Howard Lotor ist ein Privatdetektiv und Hauptfigur von 'Backbone'. Er ist außerdem ein anthropomorpher Waschbär und trägt einen Trenchcoat. Draußen regnet es und natürlich beleuchten Neonröhren und große Reklametafeln die Straße: Noir ist hier Stilmittel. Laut Beschreibung geht es in diesem narrative "Post-Noir"-Adventure in 2D-Pixelgrafik um eine zutiefst persönliche Geschichte des Wandels und der Transformationen. In der Review blicken wir genauer hin, was hinter der hübschen Fassade steckt.

Von der Badewanne zum Fall des untreuen Ehegatten?

Fantastische Pixel-Optik trifft großartige Soundkulisse

Inszenatorisch kann auch der Ton mithalten. Musik, Hintergrundgeräusche sind perfekt, aber die Sprachausgabe dafür nicht vorhanden. Es gibt mittlerweile auch deutsche Untertitel – entgegen Befürchtungen zu Release. Die englischen Texte sind jedenfalls auf sehr hohem Niveau und lesen sich wunderbar und passen perfekt zur brutalen, düsteren Welt, in der so gut wie alles schiefläuft. Eigentlich ist mit Grafik, Ton, schönem Setting und einem Dialogsystem, das wir vom Layout aus 'Disco Elysium' kennen, alles angerichtet, oder?
Wenn möglich, bitte wenden

Der großartige Beginn mit toller Atmosphäre wird durch die extreme Wende und dem offenen Ende über Bord geworfen – völlig bewusst. Das Spiel will hier mit Erwartungen brechen. Es richtet alles für den Beginn einer neuen Welt, ja, eines neuen Spiels an. Es erfüllt sie jedoch nicht, denn am Ende ist man kaum schlauer als mittendrin. Was ist wirklich das Mysterium? Was ist passiert? Will das Spiel so enden oder kommt doch ein Nachfolger?
Das Offenlassen von Fragen wird in 'Backbone' auf die Spitze getrieben. Selbst wenn man etwas damit anfangen kann, bleibt zu viel offen, um befriedigend zu wirken. 'Backbone' lockt mit einem Angebot, hält es dann aber nicht ein und geht in eine völlig andere Richtung. Das narrative Adventure verstört bewusst. Nicht nur die Grundgeschichte um Menschenhandel und Kannibalismus will Konventionen brechen, sondern auch die Erzählweise tut es. Das macht es interessant, aber äußerst unbefriedigend. Was wieder um zu der Frage führt, wie gut das Spiel nun ist? Das kommt ganz drauf an, ob Ihr genau für so etwas in der Stimmung seid. Die Inszenierung ist großartig. Die Geschichte ist ein wilder Ritt. Auch wenn dieses Spiel mehr Miss als Hit ist, steckt hinter dem Studio Eggnut ein spannendes, internationales Team, die sich etwas trauen. Hier geht dieses Wagnis für mich nicht ganz auf. Mit etwas Abstand ist es aber doch eine interessante Erfahrung – im Xbox Game Pass immerhin auch inkludiert. Wer für so etwas offen ist: Schnallt Euch an. Es wird wild.
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Backbone
- Entwickler
- Eggnut
- Publisher
- Raw Fury Games
- Release
- 8. Juni 2021
- Webseite
- https://eggnut.net/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Backbone im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
7 Kommentare
Zumindest wird irgendwie kein Gameplay beschrieben, also nehme ich an es gibt schlicht keins... oder habe ich das überlesen?
Thx für den interessanten Test.
Habe nicht mitbekommen, dass dies ein Kickstarter Projekt war. Klingt so als ob sich die Entwickler übernommen haben und/oder das Geld ausgegangen ist.
Ich zitiere mal eine Steam Bewertung:
"Even after a long delay, the devs delivered only a fraction of what was promised on the Kickstarter campaign.
The game feels very short and lacking, even disregarding the expectations the campaign set."
Schade... optisch sieht es super aus!
Großteils ist es dialoggetrieben. In den Screenshots hab ich ein bisschen was reingepackt. Einfach, weil das Spiel schon storymäßig so kontrovers ist, dass man das mögen muss. Da ist das Gameplay im Hintergrund und fällt nicht auf.
Es gibt wenige Schleichpassagen und 1-2 Rätsel, die man so auch nennen kann. Bei 4-4,5 Stunden sind es aber zu 90 % Dialoge.
Ich weiß noch immer nicht, was ich davon halten soll
Wer reinschauen möchte: Probeabo im Xbox Game Pass. Da ist es dabei. in 4 Stunden ist das auch schnell durch.
Ich find den bewusst konstruierten Bruch halt echt zu heftig.