Die Entstehung des Retro-Adventures 'The Adventures of The Black Hawk' war begleitet von einer Kickstarter-Kampagne, die trotz sich anbahnenden Erfolges seitens der Entwickler abgebrochen wurde. Die Begründung lautete damals, dass man die Spenden nicht auf legalem Wege erhalten könne. Seither war es lange Zeit ruhig um das Projekt, das nun im Februar ohne viel Werbung im Vorfeld veröffentlicht wurde. Das der Titel visuell stark an die LucasArts-Klassiker aus der ersten Hälfte der 1990er Jahre erinnert, erkennt man auf den ersten Blick. Ob der Rest des Spiels ebenfalls an die goldene Ära der Adventures anknüpfen kann, erfahrt Ihr in unserem Test.

Revolution!!

Die Geschichte startet mit einem gescheiterten Überfall auf eine Kutsche. Anders als vom Black Hawk geplant, waren die ausgewählten Opfer auf einen Hinterhalt vorbereitet und konnten entkommen. Etwas ratlos bleibt der Held des Spiels zurück. Doch kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen: Auf seinem Landhaus und geheimen Unterschlupf plant er zusammen mit seinem Kompagnon Mathieu den nächsten Zug. Zunächst aber will er herausfinden, warum seine Opfer vorbereitet waren. Was wissen die Herschenden über die Pläne des Black Hawk? Eine Party der gehobenen Gesellschaft im nahegelegenen Ort könnte Aufschluss darüber geben. In seiner realen Existenz als reicher Nobelmann gehört Jean Pierre zum Kreis der Gäste und kann - nachdem er seine Einladung wiedergefunden hat - ein paar neue Erkenntnisse gewinnen. Die Ordnungshüter scheinen ihm dicht auf den Fersen zu sein und stehen zudem kurz vor dem Ausheben der örtlichen Rebellengruppe. Jean Pierre muss sich mit ihnen zusammenschließen und einen letzten Angriff starten, um seine Ziele noch zu erreichen und seine Haut zu retten. Und dann ist da noch die hübsche Violette, die auf den Plan tritt und nicht nur unserem Helden gehörig den Kopf verdreht.
Präsentation fast im Stil von LucasArts

Die Musik und Soundeffekte könnten ebenfalls aus der Kultschmiede stammen, insbesondere der Soundtrack erinnert stellenweise stark an den von 'Monkey Island'. Leider fehlt etwas Abwechslung und die Melodien gehen nicht alle so gut ins Ohr. Dennoch werden sie standesgemäß in SoundBlaster-Qualität (!) wiedergegeben. Wer mit dem Begriff SoundBlaster nichts anfangen kann: Dabei handelt es sich um eine Soundkarte, die man damals in die Rechner schraubte, damit mehr als einfache Piepstöne zu hören waren.
Klassischtes Point & Click

Kopierschutz und Rätselprobleme

Situationen wie oben beschrieben gibt es häufiger, andere Aufgabenlösungen sind umständlich. Beispielsweise müssen wir mehrfach hin- und herlaufen, jeweils für nur wenige Mausklicks, damit es am jeweils anderen Ort weiter geht. Manche sind komplett falsch. So muss eine versteckte Botschaft zunächst mit einer Zutat benutzt werden, ehe sie mittels Wärme sichtbar gemacht wird. Diese Zutat wird in der realen Welt jedoch benötigt, um die Botschaft überhaupt erst einmal zu schreiben - Das machen wir an dieser Stelle aber nicht. Oder wieder umständlich, wenn wir eine Frucht nicht selbst schneiden können, sondern damit einen anderen Charakter beauftragen müssen. Nicht zu vergessen, wir haben einen Säbel im Inventar! Und das sind leider nur einige Beispiele.

Die Entwickler werben für ihr Spiel unter anderem mit dem besonderen Wortwitz, wie wir ihn aus den Klassikern kannten. Leider kann zumindest die englische Fassung hier nur wenig glänzen. Sicher gibt es einige Dialoge oder Situationen, die uns zum Schmunzeln bringen, insgesamt sind die Dialoge aber zu lang und bieten nur selten Humor. Durch die vielen und teils sehr langen Gespräche zieht sich die Geschichte als Ganzes. Aufgrund der fehlenden Sprachausgabe wirkt der Text irgendwann ermüdend. Das mag im Spanischen besser sein, mangels entsprechender Sprachkenntnisse haben wir aber zur englischen Version des Spiels gegriffen. Eine deutsche Übersetzung könnte noch folgen.
'The Adventures of The Black Hawk' ist ein durchaus schickes Pixel-Adventure, das für eine bessere Wertung noch einigen Feinschliff vertragen hätte. Speziell den ausufernden Dialogen, denen im englischen oft der Wortwitz fehlt, hätte eine Überarbeitung mit Konzentration aufs Wesentliche gut getan. Auch bei den Rätseln finden sich einige Logikprobleme, die das Spielen vermiesen können. Es sind am Ende viele Kleinigkeiten, die dafür sorgen, dass wir das Abenteuer von Jean Pierre nicht in vollem Umfang genießen können. Für den bereits angeteaserten Nachfolger bleibt zu hoffen, dass die Entwickler sich etwas mehr Zeit fürs Polishing nehmen können.
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The Adventures of The Black Hawk
- Entwickler
- Croqueta Asesina Studios
- Publisher
- Croqueta Asesina Studios
- Release
- 14. Februar 2024
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://elhalconnegro.com/
- Art
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Crowdfunding
- Sprachen
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- Systeme
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4 Kommentare
Früher wurden Übersetzungen oft vom Publisher erledigt, nicht von Entwicklern selbst. Die haben meistens andere Dinge zu tun. Oder es fand sich ein deutsche Publisher gefunden, der ein englischsprachiges Spiel im deutschen Sprachraum speziell vermarkten wollte und dann eben eine deutsche Übersetzung beisteuerte.
Heute ist es für Indies sehr sehr schwer geworden überhaupt noch einen Publisher zu finden, ganz zu schweigen von einem deutschen - v.a. mit dieser Art von Adventure, die derzeit nicht unbedingt im Trend liegt. Es findet sich auch nicht immer jemand der eine deutsche Übersetzung billig erledigt, zumal das bei Spielen mit Text viel Zeit beansprucht. Bei Humor weiß man dann auch nicht immer, ob so eine Billiglösung für die Pointen förderlich ist. Und eine professionelle Übersetzung wird sich ein Projekt wie dieses im Normalfall nicht leisten können.
Es ist nie verkehrt den Wunsch nach einer Übersetzung zu äußern. Nur erwarten sollte man sich nicht, das sie fix dabei sein muss. Die Rahmenbedingungen haben sich nun mal sehr geändert.