Fast drei Jahre sind seit der Ankündigung von 'Silence' ins Land gegangen, während der der Nachfolger zu 'The Whispered World' gleich mehrfach verschoben wurde. Doch nun ist es endlich so weit und es gibt ein Wiedersehen mit Sadwick, Spot, Ralv, Yngo und den anderen Liebgewonnenen Figuren. Ob sich das Warten gelohnt hat?

Es herrscht Krieg
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Im Bunker versucht Noah Renie zu beruhigen |
Wir beginnen in der realen Welt, an einem Wintertag. Die Idylle vor einem kleinen Dorf wird durch einen Bomberangriff jeh zerstört. Gerade noch rechtzeitg schnappt sich der junge Noah seine kleine Schwester Renie und flüchtet sich mit ihr in einen Bunker. Nachdem die kleine Schwester sich etwas beruhigt hat, erschüttert ein weiterer Bombenangriff den Bunker und die Geschwister finden sich in der Welt Silence wieder - jener Fantasiewelt, die wir schon 2009 in 'The Whispered World' bereisen durften.
Schon bald treffen wir auf unseren treuen Begleiter, die kleine grüne Raupe Spot und haben unser Heldentrio für den neuen Ausflug beisammen. Auch Silence hat sich verändert. Eine falsche Königin regiert das Land und hat gruselige Sucher ausgesandt, die einen Splitter finden sollen. Eben dieser Splitter fehlt noch, um einen Spiegel wieder zusammen zu setzen, den Sadwick (Achtung, Spoiler!) am Ende von 'The Whispered World' zerstörte. Damit würde die falsche Königin die Herrschaft über Silence festigen und könnte in Zukunft ungestört regieren.
Gegen diese Pläne hat sich eine Rebellenschaar gebildet, die sich einen erbitterten Kampf mit den Suchern liefert und ebenfalls nach dem Splitter fahndet. Und mitten in diese Scharmützel purzeln Renie, Sadwick und Spot. Fortan suchen auch unsere Helden nach dem Splitter und müssen sich vor den Suchern in Acht nehmen, denn eine Begegnung mit ihnen kann auch in Silence tödlich enden. Doch das ist nicht die einzige Gefahr, die auf unsere Helden lauert...
Lustig, Melancholisch, Fesselnd
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Alle jagen den letzten Splitter eines Spiegels |
Geschickt vermischt das Team von Daedalic in 'Silence' traurige oder ernste Momente mit spaßigen Situationen. So schwebt stets die drohende Gefahr durch die Sucher über allem, nicht zuletzt dank der unbekümmerten Renie wird diese düstere Stimmung aber immer wieder durchbrochen. Als kleines Mädchen wird sie einfach nicht beachtet und kann so allerhand Blödsinn treiben und die Welt erkunden. Während Renie ihre gefangenen Begleiter eigentlich befreien soll, können wir sie beispielsweise Erfahrungen mit der berauschenden Wirkung von Pilzen machen lassen - Die Welt wird bunt und wir schmunzeln trotz der offensichtlichen Bedrohung. Mit den gefährlichen Suchern geht Renie nicht anders um: Auch sie beachten das kleine Kind nicht - vielmehr, sie können Renie nicht einmal wahrnehmen. Und so wird Renie zur Allzweckwaffe der Rebellen gegen die Sucher, denen sie stark zusetzt.
Doch Renie hat auch ihre ernsten Momente, in denen sie sich zurücksehnt in die richtige Welt und zu ihrem Bruder Noah, der in 'Silence' wieder in die Rolle vom melancholischen Sadwick schlüpft. Und wenn die Großen sich wieder die Köpfe heiß reden, ist es oft Renie, die uns die Augen öffnet für den richtigen Weg.
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Kleine Raupe ganz groß: Spot |
Der eigentliche Held des Spiels ist dann aber die kleine Raupe Spot. Unser grüner Freund kann wie schon in 'The Whispered World' unterschiedliche Formen annehmen und uns so in verschiedensten Situationen helfen. Kein Wunder, dass nicht nur Renie und Noah traurig sind, wenn der Allzweck-Wurm mal nicht dabei ist.
