2009 erschien bei Newgrounds und Kongregate das Flash-Abenteuer 'Morningstar'. Rund fünf Jahre führt Red Herring Labs uns erneut auf den wüstenartigen Planeten Deadrock, diesmal mit überarbeitete Fassung des Sci-Fi-Abenteuers (Publisher: Phoenix Online). Grund genug für uns, um einen Trip in den weiten Weltraum zu wagen. Unseren Eindruck verraten wir Euch wie gewohnt im Test.

Inhaltlich dünne Kost
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Die Morningstar... kurz vor dem Absturz |
Aus unerfindlichen Gründen stürzt das Raumschiff Morningstar auf einem fremden Planeten ab. Neben Powell, dem Protagonisten dieses Spiels, überlebt nur der Captain trotz schwerer Verletzungen. Die beiden sind nicht die besten Freunde, was angesichts der Situation zur Nebensache mutiert. Nach ein paar kleinen provisorischen Reparaturmaßnahmen erkunden wir gezwungenermaßen die sandige Umgebung. Es wäre kein Adventure-Spiel, würden uns nicht essentielle Bauteile fehlen, die es zu suchen, oder basteln gilt. Irgendwo im Nirgendwo der wenig einladenden Planeten-Atmosphäre zum Opfer fallen, ist jedenfalls keine Alternative und eine rechtzeitige Flucht hat oberste Priorität. Zufälligerweise ist in der Nähe ein weiteres Raumschiff gestrandet. Nur ob es tatsächlich Zufall war? Es scheint nicht mit rechten Dingen zuzugehen...
Schon 2009 war 'Morningstar' kein Musterbeispiel an inhaltlicher Originalität und daran hat sich aus heutiger Sicht wenig geändert - im Gegenteil. Die Austauschbarkeit der wenigen vorhandenden Charaktere ist dabei nicht sonderlich hilfreich. Mit Rätseln kommt Red Herring Labs besser zurecht.
Von einem Bereich zum nächsten...
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Den Abgrund müssen wir überwinden... was hier könnte sich dazu eignen? |
Tatsächlich sind die Puzzles stets passend auf die jeweilige Situation abgestimmt. Im Raumschiff sind Lecks... stopfen wir sie (wozu wir erst noch das passende Gerät zurechtkombinieren müssen). Zwecks Ersatzteile sollen wir hinaus, ein anderes Raumschiff aufsuchen... hoppla, ein paar Kisten versperren seit dem Absturz den Weg zum Ausgang. Vor dem Erreichen des nächsten Ziels ist dann ein Abgrund zu überbrücken und so nähern wir uns Schritt für Schritt dem Kern des Übels.
Das Rätseldesign entspricht dem, was man sich von einem passablen Adventure erhoffen darf. Im gut gefüllten Inventar kombinieren wir zwei oder mehr Objekte miteinander, basteln einen provisorischen Transistor, sammeln, was nicht niet- und nagelfest ist, entschlüsseln seltsame Alien-Codes und andere Dinge dieser Art. Wer einmal nicht weiter weiß, kann per Radio den Captain des Raumschiffs kontaktieren und erhält sogleich nützliche Hinweise. Auch Pixelhunting ist kein Thema, zumal Interaktionspunkte jeweils sofort aufscheinen, sobald wir mit dem Mauszeiger in der Nähe kreisen (oft passiert das sogar zu leicht). Schwer ist das Spiel allerdings nicht, denn dazu ist der Handlungsspielraum zu überschaubar.
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Mit der Karte können wir Orte sofort betreten und sparen uns lange Laufwege |
Gäbe es greifbare Charaktere, die halbwegs stimmig in die Story eingebettet sind und mehr Tiefgang, es hätte ein starkes Adventure sein können. Leider hat man nie das Gefühl, dass die Sache, der man hier auf der Spur ist, spannend werden könnte. Vielmehr eilt man von einem Ort zum nächsten, schraubt mal hier mal da, kombiniert dieses mit jenem und so unscheinbar es begonnen haben mag, ist es dann auch wieder vorbei. In vielen Atemzügen erinnert 'Morningstar' an ein Escape-Game, bei dem es typischerweise primär darum geht Rätsel zu lösen, um zum nächsten Raum zu gelangen. Als solches wäre es sehr empfehlenswert, doch bei einem Adventure sind auch andere Dinge gefragt.
Akzeptable technische Umsetzung - schwache Sprachausgabe
Im Vergleich zum Flash-Abenteuer aus dem Jahr 2009 hat sich aus spielerischer Sicht im Kern wenig geändert. Am Ende wurde ein wenig geschraubt, ein Rätsel ergänzt, wie auch ein paar Hotspots hier und da hinzugekommen sind. Durchspielbar ist diese Neuauflage in schätzungsweise zwei bis drei Stunden.
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Viel mehr Bewegung als in diesem Standbild, gibt es oft nicht |
Die gravierendsten Änderungen gibt es was Grafik, die neugemasterte Musik und die unkomplizierte Steuerung anbelangt. Während das Original einen vergleichsweise comicartigeren Touch pflegte, bemühen sich die Entwickler diesmal um einen etwas realistischeren, räumlicheren Zugang. Die verbesserte First-Person-Grafik (übrigens nur in 1280x720 Auflösung verfügbar) wirkt jedoch steril und an den meisten Schauplätzen hat man sich bald satt gesehen. Mit ein Grund dafür ist wohl der Mangel an Animationen und interessanten Details. Selbst das zweite noch lebende Besatzungsmitglied könnte gut und gerne auch als Leiche durchgehen. Etwas mehr visuelle Qualität haben die kurzen Zwischensequenzen, von denen es allerdings wenige gibt.
Ein nettes Maß an mysteriöser Sci-Fi-Stimmung entsteht dennoch, vor allem durch die passende akustische Untermalung. Die Musik geht den elektronisch-atmosphärischen Weg, ohne sich in den Mittelpunkt zu drängen. Auch die Geräuschkulisse erfüllt ihren Zweck. Weniger überzeugt hingegen die englische Sprachausgabe, bei der sich seit der Vorlage wenig getan hat. Es fällt sehr schwer, den Sprechern ihre Rolle abzukaufen – dazu wirken sie zu gleichgültig, zu monoton. Auch das verstärkt das Gefühl, dass der Plot in Wahrheit nicht sehr viel mehr ist, als ein Vorwand für eine nett durchdachte Rätselei. Eine deutsche Lokalisierung ist vorerst übrigens nicht geplant.
Inhaltlich gesehen ist 'Morningstar' nicht sonderlich spannend. Dafür sind die Rätsel nett, wenn auch gemütliche Kost. Wer primär eine unkomplizierte Knobelei für Nebenbei sucht und nicht zwangsläufig auf mehr, als nur eine passable Alibi-Story hofft (und träges Voice-Acting nicht weiter schlimm findet), für den könnte dieses kleine Sci-Fi-Abenteuer eine unterhaltsame Zwischenmahlzeit sein.
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Morningstar: Descent to Deadrock
- Entwickler
- Red Herring Labs
- Publisher
- Phoenix Online Publishing
- Release
- 17. Februar 2015
- Spielzeit
- 3 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Sprachen
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