Vor einem Jahr erschien Bethesdas MMO-Ableger zu 'The Elder Scrolls', der aus inhaltlicher Sicht ein paar hundert Jahre vor 'Skyrim' angesiedelt ist. Ungewöhnlich an diesem Rollenspiel ist ohne Zweifel, dass es sowohl als Multiplayer-Spiel tauglich sein soll, als auch für Einzelspieler gedacht ist. Inwieweit dieses Versprechen zutrifft, und ob die Story sich lohnt, das haben wir uns in diesem Storytellers-Test angesehen. In einem Abschnitt beschäftigen wir uns gesondert mit dem Multiplayer-Angebot.
Seit dem Release hat sich übrigens einiges getan. Die wohl wichtigste Änderung ist, dass es im Hinblick auf das Hauptspiel keine monatlichen Gebühren mehr gibt. Schon dadurch gestaltet sich die Reise durch den Fantasy-Kontinent Tamriel entspannter. Ob der Abstecher sich deshalb aber lohnt, das erfahrt Ihr in den folgenden Zeilen. Im letzten Drittel beziehen wir uns auch auf die später veröffentlichten Solo-DLCs und auf das im Oktober 2016 erfolgte Upgrade auf 'One Tamriel'.

Seelenloser Protagonist im Kampf gegen einen Gott
Molag Bal hat finstere Pläne. Der dämonische Gott der Versklavung plant nicht weniger als die Unterwerfung des Fantasy-Kontinents Tamriel und stiehlt zahllosen Sterblichen die Seele. Eingesperrt im von ihm regierten Reich dem Vergessens, sollen sie ihm nun dienen. Eines der seelenlosen Opfer wird vom Spieler selbst verkörpert und der Ausgangspunkt unserer Reise ist ein höllengleiches Gefängnis. Nur dank eines blinden Propheten gelingt die Flucht. Dieser alte Mann setzt nun alle Hoffnung in uns, den Fantasy-Kontinent Tamriel vor dem sicher scheinenden Abgrund zu retten. Und Gefahren drohen so einige, denn abgesehen von Molag Bal streben noch andere Dämonen und Kulte nach Macht. Obwohl man als halbwegs versierter Rollenspieler schon öfter mit gottähnlichen Widersachern zu tun hatte, bietet diese Ausgangslage zumindest sehr viel Spielraum für eine bunte Abenteuer-Kost mit vielen Verzweigungen.
Spielfigur und Ausgangsort der Reise wird zu Beginn selbst bestimmt
Ehe wir loslegen, bestimmen wir – wie es bei Rollenspielen üblich ist – Aussehen, Geschlecht, Herkunft und Klasse (d.h. Dieb, Magier oder Krieger) unserer Hauptfigur. Zwar gibt es weitaus bessere Editoren, wie jenen von 'Dragon Age Inquisition', doch 'Elder Scrolls Online' ist recht passabel gelungen. Ein individueller Look ist jedoch bitter notwendig, denn bei den NPCs fehlt dieser ab und zu. Oft trifft man auf eigentlich unterschiedliche Charaktere, die Zwillingen gleichen, oder sich nur durch minimale Merkmale unterscheiden.
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Dann mal hinein ins Geschehen... |
Abhängig davon, für welche der drei Allianzen wir uns entschieden haben (Dolchsturz-Bündnis, Aldmeri-Dominion, Ebenherz-Pakt), steht uns eine von drei Regionen mit mehreren Ländern zur Exploration offen, während der Rest der Karte bis zum Ende der Hauptgeschichte nicht zugänglich sind. Jede Region ist für sich genommen weit größer, als 'Skyrim' es war. Hat man die Hauptstory erledigt, wird auch der Rest zugänglich. Das passiert in einem speziellen Veteranen-Modus, der nur für Absolventen des Spiels zugänglich ist und vom Schwierigkeitsgrad her auf dem Bisherigen aufbaut. Da es hier keine Neulinge mehr gibt, geht es ruhiger zu. Spätestens in dieser Phase fühlt 'Elder Scrolls Online' sich über weite Strecken tatsächlich wie ein Singleplayer-Spiel an und man kann sich besser auf die Story konzentrieren, ohne von wild herumtobenden Mitspielern aus der Immersion gerissen zu werden.
