Wie die Zeit vergeht. 2016 hat das schwedische Studio Clifftop Games 'Kathy Rain' für den PC veröffentlicht. Der schicke Pixel-Grafikstil erinnerte damals stark an die Point&Click-Adventures von Wadjet Eye Games und die englische Sprachausgabe entstand sogar unter der Regie von Dave Gilbert (und ja, es gibt wahlweise deutsche Untertitel). Während es optisch und akustisch wenig auszusetzen gab, polarisierte die Story und ließ einige Fragen offen. Statt einem Sequel wurde im Herbst 2021 der 'Director's Cut' vorgestellt, der einige Schwächen des Originals adressieren sollte, ohne viel am Inhalt zu ändern. Wie überzeugend das gelingt, das sehen wir uns im Review an.

Abschied mit vielen Geheimnissen
Die Story spielt in den 1990er-Jahren und beginnt mit einer Beerdigung. Das Thema Familie ist für die junge Journalismus-Studentin Kathy Rain ein schwieriges: Ihr Vater ist verschollen, ihre Mutter musste kürzlich von ihr in die Psychiatrie eingewiesen werden und zu ihren Großeltern hat sie dank ihrer Eltern lange keinen Kontakt mehr.

Die junge rebellische Kettenraucherin lässt auf keinen Fall locker. Im Zuge der Ermittlungen bringt sie zugleich viel über ihre Eltern in Erfahrung.Viel Unterstützung bekommt sie dabei u.a. von Eileen und ihrer trauernden Großmutter Mary-Elizabeth. Während die Grundstimmung im Spiel eher ernst ist und in die Kategorie Mystery-Krimi fällt, gibt es zwischendurch vereinzelt auch ein paar skurrile Persönlichkeiten zur Auflockerung, etwa den Möchtegern-Schauspieler Lenny.
Director's Cut mit kleinen Verbesserungen
Abseits von der optimierten Ein-Kick-Steuerung (für die mobile Version sinnvoll) und dem Controller-Support stechen die meisten Verbesserungen in Kathy Rain: Director's Cut höchst wahrscheinlich nicht sofort ins Auge. Zwar gibt es laut Beschreibung hunderte neue Dialogzeilen, doch die fallen verstärkt beim verlängerten Ende ins Gewicht. Dieses wirkte im Original recht offen und mysteriös. In der Neuauflage hat man aber das Gefühl, dass die meisten Fragen tatsächlich beantwortet werden.

Klassische Point&Click-Kost
In spielerischer Hinsicht setzt das Point&Click-Adventure auf klassische Genre-Kost. Seien es typische Inventar-Rätsel, oder gezielte Befragung (vom Prinzip her ähnlich wie in Gabriel Knight: Sins of the Fathers). Im Gespräch können wir einigen Personen Fragen stellen oder ihnen Gegenstände zeigen - in der Hoffnung, dass daraus eine neue Spur resultiert. Obendrein gibt es z.B. auch abstraktere Rätsel, zum Beispiel muss man sich auf Basis eines Gedichts in einer Grabkammer orientieren.

Optional kann sie sich auch immer eine Zigarette anzünden. Der Story hilft das nicht unbedingt weiter, aber es passt zum Charakter der Spielfigur. In der Regel sind die Rätsel jedenfalls sehr nachvollziehbar. Nur an ein, zwei Stellen kann man vielleicht ein bisschen festhängen, denn Hilfestellungen halten sich sehr in Grenzen.
Gute Umsetzung

Sehr ordentlich ist zuletzt die englische Sprachausgabe, für die Dave Gilbert von Wadjet Eye Games die Regie übernommen hat. Das Resultat entspricht seinen letzten Indie-Adventures. Und ja, wahlweise stehen auch noch deutsche Untertitel zur Verfügung an denen wir wenig auszusetzen haben.
Klar, wer die Ur-Fassung erst kürzlich gespielt hat, für den lohnt sich ein erneutes Durchspielen vermutlich nicht. Die Unterschiede sind vorwiegend im Detail zu finden. Dennoch bietet diese Fassung eine spürbare Verbesserung. Das verlängerte Ende lässt den Spieler weniger im Unklaren und auch die paranormale Komponente zieht sich mehr wie ein roter Faden vom Anfang bis zum Ende.
Die spannende Mystery-Story hat mich in dieser Form eher überzeugen können. Sie ist von Anfang an etwas besser auf den Punkt gebracht. Hinzu kommt die gewohnt schicke 2D-Pixel-Grafik, sowie das nette Point&Click-Gameplay. Für Genre-Fans die 'Kathy Rain' verpasst haben und die Mystery-Geschichten dieser Art mögen, sind all das gute Gründe, um einen Blick zu riskieren.
Gleichzeitig muss sich Clifftop Games den Vorwurf gefallen lassen, dass für solche Verbesserungen ein klassisches Update vollkommen gereicht hätte. Ein Spiel zweimal kaufen müssen, um ein etwas besseres Spielerlebnis (und ein halbwegs solides Ende) zu haben... ich hoffe, diese Verkaufspolitik setzt sich nicht durch. Wer darüber hinwegsehen kann, der bekommt ein gutes, phasenweise sogar sehr gutes Erlebnis mit etwa sechs oder sieben Stunden Spielzeit serviert.
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Kathy Rain: Director's Cut
- Entwickler
- Clifftop Games
- Publisher
- Raw Fury Games
- Release
- 26. Oktober 2021
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.kathyraingame.com/
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
- Kathy Rain: Director's Cut im Humble Store kaufen (Affiliate-Link)
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