Berührende Geschichten sind die Spezialität des kanadischen Indie-Entwicklers Kan Gao (Freebird Games). Die kürzlich erschienene Visual Novel 'Impostor Factory' ist Teil seiner berührenden SciFi-Saga, die 2011 mit 'To the Moon' ihren Anfang genommen hat und die seither mit 'A Bird Story', 'Finding Paradise' sowie mehreren kostenlosen kurzen Mini-Episoden recht erfolgreich fortgesetzt wurde. Unsere Meinung zum Sequel könnt Ihr nun im Test nachlesen. Spoiler versuchen wir dabei natürlich zu vermeiden.

Einleitende Vorworte zu den Vorgängern
Es ist schwierig viel über die Story zu verraten, ohne im gefährlichen Spoiler-Territorium zu landen. Impostor Factory lebt davon, dass der Inhalt, überspitzt gesagt, ähnlich verschachtelt ist, wie manche Filme von Christopher Nolan. Zu Beginn wird vieles gezielt im Unklaren gelassen und das Bild kristallisiert sich erst langsam heraus.

Watts und Rosalene sind die Spielfiguren in To the Moon' und Finding Paradise: To the Moon 2 sowie in den kostenlosen Mini-Episoden (die u.a. kostenlos bei Steam verfügbar sind). In Impostor Factory steuern wir zwar einen anderen (neuen) Charakter, aber es macht dennoch viel Sinn chronologisch vorzugehen (auch A Bird Story sollte bei dieser Gelegenheit nicht ausgelassen werden, da es für Finding Paradise: To the Moon 2 von Bedeutung ist). Das ist auch deshalb sinnvoll, weil man auf diese Weise eher abschätzen kann, ob einem die emotionale Erzählweise und die Art der Umsetzung überhaupt zusagt.
Quincy und das mysteriöse Anwesen
Das Abenteuer von Freebird Games dreht sich zunächst einmal um die Lebensgeschichte von Quincy, der zugleich unsere Spielfigur ist. Eines Tages wird er zu einer Party auf einem riesigen Anwesen eingeladen. Die teilnehmenden Gäste kennt er nicht und er weiß auch nicht so recht, was er dort verloren hat. Offenbar geht es um die Präsentation eines neuen Geräts. Ein sprechender Roboter bietet ihm selbstgemachten Reis an und die Gäste trudeln allmählich ein.

Fans der Reihe werden zudem diverse Verbindungen zu den Vorgängern aufschnappen. Und ja, die Geschichte ist ziemlich gut durchdacht sowie ansprechend erzählt. Sie liegt nicht so klar auf der Hand, wie man es eventuell zu Beginn vermuten würde. Jedenfalls tauchen wir erwartungsgemäß tief in Quincys Vergangenheit ein und lernen ihn richtig gut kennen. Zwischendurch werden immer wieder putzige Momente in die Handlung verpackt - selbst eine Katze als Bodyguard darf nicht fehlen. Und ja, es gibt bei Bedarf deutsche Untertitel.
Story vor Gameplay

Im ersten Drittel von Impostor Factory gibt es vereinzelt den Hauch von Exploration, doch spätestens alles danach ist streng linear und ungemein fokussiert erzählt. Als Quincy finden wir uns vorwiegend in der eher passiven Beobachter-Rolle wieder. Weder gibt es Rätsel, noch Entscheidungen oder gar Kämpfe. Alles ist der Story untergeordnet. In Sachen Spielzeit könnt ihr mit rund vier Stunden rechnen.
In grafischer Hinsicht hat sich am 2D-Top-Down-Stil der Indie-Reihe nichts geändert: Erneut kommt die RPG-Maker-Engine zum Einsatz, wodurch das Spiel rein optisch an Rollenspiele erinnern mag, mit denen es spielerisch nichts zu tun hat. Zwischendurch gibt es allerdings sehr nett gezeichnete, aber statische Zwischensequenzen. Der schlichte Pixel-Look hat aus unserer Sicht seinen Charme, obgleich er nicht jedem zusagen wird. Wenig geändert hat sich zuletzt auch am gefühlvollen Soundtrack. Im Gegensatz zu To the Moon fehlt es vielleicht an markanten Melodien, doch als Untermalung der Geschichte funktioniert die Musik gewohnt gut.
Inhaltlich wird 'Impostor Factory' den meisten Fans der Reihe von Freebird Games wahrscheinlich mehr als nur zusagen. Die Erzählweise ist vertraut und die ziemlich wendungsreiche Geschichte wird behutsam aufgebaut, in mancher Hinsicht vielleicht sogar etwas besser als zuvor. Wer die Vorgänger kennt (was empfehlenswert ist, sonst entgeht einem einiges), der findet spannende Verbindungen dazu.
Mir persönlich ging 'To the Moon' emotional zwar näher, was neben dem kaum vorhandenen Gameplay verschiedenen inhaltlichen Faktoren geschuldet ist, auf die ich nicht näher eingehen kann (auch zumal diese Kritikpunkte ohnehin sehr subjektiv sind), ohne zu viel vorwegzunehmen, was hier besonders fatal wäre: 'Impostor Factory' lebt vorrangig von der Story. Lediglich zu Beginn hat man das Gefühl auf dem Anwesen frei erkunden zu können, aber für ¾ des streng linearen 2D-Abenteuers trifft das nicht mehr zu. Dadurch wird es schwer, eine klare Empfehlung auszusprechen. Aber: wen nur die Story interessiert und wer die Vorgänger bereits mochte, der hat dennoch sehr gute Chancen hier goldrichtig zu liegen!
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Impostor Factory
- Entwickler
- Freebird Games
- Publisher
- Freebird Games
- Release
- 30. September 2021
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- https://freebirdgames.com/impostor-factory/
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