Ein Konstrukt aus vielen verschiedenen Story-Bausteinen
Wie man es schon von anderen 'Elder Scrolls'-Rollenspielen kennt, gibt es abseits der Hauptstory viele Nebenschauplätze, die man auf optionaler Basis erleben kann. Sowohl die Magiergilde, als auch die Kriegergilde bietet eine größere Quest-Reihe, wie auch es in jeder der drei Regionen einen Hauptkonflikt gibt, der unabhängig von der Hauptstory passiert (gesellschaftliche Konflikte, Dämonen, Kulte und dergleichen). Hinzu kommen weitere - mitunter umfangreiche - Handlungsstränge, zum Beispiel wenn es darum geht, einen Konflikt der Vampire des Dolchsturz-Bündnisses beizulegen. Das Aldmeri-Dominion legt übrigens mehr Wert auf Storytelling, beim Ebenherz-Pakt wird man sehr häufig in Kämpfe und Fetch-Quests (hole etwas, töte ein Monster...) verwickelt, während das Dolchsturz-Bündnis sozusagen ein Mittelding darstellt. Wer mit einer Allianz nicht warm wird, der sollte so gesehen einen Neustart in einer anderen Region in Erwägung ziehen.
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Jede der drei Regionen ist sehr eigen - sowohl optisch, als auch kulturell |
Bethesdas eigenwillige Interpretation eines MMO-Rollenspiels ist kein Meisterwerk. Dennoch bietet sie packende Momente und kann sogar süchtig machen. Nur leidet das Spiel manchmal daran, dass die Quests wenig Bezug aufeinander nehmen und das Niveau der Erzählung nicht konstant bleibt. Das Resultat wirkt oft in etwa so, als würden mehrere Erzähler verschiedene Geschichten aus einem Universum erzählen und sich dabei wenig absprechen. Einerseits sorgt das für Abwechslung und macht die Angelegenheit weniger berechenbar. Zugleich verhindert das ein einheitliches Gesamtbild und einige Nebenquests sind hoffnungslos austauschbar.
Die Chronologie gerät auf diese Weise immer wieder durcheinander, v.a. wenn man zwischen den Ländern hin und her wechselt, auf der Suche nach Quests, die man übersehen hat. Im Rahmen des Dolchsturz-Bündnisses wurde ich extra angewiesen, dass ich erst das Vertrauen des Königs gewinnen soll (obwohl ich es längst hatte) und mir wurde etwas über den „Ebenenstrudel“ erzählt, als ob das eine neue Erkenntnis wäre - obwohl ich davon zu diesem Zeitpunkt bereits wusste. Oder man trifft während eines Ausflugs durch Tamriel auf eine Spielfigur, die in einer anderen Quest entführt wurde. Selbst die Geschichte der Veteranen-Abschnitte ist nicht an die veränderten Gegebenheiten angepasst (das hätte allerdings zu drastische Änderungen erfordert). Es spielt zudem gar keine Rolle, ob man die Transformation zum Werwolf oder Vampir bereits durchlebt hat. Leider selbst in jenen Abschnitten, wo es um eine der beiden Spezies geht.
Gewaltige Spielwelt mit vielen Möglichkeiten
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Auch ein Wiedersehen mit Himmelsrand gibt es... |
Warum 'Elder Scrolls Online' trotz solcher und anderer Schwächen enorm viel Spaß bereiten kann, hängt mit der vielfältigen Welt zusammen, wenngleich die hervorragenden Singleplayer-Vorgänger atmosphärischer waren. Die MMO-Variante bietet die mit Abstand größte Welt, was häufig aber damit einhergeht, dass viele Details recycled werden und so manches wirkt willkürlich platziert. Jene magischen Schauplätze, wie man sie von 'Skyrim' kennt... die sind daher seltener an der Zahl. Die nette 3-D-Grafik (wahlweise First-Person oder Third-Person) kann sich zudem nicht mit aktuellen Rollenspiel-Highlights wie 'Dragon Age Inquisition' oder 'The Witcher 3' messen. Im Vergleich zu anderen MMOs gibt es keinen Grund zur Klage. Im Gegenteil.
Besonders positiv hervorzuheben ist abgesehen davon, dass man die Spielfigur in unterschiedliche Richtungen formen kann. Nur weil man sich für einen Magier, Krieger oder Dieb entscheidet, ist man – im Gegensatz zu anderen Rollenspielen – kaum an ein Set an Fähigkeiten gebunden. Es ist sogar möglich, eine Spielfigur zu entwickeln, die Elemente aus allen Bereichen nutzt – u.a. Magie, Täuschung und Schwertkampf. Mit zunehmender Erfahrung werden in den verschiedenen Bereichen neue Fähigkeiten freigeschalten und verbessert, seien diese nun aktiver (z.B. Einsatz von Giftpfeilen), oder passiver Natur (z.B. schnellere Regeneration). Im Kampf haben wir direkten Zugriff auf fünf ausgewählte Fähigkeiten und eine Superkraft. Den Spielstil kann man auch durch selbst zubereitete oder gesammelte Nahrungsmittel, Getränke Runensteine, Rüstungs- und Waffenteile und dergleichen unterstützen.
