Nach dem vagen Start in die neue Episode hatte Telltale Games etwas gut zu machen. Es gab viel Kritik von den Spielern, warum sie denn plötzlich so viele verschieden Serien beginnen, obwohl die Laufenden noch nicht fertig sind. Dem entgegen soll sich Clementine in der neuen Episode stellen. 'A House Divided' soll der Fels in der Brandung sein, nicht nur abhängig von der Hauptfigur Clementine, sondern auch davon, ob Antworten auf die vielen offenen Fragen geliefert werden. Kein leichter Stand für das bekannte Erzähler-Studio, aber sie haben schon öfter bewiesen, wie gut sie Stories erzählen können. Klappt es aber auch dieses Mal? Eine Staffel-Wertung heben wir uns für den Test zur finalen Episode auf.

I’m a survivor! – Überleben in der Zombie-Apokalypse
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Auf der Flucht! |
Es ist ein Albtraum. Ringsherum nur Zombies in Sicht, kein Ausweg. Im Wald erblicken wir dann unseren einzigen Hoffnungsschimmer – eine kleine Hütte. Schnell rein und gegen die Tür stemmen. Es ist zwecklos, alleine mit Nick schaffe ich es niemals durchgehend die Tür zu zuhalten. Kurz herrsche ich Nick an, er soll doch etwas suchen, womit wir die Tür verbarrikadieren… oh nein, er geht einfach weg. Er kann mich doch nicht gegen die Zombie-Horden im Stich lassen! Ich versuche meine letzten Kräfte zu mobilisieren und gerade noch bevor die Tür aufspringt, stellt Nick plötzlich eine schwere Kiste voll verrotteter Äpfel vor die Tür. Sie bleibt geschlossen – fürs erste.
So ähnlich müssen sich die ersten Minuten in 'Walking Dead – Episode 202: A House Divided' für Clementine angefühlt haben (wer am Ende der ersten Episode einen anderen Weg gewählt hat, sieht sich übrigens mit einem etwas anderen Szenario konfrontiert). Schnell, beklemmend, actionreich. Nur eines zählt: Überleben! Nachdem das nun geschafft ist, beginnt die Entschleunigungsphase und der normale Episoden-Alltag beginnt. Wie kommen die beiden aus der Hütte raus? Während wir uns mit Clementine den Kopf zerbrechen, findet Nick selbstdestillierten Whiskey. Perfekt, denn er hat einiges zu verdauen. Das Vergessen beginnt, das Entkommen ist ungewiss.
Reif für den Emmy
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Spannung und Emotionen pur... Das Spiel hinkt der Serie um nichts nach! |
Genau diese fesselnde Spannung versucht die Episode während der Spielzeit aufrecht zu erhalten. Manchmal, wie hier durch actionbetonte Szenen, teils durch Quicktime-Events, teils durch Schießeinlagen oder per Autopilot zum Zusehen. Aber auch zwischendurch in den ruhigen Dialogszenen herrscht ordentlich Spannung. Hat man in der ersten Episode noch kritisiert, dass die Entscheidungen nicht sonderlich schwergewichtig sind, trifft man in dieser Episode einige richtig harte Entscheidungen und man ertappt sich noch nach dem Spiel beim Nachdenken, ob es anders nicht besser gewesen wäre. Auch die Charaktere werden langsam tiefer und man erfährt mehr über sie. Spannend ist auch die Einführung des Bösewichts, aber auch eine kleine nostalgische Wiedervereinigung mit einem alten Bekannten aus der ersten Staffel darf nicht fehlen. Weiteres wollen wir aber hier nicht verraten, denn wie üblich ist auch diese Episode nur ungefähr 90 bis höchstens 120 Minuten lang und jeder Spoiler könnte das Spielgefühl trüben.
Eins sei jedoch gesagt: Telltale Games versteht es eine Art spannende, spielbare TV-Serie zu machen, von der man kaum genug kriegen kann. Die Finger schnappen immer wieder schnell vom Popcorn zur Tastatur/Controller, um eine kleine Action-Einlage oder einen Dialog zu steuern. Sonst hört man nur eins: Nervöses Kauen an der Lippe und die kleinen Zahnräder im Kopf.
