hängen geblieben. Scheinbar gibt es sogar Fans der Serie, denn die Kommissare Michael Naseband und Alexandra Rietz begleiten uns schon seit 2003 in acht Staffeln mit über 1200 einzelnen Folgen. Ein gewisser Erfolg ist dem Format also nicht abzusprechen. Auf jeden Fall hat Publisher SevenGames ein Adventure zu der Serie in Auftrag gegeben. Entwickelt wurde es vom österreichischen Studio Sproing, das mit 'Undercover: Operation Wintersonne' vor vier Jahren einen echten Hit landete. Wir haben das Adventure genau unter die Lupe genommen.

Werde Teil des K11-Teams
So verspricht es ein Aufdruck auf dem Cover des Spiels, das auch gleich die beiden Hauptcharaktere der Serie zeigt, denn als Neuling sind wir direkt den Chefs des K11 unterstellt. Wie man es von ähnlichen Spielen kennt, geht es ohne Umschweife an den ersten Fall und so teilt uns auch Alex Rietz mit, was anliegt: Ein Busfahrer wurde ermordet. Am Tatort, den wir aus einer Ego-Perspektive untersuchen, finden wir eine tote Ratte, eine Tasche mit Geld, eine Droh-SMS auf dem Handy des Fahrers sowie eine Plastiktüte. Alle Beweise landen sofort in unserer elektronischen Fallakte, wo wir sie näher untersuchen und so beispielsweise die Handynummer des SMS-Versenders erfahren. Der ist dann schnell gefunden und wir können ins Verhörzimmer. Halt, vorher müssen wir alle gefundenen Beweise in einer kleinen Übersichtsgrafik ihrem Fundort zuordnen. Nun untersuchen wir noch kurz die gefundenen Beweise, was uns wertvolle Informationen geben soll, schicken eine Blutprobe ins Labor und kümmern uns um unseren ersten Verdächtigen. Vor dem eigentlichen Verhör bekommen wir kurz eine Information, wie wir am Meisten aus dem Gegenüber herausbekommen: Müssen wir es auf die harte Tour versuchen, den Gesprächspartner unter Druck setzen oder ihn trösten? Eigentlich eine gute Idee, die aber schlecht umgesetzt wurde: Die zur Auswahl stehenden Sätze und vor allem die Reaktionen passen nicht unbedingt immer zu den Antworten, die man darauf bekommt. Was man am Ende dann wirklich im Verhör herausfindet, ist übrigens völlig egal, denn nach dem Gespräch mit dem Verdächtigen werden wir von einem „echten“ Kommissar ins Verhör genommen und müssen hier unsere neuen Erkenntnisse mitteilen. Wir haben immer die Wahl zwischen vier unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten, von denen mindestens eine richtig ist. Falls wir im Verhör also nichts erfahren haben, wissen wir spätestens jetzt, dass der Gärtner doch nicht der Mörder war, weil er ja ein Alibi hat. Leider nicht die einzige Logikpanne, doch dazu später mehr. Was auch immer wir machen, unser erster Fall ist nach rund zehn Minuten aufgeklärt. Die übrigen vier Fälle sind dann doch etwas länger, so dass man sich ungefähr acht Stunden mit dem Spiel beschäftigen kann. Wenn man nicht vorher eingeschlafen ist, denn leider sind die Fälle im Spiel genau so spannend und vorhersehbar, wie die der TV-Serie. Am Ende eines jeden Falls folgt noch eine Bewertung, in der die Geschicklichkeit des Ermittlers mit Punkten honoriert wird. Das System könnte für einen höheren Wiederspielwert sorgen, wenn es denn irgendwelche Auswirkungen hätte. Hat es nicht, aber selbst wenn wird es wohl kaum Spieler geben, die 'K11' zweimal spielen möchten.
