Und weiter geht das Fantasy-Abenteuer von Zoë und Kian. In futuristischen Propast wie in der kleinen Fantasy-Stadt Marcuria sind die Gemüter erhitzt. Die Ursachen dafür gehen auf die zweite Episode von 'Dreamfall Chapters' zurück, wo der Widerstand in beiden Welten die Krallen zeigen konnte. Ob 'Realms' das bislang ansprechende narrative Niveau der Reihe halten kann und wie es denn um das Gameplay bestellt ist, das verraten wir Euch jetzt.

Es lebe die Revolution
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Kian ist einer Verschwörung auf der Spur |
Zu Beginn folgt zunächst eine schriftliche Rekapitulation der bisherigen Entscheidungen, was zugleich eine prima Gelegenheit zur Auffrischung des Gedächtnisses ist. Seit den letzten Ereignissen sind mehrere Wochen verstrichen. Die Konsequenzen haben die Umwelt spürbar verändert. Nach einem Bombenanschlag wurde in Propast zum Beispiel eine Ausgangssperre verhängt, während in Marcuria die Deportation der Wesen der Magie deutlich forciert wird.
Die Zeit drängt. Kian setzt alles daran, die Pläne der Azadi herauszufinden. Von Bedeutung scheinen dabei die vielen Rohre zu sein, die quer durch Marcuria verlegt wurden. Aber warum? Selbst einige Azadi dürften diesbezüglich nicht einmal die halbe Wahrheit kennen. Unterdessen beschäftigt Zoë sich mit dem Bombenattentat. Auch hier passt auf den ersten Blick wenig zusammen. Sie selbst ist von der Detonation übrigens gezeichnet und sah sich deshalb unfreiwillig zu einem neuen Haarschnitt gezwungen. Immerhin kann sie sich inzwischen an vieles erinnern und weiß, dass sie einige Antworten nur im Fantasy-Reich finden kann. Der Weg dorthin führt allerdings über einen Dreamer. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Inhaltlich ausbaufähig mit wenigen Entscheidungen
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Neuer Haarschnitt und ein Wiedersehen mit einem alten Freund |
Schlecht ist 'Rebels' zwar nicht erzählt, doch verglichen mit den bisherigen Episoden auf einem schwächeren Niveau. Einen Deut zu oft lassen NPC's im Gespräch leere Floskeln fallen, die keinen infomativen Mehrwert haben. Jene paar Zwischensequenzen, die ohne einen der beiden Protagonisten auskommen, sind für gewöhnlich unnötig. Der Dramaturgie mangelt es wiederum an einem klaren Spannungsbogen. Die Geschichte treibt eher vor sich hin. Hinzu kommen häufige Einblendungen, die immer dann ein Ausrufezeichen setzen, sobald die Konsequenz vergangener Entscheidungen erfahren wird. Wer jedoch so sehr die Relevanz von Entscheidungen betont, sollte diese auch stimmig implementieren...
Leider stottert der Motor der dritten Episode insbesondere bei den neuen Entscheidungen. Selbst in Situationen, in denen die Rede davon ist, dass die Spielfigur gleich eine wichtige Entscheidungen zu treffen hat, wird die Entscheidung kaum vom Spieler selbst getroffen und man ist zum Zuschauen verdammt. Red Thread Games verschenkt hier so einiges an Potential. Entscheidungskonzepte funktionieren für gewöhnlich dann besonders gut, wenn der Spieler das Gefühl vermittelt bekommt, die Spielfigur stimmig scheinende Richtung hin formen zu können. Biowares 'Mass Effect'-Reihe demonstriert das auf erstklassige Weise, wie auch Telltales 'The Walking Dead'. Übernimmt die Spielfigur zwischendurch aber zu oft das Kommando, wird das System leicht inkonsistent und Entscheidungen verlieren an Gewicht. Insbesondere dann, wenn der Spieler zuvor eine Entscheidung getroffen hat, die - wie sich erst hinterher herausstellt - genau gar nicht zur Spielfigur passt. Und ohne spoilern zu wollen: manche Informationen sollten schon vorher gegeben sein und nicht erst nachher...
Unglücklicher Einstieg und durchwachsenes Gameplay
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Abgesehen von der etwas sperrigen Inventarsteuerung, können auch die Rätsel nicht rundum überzeugen |
Die nächste Problemzone ist leider wieder das Gameplay. Hoffnung auf Besserung zerschlägt 'Realms' schon mit dem Einstieg. Ein Spiel mit einem zähen Botengang zu starten ist ein fragwürdiger Ansatz. Der Spaß hält sich in Grenzen, wenn man rund eine Stunde damit zubringt, Kinderzeichnungen in einem Haus zu suchen. In diesen ersten Minuten stehen übrigens weder Zoë noch Kian im Zentrum, sondern das kleine Mädchen Saga, dessen Rolle in der Geschichte sich erst noch zeigen wird. Leider geht es in dieser Tonart weiter. Also grasen wir bald darauf mit Kian den halben Fantasy-Ort ab, um ein paar mickrige Hotspots zu entdecken. Auch das ein zweifelhaftes Vergnügen.
Mit Zoë wird es im spielerischen Bereich besser und gewinnt etwas an Fahrt. Allerdings ist ihr Part leicht ausrechenbar und hält kaum echte Überraschungen parat. Mit Kian erfahren wir wenigstens ein bisschen etwas Neues. Über die Logik im Spiel kann man teilweise auch streiten. So ist es zum Beispiel verwunderlich, dass ein Haufen Ganoven nicht stutzig wird, wenn aus heiterem Himmel in der Halle ein Wartungsroboter aufkreuzt und sich vor ihnen etwas schnappt (damit meine ich nicht die Pakete). Oder wenn die Protagonistin sich dort in voller Lautstärke mit der Maschine unterhält, ohne das ein in der Nähe stehender Ganove Notiz davon nimmt. Aber das ist wohl noch das geringste Problem von 'Realms'.
-> Hier geht es zum Test der ersten Episode
-> Hier geht es zum Test der zweiten Episode
-> Hier geht es zum Test der vierten Episode
-> Hier geht es zum Test der fünften Episode (mit Endwertung)
'Realms' hat mich vom Start weg enttäuscht, anders kann ich es nicht ausdrücken. Bei drei, vier Stunden Spielzeit habe ich gefühlt die Hälfte damit zugebracht, die Umgebung nach Kleinkram abzusuchen. Nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung. Eine Episode mit einem Botengang zu starten, fällt für mich ohnehin eher in die Kategorie Schnapsidee. Nun gut, das mag vielleicht nicht jeder so negativ wahrnehmen. Aber selbst die narrativen Elemente konnten mich diesmal nicht überzeugen und das schmerzt besonders. Die technische Performance ist erst seit dem später erfolgten Wechsel auf die Unity 5-Engine recht zufriedenstellend. Für mich bleibt derzeit nur die Hoffnung, dass die vierte Episode ein anderes Gesicht zeigen kann und sich in einigen Punkten verbessern kann. Das Ragnar Tørnquist es drauf hätte, hat er ja schon mehrfach bewiesen.
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Dreamfall Chapters
- Entwickler
- Red Thread Games
- Publisher
- EuroVideo
- Release
- 17. Juni 2016
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://redthreadgames.com/games/chapters/
- Art
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Crowdfunding
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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