Das Siegel Filmreif kann man der Geschichte durchaus aufdrücken, denn alles fügt sich gut ineinander und der neuerliche Ausflug in die Welt von 'Silence' hat uns von der ersten bis zur letzten Sekunde an den Bildschirm gefesselt. Und das obwohl das Ende durchaus im Vorfeld zu erahnen war und die Charaktere einige Klischees bedienen. Dabei bleiben sie aber stets liebenswert und finden selbst dann einen Platz im Spielerherz, wenn sie eigentlich Unruhe stiften, wie die winzig-witzigen Lumis. Am Ende wären wir allerdings gern noch länger geblieben als die knapp sieben Stunden, die wir mit dem Kampf gegen die falsche Königin verbracht haben. Wiederspielwert gibt es dank dank einiger Entscheidungen, die wir im Spielverlauf treffen müssen - nicht nur in Gesprächen. Die haben zwar keinen allzugroßen Einfluss auf den Ausgang, dennoch ist es interessant, einmal den anderen Weg zu gehen. Trophäen-Jäger müssen ohnehin mehrfach spielen, um alle Achievements zu erhalten. Schade nur, dass wir nicht frei speichern können, um einmal etwas anderes auszuprobieren. Zu Beginn wählen wir einen von drei Speicherslots, in dem dann unser Spielfortschritt abgespeichert wird. Während des Testens kam es einmal dazu, dass sich der Speicherstand nicht mehr laden ließ, was in solch einem Fall einer Katastrophe gleicht. Dieser Bug soll aber inzwischen behoben sein und ansonsten haben wir beim Test keinerlei Probleme feststellen können.
"Modern Adventure"
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Dialogbäume und Rätsel stehen nicht im Mittelpunkt |
Daedalic nennt 'Silence' absichtlich nicht mehr klassisches Adventure sondern verpasst dem Spiel das Adjektiv "Modern". Für den Spieler bedeutet das zunächst einmal den Verzicht auf ein umfangreiches Inventar. Mehr als zwei Gegenstände haben Noah und Renie nie dabei und über den Einsatzort und Zweck entscheiden die Spielcharaktere auch selbst. Wir müssen lediglich noch den richtigen Interaktionspunkt finden und vorher ggf. entsprechend manipuliert haben. Und so gestalten sich viele der Rätsel direkt mit der Umgebung: Mal muss ein Seil festgezogen, mal eine Sitzbank verschoben werden. Das läuft mit der Maus über eine Drag-Steuerung, wir klicken den Hotspot an und bewegen die Maus dann in die vorgegebene Richtung. 'Lost Horizon 2' bietet beispielsweise ähnliche Momente, hier wurde das Element aber deutlich stimmiger und konsequenter umgesetzt.
Balance-Elemente hatten uns zuletzt in 'Die Tochter des Sherlock Holmes' gestört, weil sie oftmals aufgesetzt und damit unnötig wirkten. In 'Silence' müssen wir auch immer mal wieder balancieren und auch hier macht es Daedalic besser. Die Stellen, an denen wir einen Cursor in einem bestimmten Bereich halten müssen, gliedern sich sehr passend in die Geschichte ein. Nie entsteht der Eindruck, dass noch eine Geschicklichkeitsprüfung eingebaut wurde, um im Spiel zu sein.
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Spot nimmt es auch mit Drachen auf |
Und ja, es gibt sie auch: Herkömmliche Rätsel, wie man sie in klassischen Adventures erwartet. Wenn man genau ist, sind es sogar recht viele. Allerdings sind diese fast ausnahmslos schnell gelöst, was sich dadurch erklärt, dass wir immer nur wenige Orte gleichzeitig besuchen können und Inventarkombinationen komplett wegfallen. Dadurch erhöht sich aber der Fluss der Geschichte enorm, man kann kaum stecken bleiben. Und falls man doch einmal nicht weiter weiß, gibt es ein Hilfesystem, das wir an unsere Bedürfnisse anpassen können. So lassen sich auf Knopfdruck Hotspots, Kombinationsmöglichkeiten für unsere Inventargegenstände und Tipps gesondert anzeigen lassen. Dialoge laufen in 'Silence' zumeist selbstständig ab, hin und wieder dürfen wir zwischen zwei Alternativen auswählen, die eine etwas andere Reaktion unseres Gegenübers verursachen.
Dann gibt es noch Spot, der einige Rätselketten ganz alleine bewältigen darf. Dabei kommt der Gestaltwandler voll zum Einsatz, ob brennend, fünfgeteilt oder erkältet, der kleine grüne Wurm findet immer einen Weg und bereitet uns dabei sehr viel Freude. Vielleicht spendieren die Entwickler ihm ja mal ein eigenes Spiel. Das Potential wäre da.