Für Anfänger und Fortgeschrittene
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Schmieden, Verzaubern, Kochen und dergleichen ist je nach Laune möglich |
'The Elder Scrolls Online' zielt auf ein breites Publikum ab, seien es nun MMO-Spieler, Kenner der Singleplayer-Reihe, oder Gelegenheitsspieler. Vorwissen wird schon deshalb nicht vorausgesetzt und der neue Ableger kommt insbesondere Anfängern und Fortgeschrittenen entgegen. Die wichtigsten Prinzipien werden im Tutorial gut und einfach erklärt (welches seit dem Release gekürzt und verbessert wurde): per Maustaste blockt man, mit der anderen greift man an und per Tastatur bewegt man sich in alle Richtungen, oder hechtet aus der Schusslinie. Zudem kann man eine besondere Fähigkeit einsetzen, die dann Magie, oder Ausdauer verbraucht.
Rollenspiel-Profis werden höchst wahrscheinlich darüber klagen, dass einem hier so vieles vorgekaut wird. Ziele sind allzu deutlich gekennzeichnet, meist sogar mit sehr klaren Hinweisen zur Umsetzung. Selbst die paar Rätsel die es gibt, folgen fast immer demselben, simplen Schema. Echte Dialoge führt man auch nur in seltenen Fällen, was mit ein Grund dafür ist, warum die Spielfigur als Charakter eher im Hintergrund bleibt. NPCs teilen uns primär mit was die Aufgabe ist und die Antwortmöglichkeiten sind fast immer klar vorgegeben und knapp gehalten. Immerhin gibt es eine recht gute deutsche Vertonung, weshalb man sich nicht alleine mit langen Texten herumschlagen muss.
Wer nach mehr Herausforderung strebt, der sollte Quests früher probieren, als vom Spiel empfohlen. Wenn man sich mit einem Charakter der Stufe 25 zum Beispiel in eine Quest hinein wagt, die für Stufe 30 bis 35 gedacht ist, dann setzt das mitunter ein sehr hohes Maß an Tasten-Akrobatik voraus und kann sehr viel eher die Grenzen aufzeigen. Da wir am PC/Mac bislang nur per Tastatur steuern können, gestaltet sich genau dieses Unterfangen manchmal jedoch unhandlicher als notwendig.
UPDATE MÄRZ 2016: Auf den Konsolen ist die Gamepad-Umsetzung hervorragend gelungen und geht - nach einer kleinen Eingewöhnungsphase - unkompliziert von der Hand. Die Kämpfe gewinnen viel an Dynamik und die Fortbewegung ist etwas genauer, als per Tastatur. Für 'The Elder Scrolls Online' bedeutet das somit also eine Verbesserung.
Singleplayer-tauglich?
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Derartige Geschöpfe kann man auch alleine besiegen - und das ist nur ein harmloses Beispiel |
UPDATE ENDE 2017: Mit dem Release von Morrowind hat sich auch das Levelsystem im Hauptspiel geändert. Das Spiel passt sich nun ans Level der Spielfigur an und skaliert mit. Für Solo-Abenteurer bedeutet das eine massive Erleichterung und zügigeres Weiterkommen. Das relativiert jedoch diesen Test-Abschnitt sehr massiv!
Wer bei der Entwicklung seines Charakters keinen schweren Fehler macht und sich nicht übermütig in jeden Kampf stürzt, der kann 'Elder Scrolls Online' auch alleine spielen. Im Vergleich zum Release vor einem Jahr, wurde der Schwierigkeitsgrad mit der 'Tamriel Unlimited'-Edition sogar gesenkt, um das zu gewährleisten. Ein paar Fähigkeiten und Waffen sind jetzt zudem effektiver (u.a. Bogen). Abgesehen von den Gruppenverliesen und einer eigens für die Gruppe ausgerichteten Veteranen-Region, konnte ich die Herausforderungen in der Regel ohne Hilfe bewältigen. Vereinzelt ist die Balance der Nebenquests in so einem Fall jedoch unberechenbar und der Schwierigkeitsgrad schnellt in die Höhe. Quests kann man aber jederzeit unterbrechen, oder darauf verzichten. Wer mit Problemen zu kämpfen hat, kann üblicherweise auch warten, bis ein anderer Spieler vorbeikommt, der dasselbe Ziel verfolgt. Für gewöhnlich passiert das recht schnell (es gibt jedoch vereinzelt kleine Dungeons, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht sind). Wenn man eine Herausforderung jedoch alleine bewältigen möchte, kann das ein zweischneidiges Schwert sein.