Ermittlungsarbeit versinkt im Logikloch
Sicher, auch bei den besten Krimis geht es nicht immer logisch zu und auch die besten Geschichtenerzähler verheddern sich manchmal. Was hier passiert, schlägt dem Fass aber den Boden aus. Nicht nur, dass die Verhöre überhaupt keinen Einfluss auf das Ende des Falls haben oder weitere Ermittlungen nach sich ziehen würden – Wie schon erwähnt wird uns spätestens in der Fragerunde mit den Kollegen die richtige Lösung als Multiple-Choice-Auswahl präsentiert – auch die Verhöre selbst haben arge Probleme. So können wir Verdächtige nach Personen befragen, die wir selbst noch nicht mal kennen. Natürlich wissen wir aber im Verhör schon jede Menge über die Person. Auch kommt es vor, dass ein Verdächtiger im Verhör ein Alibi präsentiert, zusammen mit einer Person, die dieses Alibi bestätigen kann. Leider hat unser Gegenüber keine fünf Sätze vorher das Ableben eben dieser Person betrauert. Nun soll also jemand Verstorbenes das Alibi bestätigen? Solche oder ähnliche Beispiele lassen sich in fast jedem Verhör finden. Da wird aus der fremden Frau innerhalb von wenigen Sätzen eine Liebhaberin, dann wieder eine Bekannte und am Ende doch die feste Freundin. Auch die Fallakte macht hier keine Ausnahme: Warum sich dort Beweise finden, die der Ermittler selbst noch nicht gefunden hat grenzt schon fast an Zauberei. Aufmerksame Bundeswehrsoldaten finden übrigens auch ein kleines Osterei: Ein Feldwebel schmückt sich bei 'K11' mit Gefreitenabzeichen.
Gründliche Bug-Suche
Dass die Steuerung es nicht so ganz genau nimmt, könnte man ja noch fast verzeihen. Wenn es denn mal vorkommen würde und nicht immer und überall. Beispiel gefällig? Wir untersuchen einen Lagerraum, der Cursor zeigt uns an, dass wir hier etwas machen können. Klick und Michael Naseband fragt uns, ob wir Hilfe brauchen. Ok, das ist ja ganz nett, aber wir wollten doch eigentlich wissen, was an diesem Koffer so interessant ist, also lehnen wir die Hilfe ab und klicken wieder auf den Koffer. Wieder mit dem Ergebnis von oben und wir stellen fest, nicht der Koffer ist der Hotspot, sondern Freund Naseband. Warum der Hotspot so großzügig gestaltet wurde, dass er selbst dann auslösen würde, wenn man blind irgendwo in den Raum klickt, hat sich uns jedoch nicht erschlossen, zumal die Kollegen ohnehin nicht sonderlich klein sind. Ein weiteres Beispiel ist die elektronische Fallakte, in der einmal gefundene Beweise untersucht werden müssen. Neue Indizien werden mit einem Ausrufezeichen gekennzeichnet, untersuchte mit einem Haken. Darauf kann man sich aber nicht immer verlassen, denn manchmal müssen vor dem abschließenden Gespräch mit unserem Vorgesetzten noch einmal alle Beweise durchgeklickt werden – trotz Hakens. Wenn wir das nicht machen, erklärt unser Chef, dass wir noch gründlicher suchen müssen.
K11-Technik im Einsatz
Kommen wir nun zum Besten des Spiels: Die Grafik. Wer die Screenshots sieht, wird sich jetzt vielleicht verwundert die Augen reiben, aber ja, doch, die Grafik ist das Beste am Spiel. Ok, die Charaktere bewegen sich teilweise, als ob sie in Höhe des Bauchnabels ein Kugelgelenk in der Wirbelsäule hätten, aber immerhin hat man sich die Mühe gemacht, einigermaßen Gesichtsanimationen einzubauen und auch den Schauplätzen ein ganz klein wenig Atmosphäre zu verleihen. Die verwendete 3D-Engine lässt übrigens alle gängigen Auflösungen zu, Besitzer von Widescreen-Monitoren dürfen sich also ebenso ärgern, wie Besitzer von 4:3-Monitoren.
Was die Sprachausgabe angeht, setzt man bei 'K11' auf Originale. Die Darsteller der Serie leihen auch ihren Spielversionen die Stimme. Ein Fakt, den zumindest Kenner der Serie zu schätzen wissen dürften. Wie schön wäre es gewesen, wenn man hier nichts zu kritisieren hätte – Doch die Kommissare haben auch hier wieder was gefunden: Leider verlieren Naseband und Rietz schon im Fernsehen den Vergleich mit Caruso oder Procter. Und genau so ist es auch bei den Dialogen. Zwar geben sich beide Mühe eine gute Leistung abzuliefern, die bleibt dann aber trotzdem hinter denen anderer aktueller Adventures zurück. Zu allem Überfluss ist bei Kommissarin Rietz auch irgendwas mit der Aufnahme nicht so glücklich gelaufen, irgendwie scheint sie zu dicht am Mikro gestanden zu haben. Unterm Strich macht das Spiel also auch hier keine gute Figur. Müßig zu erwähnen, dass die Dialoge auch nicht Lippensynchron sind.
