Detective Inspector Hector, das Aushängeschild der Polizei von Clappers Wreake, ist zurück. In der zweiten Episode des drei Folgen umfassenden Krimi-Adventures von Straandlooper und Telltale geht es weiter mit der aberwitzigen Jagd nach dem unbekannten Terroristen, der in der Pilotfolge 'We Negotiate With Terrorists' bereits unzählige Polizisten ins Jenseits befördert hat. Wir haben uns die Folge angeschaut und verraten, was sich im Vergleich zum Vorgänger getan hat. Auch die finale dritte Episode wird am Ende kurz beschrieben. Die Wertung bezieht sich auf die komplette Staffel.

Von explodierenden Toiletten und strippenden Nonnen
Wir treffen Hector genau an der Stelle wieder, an der wir ihn in Teil 1 verlassen haben und somit in einer sehr brenzligen Situation. Rückblick: Ein Geiselnehmer hatte sich in einem Haus von Clappers Wreake verschanzt und forderte die Polizei auf, die Straßen des runtergekommenen Ortes vom Abschaum zu befreien. Ein Job für den nicht minder heruntergekommenen Hector, der die Forderungen des Geiselnehmers erfüllte und dann als Unterhändler ins Gebäude geschickt wird. Dort gibt es eine große Überraschung: Der Geiselnehmer entpuppt sich als ein per Notebook ferngesteuertes Scharfschützengewehr. Hector ist in die Falle getappt, denn bei einem Fluchtversuch wird sofort scharf geschossen. Doch auch nachdem die tödliche Waffe überlistet ist, kann sich Hector nicht in Sicherheit wiegen, denn der Terrorist hat in dem Haus eine Bombe installiert, die auch gleich explodiert.Durch Glück übersteht Hector die Explosion unverletzt, sitzt nun aber in den Überresten des Hauses fest. Wie gut, dass ihn sein Partner Lambert noch nicht aufgegeben hat und nun außerhalb des Gebäudes verschiedene Aufgaben lösen kann. Per Teamarbeit, die ein wenig an 'Day of the Tentacle' erinnert, müssen Hector und Lambert nun einen Weg finden, wie der Detective Inspector aus dem Haus kommt. Kurzerhand sprengen beide dafür das Klo. In der Folge ist Schluss mit der Teamarbeit und Hector übernimmt wieder allein die Suche nach dem Terroristen. Dass es ihn dabei wieder an die merkwürdigsten Orte verschlägt, versteht sich von selbst. Auf der Liste stehen beispielsweise eine zum Stripclub umgebaute Kirche nebst Stripperinnen im Nonnenoutfit oder eine Modeboutique, in der die It-Girls auch gleich eine passende Waffe zur Abendgarderobe erstehen können.
Sinnlose Handlungen der Justiz
So schräg wie die überwiegend neuen Locations sind auch wieder die Charaktere, die ebenfalls zu einem sehr großen Teil ihren ersten Auftritt in dieser Episode haben. Ob nun der blutrünstige Fleischer, der Organhändler im Imbiss-Wagen oder der Computerfreak aus dem Polizeilabor, der - 'CSI' lässt grüßen - alles Mögliche und Unmögliche mit seinem Computer anstellen kann, alle werden extrem überspitzt charakterisiert. Dass die Reise zwischen den Orten und ihren unterschiedlichen Charakteren nun deutlich angenehmer und schneller vonstattengeht, ist eine der Verbesserungen der aktuellen Episode. Musste man in 'We Negotiate With Terrorists' noch immer einen Ort komplett verlassen (was zum Teil das Durchwandern mehrerer Screens bedeutete), kann Hector jetzt jederzeit eine Karte aufrufen und zum Zielort reisen. Ebenfalls verbessert wurde das Hilfesystem, das von kleinen Tipps bis zur Komplettlösung alles bietet, was das Herz des feststeckenden Spielers wünscht. Das ist auch zum Teil gar nicht so verkehrt, denn einige der Rätsel haben es in sich, was vor Allem daran liegt, dass man die wenigen verfügbaren Objekte auch gern einmal übersehen kann und dann nicht weiterkommt. Die Rätsel bestehen aus Adventure-typischen Aufgaben. Zu den Inventar- und Objektaufgaben gesellt sich dann und wann auch einmal ein Dialogrätsel. Überwiegend geht es darum, drei Spuren nachzugehen, die Hector aus dem explodierten Haus retten konnte. Die Rätselketten, die dafür gelöst werden müssen, sind länger als im Vorgänger und verteilen sich über mehrere Orte. In welcher Reihenfolge wir mit Hector den Spuren nachgehen, bleibt dabei völlig dem Spieler überlassen. Steckt man also einmal irgendwo fest, kann man erst einmal eine andere Aufgabe angehen.