Festplatte voll Screenshots
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Die Kulissen sehen von Nahem gut aus... |
Nur selten hat mich die Grafik eines Adventures so beeindrucken können, wie in diesem Fall. Dank Projection-Mapping werden gemalte 2D-Hintergründe auf 3D projeziert, was bei 'Silence' wirklich toll aussieht. Kamerafahrten durch die Szenen, Zooms oder Schwenks - Nie wird die Grafik pixelig oder unscharf. Und nahezu jeder Ort steckt voller Details. Ob im Sumpf, vor der Stadt Kalimar, beim Drachen oder beim Lavasee, selten habe ich so viele Screenshots von einem Spiel gemacht, weil ich gedacht habe: "Das musst Du den Leuten zeigen".
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... und von Weitem auch |
Von ähnlicher Güte sind auch die Animationen. Nicht nur die in 3D gehaltenen Charaktere bewegen sich rund und passend, auch im Hintergrund bewegt sich immer wieder etwas und sorgt so für Leben in der Welt. Im Bereich der Mimik hat sich ebenfalls viel getan. Man sieht den Figuren ihre Stimmung deutlich an und selbst Spot kann sich nun mit mehr als Quietsch-Lauten verständlich machen. Dass Daedalic viel Wert auf das Finetuning gelegt hat, fällt schon bei solchen Kleinigkeiten auf, wie dem richtigen Auftreten auf Leiterstufen.
Musikalisch weiß 'Silence' ebenfalls zu überzeugenn. Die Melodien gehen ins Ohr und passen sich gut der Stimmung an. Bei den Sprechern überzeugt vor Allem Renie, aber auch die übrigen Charaktere wurden gut vertont. Man könnte dem Sprecher von Sadwick vielleicht vorwerfen, dass er lustlos klingt. Aber genau das ist die Stimmung, die er transportieren soll.

'Silence' hat mich toll unterhalten. Die Geschichte und Grafik würden einem Film von Disney gut zu Gesicht stehen und gerade bei der Grafik merkt man deutlich, warum die Entwicklung so lange gedauert hat. Das Spiel ist perfekt auf Hochglanz poliert. Aber wie steht es um die inneren Werte? Adventure-Kenner werden sich nicht lange mit den Rätseln aufhalten, von denen einige sogar überspringbar sind. In diesem Bereich richtet sich 'Silence' ganz klar an Spieler, die noch nicht viel Erfahrung mit klassischen Adventures gesammelt haben. Auch Freunde von umfangreichen Dialogbäumen sind bei 'Silence' falsch. Daedalic geht mit 'Silence' den Weg, den DontNod mit 'Life is Strange' oder auch Telltale eingeschlagen haben, verzichtet dabei aber nicht ganz auf Rätsel. Das ist für Adventures aus dem Hause Daedalic sicherlich ungewohnt, macht 'Silence' aber dennoch nicht zu einem schlechten Spiel.
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Silence
- Entwickler
- Daedalic
- Publisher
- Daedalic
- Release
- 15. November 2016
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award • Der beste Soundtrack des Jahres • Die beste Grafik des Jahres
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Silence im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
- Silence bei Amazon kaufen (Affiliate-Link)
43 Kommentare
Wenn ich so langsam auf 2016 zurück schaue war da echt nichts was mich vom Hocker gehauen hat. Freue mich ja schon sehr auf die Abstimmung zum Adventure des Jahres.
Angefangen mit A wie dem furchtbaren Handygame "Agatha Christie ABC Murder" über das lächerliche Billig-Pixel-Adventure "Kathy Rain", bis hin zu einem großen Rückschritt bei Sherlock und zu guter letzt ein Ende mit einem extrem sperrigen "Yesterday Origins"....
Aber auch Telltale konnte mit TWD Michonne oder Batman nicht wirklich überzeugen, was die faden und überteuerten Minecraft Episoden 6-8 an Frechheit noch gipfelten.
Nach dem Debakel mit Lost Horizon 2 überrascht Animation Arts neuerdings mit Android-Kurzweil-Adventures wie Preston Sterling und Deadalic suhlt sich nach der schwachen Jahresbilanz in Kündigungs-Selbstmitleid.
Ob 2017 eine neue TWD Staffel, der Pixelcharme Thimbleweed Park, das groß beworbene Syberia 3 oder eine Starke Marke wie Säulen der Erde Hoffnung machen können?