Altbewährtes Konzept
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Zombies auf der Piste - klingt nach einem billigen Heimatfilm - nicht ganz! |
Klar ist, dass bei 'The Walking Dead' der Fokus deutlich auf starken Charakteren und der Story liegt. Das gelingt auch wie sonst kaum wo anders. Neue Spielelemente, kleine Rätsel oder andere neue Mechaniken sucht man vergeblich. Dies alles scheint wohl nur Ablenkung vom Wesentlichen in den Augen der Entwickler zu sein, d.h. wie üblich keine Empfehlung für Rätselbegeisterte – es sei denn man legt sich ein Sudoku nebenbei auf den Tisch. Nach dem Abspann ist das aber auch nicht das Erste, an das man denkt – ganz im Gegenteil - die Stärken des Spiels bleiben in Erinnerung. Vielleicht muss man bei einem gut funktionierenden Konzept nichts oder nicht viel ändern. Skeptiker werden ohnehin kaum überzeugt werden, Begeisterte können schon gar nicht mehr auf die nächste Episode warten.
Auch die Präsentation des Spiels bleibt gleich: Grafik und Ton in gewohntem Stil. Die Sprecher sind gewohnt hochklassig. Das Setting ändert sich aber langsam. Hat man zu Beginn der ersten Staffel noch in Georgia seine ersten Zombies getötet, geht es langsam in kältere Gefilde. Der Lake Michigan ist wohl auch nicht mehr allzu weit entfernt. Es geht in die kalte Region, in Hoffnung dort auf weniger Untote zu treffen. Ganz im Sinne von möglichst wenigen Veränderungen im Drumherum, dafür massive Veränderungen und Spannung in Geschichte und Charaktere, schreiten wir den Pfad der wandelnden Toten voran. Hier ist klar: es wird düster. Auch die Mitmenschen von Clementine werden immer misstrauischer, genauso wie sie selbst. Zurecht? Das erfährt Ihr, wenn Ihr selbst Hand anlegt und die narrative Glanzleistung genießt.
Nach Walking Dead – Episode 201 war ich etwas skeptisch der neuen Staffel gegenüber. Klar, sie war nicht schlecht, aber gegenüber der ersten Staffel oder Wolf Among Us fehlte das letzte bisschen. Umso überraschter war ich dann von dieser Episode. Von Beginn an hochspannend, lässt sie kaum eine Verschnaufpause: von einer nervenzerreißenden Szene zur nächsten schwerwiegenden Entscheidung. A House Divided hat auch mich etwas geteilt, denn erstmals war ich bei einer Entscheidung ratlos, was ich tun sollte, was denn besser wäre. Hut ab vor Telltale Games. Mit dieser Episode haben sie unterstrichen, dass sie zur narrativen Königsklasse der Spieleentwickler gehören. Es ist ganz klar eine der besten Telltale Episoden. Wer über fehlende Neuerungen und Rätsel hinwegsehen kann, muss dieses Spiel nahezu spielen. Einziger Wermutstropfen bleibt das Warten auf die nächste Folge, denn logischerweise endet auch diese mit einem Cliffhanger.
Fazit Matthias Glanznig:
Wie weit geht man für eine Familie, die Gemeinschaft? Um diese schwierige Frage kreist die zweite Episode von 'The Walking Dead'. In den rund 90 Minuten (wie schon bei Episode eins), haben die Quicktime-Events leider erheblich an Quantität zugelegt und die Handlungsfreiheit wurde reduziert. Was hingegen die Story angeht, so hat mich 'A House Divided' in jeder Hinsicht mehr begeistern können, als der Auftakt der zweiten Staffel! An Spannung mangelt es nicht und die Entscheidungen haben stark an Komplexität gewonnen, was auch dringend notwendig war, denn zuletzt lagen zu viele Dilemmata zu sehr auf der Hand. Diesmal sah ich mich oftmals hin und her gerissen - zu welcher Gruppe bekenne ich mich? Welchen Fehler kann ich entschuldigen? Sage ich die Wahrheit, obwohl die Konsequenzen schwerwiegend sein könnten? Genau so soll es sein und nur so kann das Konzept von Telltale funktionieren! Alles in allem aus meiner Sicht also eine gelungene Fortsetzung, die jedoch einmal mehr die gewohnten spielerischen Macken im Gepäck trägt.
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The Walking Dead 2: Season Two
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 17. Dezember 2013
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/walkingdead/
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