Fluchen auf Englisch
Die zweite Episode von 'Hector' setzt wieder etwas bessere Kenntnisse der englischen Sprache voraus. Fehlen diese, versteht man nicht alle Späße und verpasst auch hin und wieder einmal einen Tipp in den Dialogen. Versteht man die Einwohner von Clappers Wreake aber, darf und muss man sich auf jede Menge derber Flüche, Beschimpfungen und Späße einstellen. In welchem anderen Spiel wird man schon Zeuge sich aufgrund von Alkoholkonsum ständig übergebenden Bräuten oder einer Toilettenexplosion mit Exkrementendusche? Wer mit dieser Art von Humor nichts anfangen kann, sollte besser einen großen Bogen um das rund fünfstündige Spiel machen.
Episode 3 - Beyond Reasonable Doom (kurze Ergänzung von Matthias Glanznig)
Im Finale erwachen Hector und Lambert zunächst in einer sehr unangenehmen Lage. Es geht um Leben und Tod. Natürlich wird alles mit dem vertrauten Humor verpackt. Wir wollen an dieser Stelle aber nicht zu viel verraten. Nur so viel: In spielerischer Hinsicht gibt es im Vergleich zu Episode eins und zwei keine wirklichen Überraschungen. Das Storytelling wirkt zwar etwas weniger ausgereift als die Vorgänger, bewegt sich aber dennoch auf einem recht guten Niveau.
Die Entwickler von Straandlooper haben sich die Spielerkritik am ersten Teil zu Herzen genommen und verschiedene Sachen verbessert. Das neue Hilfesystem funktioniert gut und gibt von kleinen Hinweisen bis zur Komplettlösung Auskunft. Sicher nicht jedermanns Sache ist wieder der Humor und die zotige Sprache, mit der sich die Einwohner in Clappers Wreake unterhalten. Die Hintergrundgrafik und speziell die Animationen bleiben jedoch auf dem Niveau von Episode 1. Hier hätte etwas zusätzlicher Aufwand sicher nicht geschadet. Das größte Problem der Fortsetzung ist jedoch die Story. 'Senseless Acts of Justice' erzählt die Geschichte aus 'We Negotiate With Terrorists' direkt weiter und präsentiert ein Ende, das schon während der ersten Episode vorhersehbar war. So ist die größte Überraschung eigentlich, dass man tatsächlich auf ein Ende zuzusteuern scheint, dass die Spieler schon während der ersten Folge erwarten konnten. Man darf gespannt sein, wie die dritte und vorerst letzte Episode die Spannung aufrecht halten will.
Zusätzliches Fazit von Matthias Glanznig: Episode drei ist zwar vielleicht einen Ticken schwächer als die beiden Vorgänger, dennoch bewegen wir uns weiter auf gehobenem Niveau. Genre-Fans, die sich mit dem Humor anfreunden können, sind bei dieser schrägen Krimi-Reihe also gut aufgehoben.
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Hector: Badge of Carnage
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 27. April 2011
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