Und weiter geht es mit dem Episoden-Adventure 'Dreamfall Chapters' von Red Thread Games. Diesmal bewegen wir uns sowohl mit Kian, als auch mit Zoë durch die bunte Fantasy-Welt von Arcadia. Beide sind auf der Suche nach Antworten und die Lage für die magischen Wesen hat sich bedrohlich zugespitzt. Viel Zeit bleibt nicht mehr. Wie gewohnt versuchen wir in den nun folgenden Zeilen, auf Spoiler so gut wie möglich zu verzichten. Trotzdem wird empfohlen, unseren Test nur dann zu lesen, wenn Ihr die ersten drei Episoden bereits durchgespielt habt.

Magische Wesen auf der Flucht
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Bei der vierten Episode dreht sich um alles um die Suche nach Antworten... |
In den Gassen von Marcuria fehlt von den Wesen der Magie inzwischen jede Spur und Menschen prägen das Stadtbild. Diejenigen, denen die radikale Vertreibung nicht passt, sind entweder heimlich im Untergrund aktiv oder sehr bedacht, ihren Unmut nicht an die große Glocke zu hängen. Humor zeigen die Azadi nämlich selten. Durch solche und andere Vorkommnisse droht das Gleichgewicht zwischen den beiden Welten weiter zu kippen. Die Zukunft von Stark und Arcadia steht immer noch auf dem Spiel, doch weder Zoë Castillo, noch Kian Alvane, kennen sämtliche Fakten. Doch wer soll sie mit dem nötigen Wissen versorgen und die angestrebte Erkenntnis bringen?
Insbesondere auf der jungen Heldin ruhen die Hoffnungen. Als Träumerin verfügt sie über ähnlich mächtige Fähigkeiten, wie einst April Ryan und kann sich in die Welt der Magie hinein träumen. In Marcuria ist Zoë auf der Suche nach dem rätselhaften Abnaxus, mit dem sie in Träumen mehrmals das Vergnügen hatte. Auch er ist längst geflohen. Kein Wunder. Sein magisch versiegeltes Zuhause steht aber noch, samt Büchern und Notizen. Unterdessen setzt Kian im Schutz der Nacht alles daran, in ein streng bewachtes Lager der Azadi einzudringen, um mehr über die Pläne seines Volkes in Erfahrung zu bringen, die er mit allen Mitteln durchkreuzen möchte. Auf dem Weg treffen wir diesmal übrigens auf einige vertraute Gesichter und schwelgen oft in alten Erinnerungen, was Fans von 'The Longest Journey' und 'Dreamfall' freuen dürfte.
Fortschritte bei Story...
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Die Story macht Fortschritte und in einigen Situationen geht es um Leben und Tod... |
Positiv fällt auf, dass dieser Abschnitt der Story weitaus runder und besser gelungen ist, als noch zuletzt. 'Revelations' ist sichtlich bemüht, die Lore mehr in den Mittelpunkt zu rücken, was der Geschichte sehr gut tut. Eine audiovisuelle Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse fehlt wieder einmal, an die bisher getroffenen Entscheidungen wird man zu Beginn aber in schriftlicher Form erinnert. Ob das ausreicht, entscheidet jeder für sich. Verdichtet wird das Fantasy-Erlebnis wohl auch dadurch, dass die Handlung diesmal vorwiegend in Arcadia spielt, ohne von dystopischen SciFi-Abschnitten unterbrochen zu werden. Hexen, Zauberer, Maulwurfvolk... wenig wird ausgelassen und stets eine Brücke gebaut, zu lange zurückliegenden Ereignissen. Ausschweifender als unbedingt notwendig sind ansonsten einige Dialoge, doch das unterscheidet sich nicht so sehr von den Vorgängern. Bei drei bis vier Stunden Spielzeit, hätten manche Abschnitte dennoch deutlich kürzer sein können.
... Blässe im Gameplay
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Die Rätsel sind meistens sehr zäh und konstruiert geraten, wie hier, wenn es darum geht, drei Männer loszuwerden |
Eine deutliche Steigerung beim Gameplay bleibt ein Wunschdenken. Zwar gibt es weit weniger Dinge die nerven können, was jedoch vorwiegend daran liegen mag, dass diesmal kaum Interaktionen möglich sind und man sich vorwiegend in eine passive Zuschauerrolle versetzt fühlt. Nennenswerte Entscheidungen sind eher Fehlanzeige und es gibt kaum Rätsel, die diesen Namen verdienen würden.