Ich freue mich, bleibe aber wie immer äußerst kritisch!
Dann kommt da noch Orwell. Selbst Silence schließ ich nicht aus, konnte ich aber (noch) nicht spielen
Blickt man kurz auf unsere Test-Liste, sind da noch Virginia, Oxenfree, Nelly Cootalot, Deponia: Doomsday und Firewatch zu erwähnen. Allesamt richtig gute Spiele
Gespielt hab ich leider davon gerade mal die Hälfte
Sicherlich ein sehr schwieriges Jahr für die Wahl. Nicht unbedingt, weil das Jahr schlecht war, sondern eher, weil es sehr breit gestreut war. Deponia ist sicherlich was ganz was anderes wie Silence. Firewatch, Virginia und Orwell stoßen dann auch nochmal in VÖLLIG andere Richtungen. Das Genre verbreitert sich so ungemein, dass man damit kaum den Geschmack aller treffen kann. Darum wird auch die Abstimmung sicherlich nicht einfach
Ich würde die Liste gerne noch um Goetia ergänzen. Das fand ich richtig klasse, auch wenn's stellenweise extrem schwierig war. Aber die Grundidee und die Geschichte an sich bzw. die Atmosphäre waren super. Mir hat auch der Auftakt zu The Uncertain gut gefallen. Silence will ich demnächst nachholen, den neuen Sherlock fand ich jetzt auch nicht so übel - man hätte vielleicht beim Rätseldesign bzw. den vielen Actioneinlagen und QTEs auf "Weniger ist mehr" setzen können, aber die einzelnen Fälle haben mir Spaß gemacht, auch wenn mich die übergeordnete Story nicht ganz so überzeugt hat und ich The Devil's Daughter sicher nicht für den besten Holmes aller Zeiten halte (das ist für mich persönlich immer noch Die Spur der Erwachten).
Spoiler können gelesen werden, indem man die Textbox mit der Maus markiert!
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Die zwei Enden gefallen mir deswegen ganz gut, weil sie sich nicht ausschließen, sondern auch gemeinsam funktionieren.
Sonst stimm ich dir zu, Jehane. Teilweise ein wenig falsch, teilweise wär da viel mehr drin gewesen. Hätt ruhig länger sein können mit mehr Tiefgang. Enden waren leider wirklich etwas vorhersehbar.
Ganz in Ordnung zu spielen
ich spiele SILENCE seit ein paar Tagen mit großer Freude auf der PS4 (Download) aber jetzt geht gar nichts mehr...
- Beim Laden des Spielstandes Nr. 2 (Kapitel 3 nach der Szene mit Shana) bleibt der Bildschirm schwarz, während die Musik läuft
- Beim Spielstand Nr. 1 das gleiche Problem
- Bei einem neuem Spiel auf Spielstand 3 lädt zwar das Intro, jedoch ohne Sprachausgabe und dann auch schwarzer Bildschirm
Versucht habe ich:
- Mehrere Neustarts der PS 4
- Spiel gelöscht und aus der Bibliothek neu installiert
=> Alles vergebens
Was kann ich noch tun ?
Sehr ärgerlich, wenn man 30,-- EUR bezahlt und dann das Spiel nicht fertig bekommt.
Danke für Eure Hilfe und Tipps
ich spiele SILENCE seit ein paar Tagen mit großer Freude auf der PS4 (Download) aber jetzt geht gar nichts mehr...
- Beim Laden des Spielstandes Nr. 2 (Kapitel 3 nach der Szene mit Shana) bleibt der Bildschirm schwarz, während die Musik läuft
- Beim Spielstand Nr. 1 das gleiche Problem
- Bei einem neuem Spiel auf Spielstand 3 lädt zwar das Intro, jedoch ohne Sprachausgabe und dann auch schwarzer Bildschirm
Versucht habe ich:
- Mehrere Neustarts der PS 4
- Spiel gelöscht und aus der Bibliothek neu installiert
=> Alles vergebens
Was kann ich noch tun ?
Sehr ärgerlich, wenn man 30,-- EUR bezahlt und dann das Spiel nicht fertig bekommt.
Danke für Eure Hilfe und Tipps
Du könntest dich aber direkt an den Daedalic Support wenden, z.B. ->
http://www.daedalicsupport.com/de/support-formular/
Beitrag ging gerade an Daedalic