Zur Wii-Steuerung
'K11' spielt sich, als ob es für den PC konzipiert und erst im Nachhinein fürs Nintendo Wii umgesetzt wurde. Die Aufgabenverteilung für Nunchuck und Wiimote, welche Beide zum Einsatz kommen, ist denkbar ungünstig und wirkt beim Spielen eher lästig als innovativ. Schuld daran ist die schlechte Fortbewegungsmethode: mit dem Joystick des Nunchuck ändert der Spieler nur das Sichtfeld, das vor allem zum Untersuchen eines Tatorts wichtig ist. Anstelle die Fortbewegung der Figur ebenfalls mit dem Stick zu steuern und mit einer der beiden Buttons am Nunchuck auszulösen, wie man es in ähnlicher Form von First-Person-Shootern kennt, muss man dafür das unhandliche weil schlecht erreichbare Steuerkreuz der Wiimote verwenden. Heraus kommt dabei eine Steuerung an die man sich auch nach mehreren Kapiteln nicht gewöhnt und die für erheblichen Frust während des Spiels sorgt. Der Rest des Handlings ist ähnlich umständlich gelöst. Die Wiimote übernimmt in diesem Fall die Rolle der Maus und wird dazu benutzt den Bildschirm nach Hinweisen abzusuchen. Aber anstatt die Multifunktionsaustattung der Wiimote zu nutzen, wurde die Funktion der Maus einfach 1 zu 1 umgesetzt. Hauptmenü und Untermenü des Spiels sind nur mit einem Klick auf die im Bild ewig präsenten K11 und Fingerabdruck Buttons anzusteuern. Wie einfach hätte man hier einen der vielen Buttons von Wiimote oder Nunchuck nutzen können. Tatsächlich erfüllt gerade mal ein einziger der sieben Knöpfe am Steuerungskombinat einen Zweck. Um zwischen den Funktionen „Untersuchen“ und „Spezial“ (Taschenlampe, Fotoapperat, etc.) hin und her zu schalten, hilft ein Druck auf den 1 Knopf. Bevor man das herausgefunden hat, hat wahrscheinlich fast jeder Spieler die Wiimote schon über das andere Icon gezogen, das oben rechts am Bildschirmrand auftaucht.
Die Grafik auf der Wii
'K11 – Kommissare im Einsatz' präsentiert sich optisch als ordentliches Spiel für die Wii. Die Einsatzorte und Zentrale sind nett designed, wenn auch manchmal ein wenig spartanisch eingerichtet. Die Figuren sind allesamt gut animiert und Mimik und Gestik passen meist zu dem was die betreffenden Personen von sich geben, ein wichtiger Punkt den auch heute noch so manches Adventure vergeigt. Die Figuren selbst sind teilweise ein wenig zu grobkörnig, aber als Besitzer der Wii ist man wirklich schon ganz andere Sachen gewohnt. Kleine Gegenstände und Hinweise sind oft schwierig zu entdecken. So soll es aber auch sein, schließlich ist 'K11' ein Detektivspiel und die Grafik ist der Spurensuche nie im Weg. Im Gegensatz zu manch anderen Spielen, ist bei 'K11' der Unterschied zwischen normalem 60 Hz Modus und Progressive Scan schon deutlich zu erkennen. Schön sieht es aber auch bei bester Darstellungsoption nicht aus.
Serienversoftungen genießen generell keinen guten Ruf und 'K11-Kommissare im Einsatz' hilft mit, diesen Ruf noch weiter zu ruinieren. Das Spiel ist weder für Fans der Serie noch für Leute, die jedes Adventure kaufen, um das Genre zu retten, zu empfehlen. Im Gegenteil: Spiele wie 'K11' können sehr gut dazu beitragen, auch den letzten Adventurefanatiker zu vergraulen. Weder sind die Fälle spannend, noch gibt es interessante Charaktere. An SevenGames richtet sich die Bitte, in Zukunft keine Adventures mehr zu produzieren und Entwicklerstudios wie Sproing, die es eigentlich besser können, in Ruhe zu lassen, an die Spieler eine ganz klare Kaufwarnung. Am Ende haben wir dann übrigens doch noch etwas Positives finden können: Der Uninstaller entfernt das Spiel Rückstandslos von der Platte.
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K11: Kommissare im Einsatz
- Entwickler
- Sproing
- Publisher
- SevenGames
- Release
- 12. April 2010
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- K11 bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
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