Das wäre verschmerzbar, wäre das Rätseldesign nicht so unausgereift und gehaltlos. Dabei wäre in einigen Momenten zweifellos mehr möglich gewesen: Sei es nun bei der Übersetzung einer fremden Sprache, oder der kommunikativen Überzeugungsarbeit, um einen Stein zu bekommen, und so weiter. Üblicherweise passieren Aktionen gefühlt aber eher nur deshalb, weil es eben keine andere Möglichkeit zur Interaktion gibt und nicht, weil logisches Denken das nach reiflicher Überlegung empfehlen hätte. Leider ist auch die Umsetzung der sehr konstruiert wirkenden Herausforderungen nicht immer intuitiv gelungen, was ab und zu für Irritation sorgen kann. Die Steuerung geht gerade in jenen Situationen, wo es schnell gehen müsste, etwas sperrig von der Hand. Insbesondere die Suche nach relevanten Hotspots ist manchmal nervig.
Ein kurzer Blick auf die Technik
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Das Engine-Upgrade hat dem Spiel gut getan |
In grafischer Hinsicht hat das im November erfolgte Upgrade zur Unity 5-Engine dem 3D-Adventure sichtlich gut getan und sorgt u.a. für einen weicheren Look und - im Normalfall - für eine bessere Framerate. Gröbere Schwankungen bei der Framerate kann es im kleineren Rahmen zwar noch geben, doch das ist natürlich auch vom jeweiligen PC-Gerät abhängig. Die Grafik ist gut, obgleich die Lichtsetzung nicht immer ideal ist. Das letzte Kapitel mit Zoë wirkt abgesehen davon jedoch weniger sorgfältig, als der Rest.
Als Durchwachsen erweist sich in der vierten Episode das automatische Speichersystem. Wartet man auf eine automatische Speicherung, kann das einige Minuten lang dauern. Da kommt dann schon mal ein mehrminütiges Gespräch mit kaum Interaktionsmöglichkeit, dann noch eine Zwischensequenz, vielleicht noch ein Ortswechsel... und dann irgendwann, wenn endlich die Zielsetzung aktualisiert wird, erfolgt die automatische Speicherung. Das rächt sich diesmal bedeutend mehr, als noch zuletzt. Obendrein lassen sich nicht alle Sätze bei den Dialogen abkürzen und wer einen Abschnitt noch einmal spielen muss, kann sich derzeit nur bedingt mit diesem Trick behelfen. Red Thread Games würde den Spielern einen großen Gefallen tun, in diesem Punkt mehr Flexibilität zuzugestehen. Beim Release der ersten Episode war manuelles Speichern zu Beginn übrigens möglich. Schade, dass das vor einiger Zeit geändert wurde.
-> Hier geht es zum Test der ersten Episode
-> Hier geht es zum Test der zweiten Episode
-> Hier geht es zum Test der dritten Episode
-> Hier geht es zum Test der finalen Episode (mit Endwertung)
Was die Story anbelangt, so gefiel mir 'Revelations' gut. In jedem Fall besser als zuletzt. Durch die vielen Verweise auf alte Ereignisse, fühlt 'Dreamfall Chapters' sich deutlich mehr an, wie ein Bestandteil der Lore von 'The Longest Journey', was für die Atmosphäre sehr förderlich ist und tiefer in die Fantasy-Welt eintauchen lässt. So weit, so gut. In spielerischer Hinsicht ist es einmal mehr eine sehr blasse Vorstellung. Die passiven Phasen dauern zu lange und wenn es einmal etwas zu tun gibt, dann ist es fast durchwegs langweilig, oder holprig umgesetzt. Selbst echte Entscheidungen sind diesmal eine Rarität und bleiben selten im Gedächtnis. Wenigstens ist das Gameplay aber schlicht und unauffällig genug, damit man es über weite Strecken ignorieren und sich auf die Story konzentrieren kann. Wem das genügt, der wird vermutlich auf seine Kosten kommen, sofern die fünfte und letzte Episode einen würdigen Abschluss bereit hält. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Obgleich 'Revelations' in vieler Hinsicht viel Grund zum Meckern liefert, kreiert es doch eine spannende Ausgangslage.
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Dreamfall Chapters
- Entwickler
- Red Thread Games
- Publisher
- EuroVideo
- Release
- 17. Juni 2016
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://redthreadgames.com/games/chapters/
- Art
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Crowdfunding
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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