Moderne Adventures kommen meist im 3D-Gewand daher. Deconstructeam bricht diese Regel und schickt ihr Noir-Cyberpunk-Adventure mit hübschem Pixellook ins Rennen. Die Macher von 'Gods Will Be Watching' setzen zusammen mit Devolver Digital auf ein modernes Konzept mit viel Einflussnahme auf Geschichte und Dialoge, aber bewusst minimalistischer Interaktion – dazu passt die Optik perfekt. Ob dieser Minimalismus klappt, erfahrt Ihr in den nächsten Zeilen.

Freier Fall in die Bar
Im folgenden Minispiel, das eines der Hauptinteraktionen und Hauptentscheidungen im Spiel sein wird, müssen wir mit einigen Grundzutaten die Mixe perfekt auf die Gefühlslage abstimmen und obendrein noch entscheiden, welches Gefühl wir denn ansprechen wollen. Dabei wird schon früh klar, dass alles im Spiel Konsequenzen hat. Selbst die banale Entscheidung welches Gefühl wir ansprechen, kann später drastische Folgen haben. Das zieht sich wie der namensgebende rote Faden durchs gesamte Spiel. Diesen können wir per Mausklick auch ständig verfolgen. Somit bleibt immer im Auge, was denn bis jetzt entschieden wurde und wie weit wir im Spiel fortgeschritten sind.
Surreales Spiel mit der Moral
Mit wahlweise auch deutschen Texten – Sprachausgabe gibt es keine – erleben wir per Maussteuerung so eine intensive Geschichte, die äußerst abwechslungsreich ist und viele Überraschungen mit sich bringt. Selten spielt man ein so fesselnd und hervorragend geschriebenes Spiel, das ohne große Gameplay-Elemente auskommt. Neben Dialogen und dem Mixen von Getränken müssen wir auch das eine oder andere Objekt herstellen und stets darauf achten, was wir als moralisch vertretbar erachten. Somit ergibt sich auch der Wiederspielwert, denn die Geschichte bietet so einige verschiedene Entscheidungsstränge und so auch verschiedene Enden. Ganz im Sinne des berühmten, falschen 'Casablanca'-Zitats: „Spiels noch einmal Sam“.
Minimalismus statt Retro
Ebenso minimalistisch ist die Steuerung, die nur mit der linken Maustaste auskommt. Hier zeigen die Minispiele als Barkeeper, oder diverse Töpferei-Aufgaben, dass dabei nichts an Tiefe verloren geht. Das Gameplay wird bewusst zurückgeschraubt. All das dient zur ablenkungsfreien Untermalung des wichtigsten Teils des Spiels: Der Geschichte.
Quiz mit einem Androiden

Mit leichten Fragezeichen wie viel Adventure in dem spanischen Projekt drinsteckt, ging ich an das Spiel heran. Optik und Setting waren vielversprechend, heißt aber oft nicht viel. 'The Red Strings Club' konnte aber von der ersten Minute weg überzeugend und völlig in den Bann ziehen. In den vier bis fünf Stunden Spielzeit erfährt man nicht nur einiges über die Spielwelt, sondern auch über sich selbst. Dabei geht es dem Spiel nicht nur um eine klare Technologiekritik, sondern darum, wie wir unsere Entscheidungen moralisch vertreten können. Das ließ mich auch noch Tage nach Ende des Spiels immer wieder daran denken und mich fragen, ob ich richtig entschieden habe. Ganz wie im Quiz gibt es hier nämlich kein "Richtig" oder "Falsch". Die eigene Moral entscheidet. Bei einem gibt es sehr wohl nur ein "Richtig": 'The Red Strings Club' muss gespielt werden. Ein erstklassiges Adventure, das die alte Schule und einen modernen Stil – ganz ohne Inventar – zu kombinieren versteht.
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The Red Strings Club
- Entwickler
- Deconstructeam
- Publisher
- Devolver Digital
- Release
- 22. Januar 2018
- Auszeichnungen
- Adventure Corner Award • Adventure des Jahres Redaktionswahl
- Webseite
- http://www.deconstructeam.com/en
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- The Red Strings Club im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
5 Kommentare
Hört sich interessant an.