Als Joe Richardson im vergangenen Sommer auf Kickstarter 3.500 britische Pfund einsammeln wollte, um damit das Renaissance-Adventure 'Four Last Things' zu entwickeln, waren einige skeptisch: Was für ein Spiel kann man schon für so wenig Geld machen? Und wird der Grafikstil, der aus klassischen Bildern zusammengebaut wurde, funktionieren? Am Ende kam genug Geld zusammen und das Spiel wurde sogar ohne größere Verzögerungen fertig. Wir haben uns zusammen mit dem namenlosen Helden in die humorvolle Renaissance-Welt gestürzt.

Sieben Todsünden
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Wer kann da schon "Nein" sagen? |
Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und er sah, dass es gut war. Dann schuf Gott aus dem Staub einen Mann und hauchte ihm Leben ein. "Ups", sagte Gott, als er feststellte, dass er einen Narren geschaffen hatte. Doch der Mann sprach zu Gott: "Kein Umtauschrecht" und verschwand im Wald.
Das ist die Grundidee hinter 'Four Last Things', dass wir im Paradies beginnen in der Haut von eben diesem Mann, den Gott da geschaffen hat: Adam. Jeder, der sich einmal mit dem christlichen Glauben beschäftigt hat, wird wissen, dass Adam zusammen mit seiner Frau Eva nicht lange im Paradies bleiben durfte. So auch hier, denn der Apfelbaum präsentiert uns seine süßen Früchte. Wenig später stellen wir fest, dass das alles nur ein Traum war, den unser namensloser Held im historischen Flandern geträumt hat. Sogar im Traum verfolgen ihn seine Sünden - und er hat keine dieser sieben ausgelassen. Schnell macht er sich auf zur nächsten Kirche, um dort um Ablass zu bitten. Doch die Kirchenoberen wollen ihn nicht einlassen: Die Bürokratie schlägt mit aller Härte zu und man erklärt ihm, dass er in der Kirche nur Sünden beichten kann, wenn er diese auch im Kirchenbezirk begangen hat. Unser Held hat seine Sünden aber überall vollzogen, nur eben nicht hier. Aber es gibt ein Schlupfloch: Wenn er alle Sünden erneut begeht, kann er auch in dieser Kirche beichten. Der Plan steht...
Zum Sünder werden
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Glückwunsch! Du hast eine Sünde begangen. |
Fortan machen wir das nahegelegene Dorf unsicher. Ein Notizzettel gibt uns Aufschluss darüber, welche Todsünden wir schon begangen haben. Insgesamt stehen Hochmut, Habgier, Wollust, Völlerei, Neid, Faulheit und Wut auf dem Programm. Dabei erkunden wir die Gegend, reden mit anderen Charakteren und erhalten so Hinweise, wie wir die Sünden begehen können. Da gibt es beispielsweise ein Wettessen. Einfach daran teilzunehmen, genügt jedoch nicht, um die Sünde Völlerei zu begehen. Zuvor müssen noch einige Rätsel gelöst werden, die durchaus auch mal kniffeliger ausfallen.
Das Dorf ist direkt zu Beginn des Spiels frei begehbar, so dass wir uns beim Entdecken überlegen können, welche Sünde wir zuerst angehen wollen. Manche sind bereits durch ein einzelnes Gespräch mit dem richtigen Charakter begangen, andere wiederum erfordern Vorarbeiten und Tricksereien. Die Steuerung geht leicht von der Hand: Klicken wir einen Gegenstand oder eine Person an, erscheint ein kleines Menü mit den verfügbaren Optionen. Wir können zwischen Mund (Essen, Reden), Hand (Nehmen, Benutzen) und Augen (Betrachten) wählen. Eingesammelte Gegenstände finden sich in einem Inventar am oberen Bildrand. Komfortfunktionen wie eine Hotspotanzeige gibt es nicht, die interaktiven Elemente sind aber auch so groß genug, um sie beim einfachen Absuchen des Bildes zu finden.
Das lebendige Gemälde
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Die Grafik aus Renaissance-Gemälden ist erfrischend anders. Und auch die Musik überzeugt. |
Sehr auffällig ist der Grafikstil des Spiels, der aus 40 Bildern der Renaissance-Zeit besteht, die vom Entwickler in Einzelteile zerlegt und neu zusammengesetzt wurden. Neben vielen kleineren und größeren Animationen, die Leben in die ansonsten statischen Gemälde bringen, erfreuen wir uns auch an Parallax-Scrolling, das dank der klassischen Gemälde einfach toll aussieht. Auch alle Charaktere stammen aus Gemälden, einige Kickstarter-Unterstützer hatten die Gelegenheit, auch selbst im Spiel zu erscheinen. Alle Änderungen an den ursprünglichen Gemälden fügen sich sehr gut ein. Wer die Originale sehen möchte, kann dazu die Ausstellung im Spiel besuchen. Hier ist jedes verwendete Bild vorhanden mit zusätzlichen Informationen über den Künstler. Über allem steht das Gemälde 'Die Sieben Todsünden' des niederländischen Malers Hieronymus Bosch, das auch immer wieder eingeblendet wird, wenn wir wieder eine Sünde begangen haben.
Die Musik fügt sich dem passenden Gesamtbild hervorragend ein. Man hat hier auf lizenzfreie Stücke aus dem Mittelalter gesetzt, die mit passenden Instrumenten eingespielt wurden. Eine Sprachausgabe gibt es leider nicht, um alle Hinweise und Wortspiele der englischen Texte zu verstehen, sollte man zumindest ein wenig fit in der Sprache sein. Übersetzungen sind leider noch nicht angedacht, was aufgrund des sehr geringen Budgets auch schwer sein dürfte.
'Four Last Things' ist ein kleiner Geheimtipp, den man sich unbedingt einmal anschauen sollte: Durch die Grafikkomposition aus Renaissance-Gemälden und der dazu passenden Musik wirkt das Spiel erfrischend anders und gänzlich unverbraucht im Setting. Das Gameplay hingegen orientiert sich an klassischen Adventures, wohingegen der Humor und die Geschichte etwas an Monty Python erinnern. Leider ist der Spaß schon nach knapp drei Stunden vorüber, ich hätte gerne noch mehr Zeit in den neu komponierten Gemälden der alten Meister verbracht.
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Four Last Things
- Entwickler
- Joe Richardson
- Publisher
- Joe Richardson
- Release
- 23. Februar 2017
- Spielzeit
- 3 Stunden
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.joerichardson.games/fourlastthings/
- Sprachen
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