Die vierte Folge von Telltales 'The Walking Dead - Season 2' ist bereits verfügbar, was aus Reviewer-Sicht wie üblich einen fröhlichen Slalomlauf um Spoiler bedeutet. Zuletzt ging es höchst brutal zu und leider ging es nicht ohne Verluste, die nun die aktuellen Ereignisse prägen. Wie wirkt sich das auf die Gruppe rund um Clementine aus und wie geht die junge Protagonistin damit um? 'Amid the Ruins' hat naturgemäß noch nicht alle Antworten, ist jedoch lediglich eine weitere Episode davon entfernt. Wie uns dieser Abschnitt gefallen hat, erfahrt Ihr wie gewohnt im Review. Eine Staffel-Wertung gibt es erst mit dem Release der finalen Episode.

Darwinistischer Crashkurs im Erwachsenwerden
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Rebeccas Schwangerschaft wird zum Problem für die Gruppe |
Angesichts der steten Bedrohung durch die Horden von Untoten, bedeutet Nachwuchs in dieser Welt zwangsläufig ein erhebliches Risiko. Umso schwieriger gestaltet sich das Heranwachsen. Wieviel Kind darf man unter diesen Umständen überhaupt sein und wie lange? Welche Opfer sollte die Gruppe zum Wohl eines Kindes bringen und wo ist die Grenze? Schwierige Fragen, auf die es keine einfache Antwort geben kann.
Es ist kaum ein Zufall, dass Rebeccas Schwangerschaft diesmal den roten Faden der Erzählung bildet: Die Mutter ist kurz vor der Geburt physisch beeinträchtigt und braucht daher besonders viel Hilfe. Die Flucht vor den Zombies erleichtert das bestimmt nicht, was die ohnehin angespannten Nerven zusätzlich strapaziert. Diese weitere Bewährungsprobe bringt die Gruppe endgültig an ihre Grenzen. Für ein weiteres Kind fehlt allen angesichts dessen die Kraft und so sieht die junge Clementine sich immer weiter in die Rolle einer jungen, selbständigen Erwachsenen gedrängt. Zugleich werden damit auch ihre Aktionen kritischer beurteilt. Je weiter das Mädchen allerdings über sich hinaus wächst, desto mehr stellt sich eine ganz andere Frage: Ist nicht vielleicht die Gruppe das wahre Risiko, deren Gruppengefüge in Ruinen liegt?
Mehr Raum für Charaktere...
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Jane gibt Clementine ein paar Lektionen fürs Leben... |
Ganz im Gegensatz zur dritten Episode, nimmt sich 'Amid the Ruins' wieder mehr Zeit und wählt ein ruhigeres Tempo, mit hoher psychologischer Intensität. In den rund zwei Stunden werden vergleichsweise öfter Interaktions- und Explorationsmöglichkeiten geboten, als noch zuletzt. Nicht zum Nachteil. So geht es hin und wieder darum, einen geeigneten Gegenstand für ein aktuelles Ziel suchen. Meist läuft dieser Unterfangen auf schlichte Hotspot-Suche unter Zeitdruck hinaus. Für Freunde der Serie vermutlich dennoch eine willkommene Abwechslung.
QT-Momente salzen die Suppe an einigen Stellen, ohne Überhand zu nehmen. Vielmehr stehen die Charaktere im Zentrum, ihr Umgang mit einer ungemein belastenden Situation und ihre Relevanz für die Gruppe. An Beklemmung mangelt es dem Szenario keineswegs, zumal es wie so oft keine für alle richtige Lösung gibt und die verschiedenen inidivuellen Situationen und Konflikte greifbar dargestellt sind. Im Kern ist die Geschichte linear. Telltale schafft es trotzdem recht gut, das Gefühl zu vermitteln, es gäbe Handlungsalternativen. Ob es sich tatsächlich lohnt, einen weiteren Durchlauf mit anderen Entscheidungen zu wagen, sei aber dahingestellt.
... wenn auch nicht ohne Macken
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Zwischendurch bleibt Zeit für stimmungsvolle Impressionen |
Nebst erstklassigem Storytelling, wird handwerklich gesehen gewohnte Kost geboten und zwar sowohl visuell, musikalisch, als auch was die grandiosen Sprecher anbelangt. Diesbezüglich gibt es wenig auszusetzen. Wenn man dieser Episode etwas vorwerfen kann, dann betrifft das einen sehr überzeichnet wirkenden neuen Charakter, der zunächst kaum ernst zu nehmen ist. Zugegeben, richtig beurteilen können wir diese komische Figur und ihre Motive erst in der nächsten Folge. Dennoch stört es ein wenig die Atmosphäre.
Ansonsten ist die Geschichte in manchen Situationen berechenbar, was zum Teil aber in der Natur des beliebten Zombie-Genres liegen dürfte. Wahrscheinlich geht man als Spieler an die obligatorischen Leben-und-Tod-Entscheidungen längst nicht mehr so emotional heran, wie noch in der ersten Staffel, als das Konzept frisch und unverbraucht war. Ganz einfach, weil man die zugrundeliegende Spielphilosophie inzwischen durchschaut haben dürfte und leicht ahnen kann, wie das Spiel auf getroffene Entscheidung reagieren wird. Für diese diffizile Problematik konnte Telltale bislang noch keine Lösung bieten. Noch kann sich 'The Walking Dead' mit dem gewohnten Handwerkszeug erfolgreich über Wasser halten. Für kommende Staffeln könnten diese Abnutzungserscheinungen jedoch zu einer echten Hürde ausarten.
Sieht man von einem eher unglaubwürdigen neuen Charakter ab (über den wir allerdings noch nicht genug wissen, um ihn wirklich beurteilen zu können), so ist Telltale mit 'Amid the Ruins' eine starke Episode gelungen. Verglichen mit 'In Harm's Way' bleibt diesmal weit mehr Zeit, um sich in die zerrüttete Welt der Charaktere hineinzuversetzen und das Erlebte ist obendrein deutlich interaktiver gestaltet. Immer weiter wächst die junge Clementine aus dem Kindsein heraus und versucht sich an die zerrütteten Bedingungen anzupassen. Nur welcher ist der richtige Weg? Eine konkrete Antwort wird wohl erst das noch ausstehende Finale bieten. Wir sind jedenfalls sehr gespannt!
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The Walking Dead 2: Season Two
- Entwickler
- Telltale Games
- Publisher
- Telltale Games
- Release
- 17. Dezember 2013
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.telltalegames.com/walkingdead/
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