Selbst wenn man lediglich im Stil eines Einzelspielers vorgeht, so kann das locker eine Spieldauer im dreistelligen Bereich einbringen. Aus inhaltlicher Sicht hatte ich beim Durchspielen der ersten Region nie das Gefühl, als würde mir etwas entgegen. Wer jedoch komplett auf typische Multiplayer-Aspekte verzichtet, der sollte am Weg möglichst jede Quest erledigen. Sonst kann es sehr lange dauern, ehe der finale Showdown mit Molag Bal endlich an der Reihe ist. Ab Level 45 darf man sich hier frühestens ins Gefecht wagen. Eine solche Stufe wiederum erfordert ein gründliches Vorgehen. Oder man verbringt viel Zeit mit dem Schmieden von Objekten und dergleichen. Leider ist das Stufensystem derzeit noch verbesserungswürdig: Gerade in den Charakter-Stufen ab 40 merkt man immer weniger einen Unterschied bei der Herausforderung. Das kann der Motivation insbesondere im Veteranen-Abschnitt zusehends schaden.
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Wer First-Person-Optik bevorzugt, kann das Spiel auch so spielen |
Als gelernter Einzelspieler muss man sich immer wieder über die KI der Gegenspieler wundern: Manche Schauplätze sind mit Feinden zugepflastert, doch die sind offenbar taub und können höchstens fünf, sechs Meter weit sehen. Außerhalb dieser Distanz schlachtet man fröhlich und ungestört Feinde ab. Wird man vom Gegner wiederum verfolgt, tritt dieser nach einigen Metern für gewöhnlich den Rückzug an, denn der Bewegungsradius ist limitiert. Wer den Widersacher auf Distanz halten möchte, läuft dadurch leider Gefahr, diesen Radius zu verlassen. In so einem Fall erhält der Gegner sämtliche Lebensenergie und kehrt an seinen angestammten Platz zurück. Sonderbar ist zudem, dass Feinde auf andere NPCs für gewöhnlich wenig bis gar nicht reagieren. Befreit man einen Gefangenen, ohne eine Wache ermordet zu haben, kann dieser gemütlich daran vorbeilaufen, ohne dass es jemanden schert. Ganz zu schweigen davon, dass an einigen Schauplätzen - insbesondere zu Beginn - viele Spieler anzutreffen sind, was für die Stimmung auch nicht unbedingt zuträglich ist. All das mag sicherlich mit dem MMO-Charakter des Spiels zusammenhängen, aber es mutet seltsam an.
Multiplayer-Modus: Darf es eine Herausforderung sein? (von Peter Färberböck)
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Auf der Suche nach Loot übt man sich auch im Knacken von Truhen... |
Wer hingegen mit anderen Spielern die Welt erkunden möchte, steht vor gänzlich neuen Herausforderungen. Hier sind die Verliese, Prüfungen und das mittlere Gebiet Cyrodiil hervorzuheben. Für Verliese brauchen wir drei weitere Mitstreiter und hier zieht der Schwierigkeitsgrad an. Die ersten Verliese sind ein Vorgeschmack und im empfohlenen Level schon deutlich schwieriger, als das Hauptspiel. Richtig zur Sache geht es aber in den Veteranen-Verliesen, die ab der Veteranenstufe verfügbar sind.
Diese schwereren Versionen der ursprünglichen Verliese setzen voraus, dass man die Grundmechaniken im Blut hat. Die Zwischen- und End-Bosse brauchen zum Teil eine ausgefeilte Taktik und zumindest einen Heiler in der Gruppe. Für Genre-Veteranen ist so etwas meist eine leichtere Übung und oft verlieren diese dann mit Neulingen die Geduld. Lösungen für ältere Verliese durchzulesen oder auf Youtube anzusehen ist hier meist vorausgesetzt. Allgemein ist 'The Elder Scrolls Online' durchaus ein MMO, das gekonnte Bewegungen und Ausweichmanöver des Spielers gerade in diesem Bereich voraussetzt. Für Neulinge kann hier jedoch schnell Frust eintreten. Kurz: Übung macht den Meister!
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Für Orientierung im Quest-Dschungel sorgt ein Tagebuch, wo frei wählbar ist, was gerade für uns Priorität hat |
Noch eine Stufe darüber stehen die Prüfungen für zwölf Spieler. Diese noch schwereren Verliese sind quasi die Herausforderung für die Spieler, denen Verliese dann langweilig werden. Man hat hier ein durchaus großzügiges Zeitlimit samt Rangliste mit schnellsten Zeiten für die Gruppen. Hier geht es um den Wettbewerb und dafür auch einzigartige Rüstungen. Wer sich gerne mit anderen Spieler misst, wird Cyrodiil lieben. Hier geht es um den Kampf zwischen den drei Fraktionen, d.h. hier herrscht Krieger zwischen den Spielern. Belagerungswaffen, Festungen und Feldzüge sind hier am Programm. Wer alleine herumzieht ist hier Kanonenfutter, das Gruppenspiel ist vorausgesetzt. Meist landet man in ganzen Feldzügen von zig Leuten und zieht hier gegen andere Feldzüge in den Krieg. Komplett mit Taktiken und Kommandeuren.
Allgemein muss man sagen, dass ein Voice-Tool wie Teamspeak 3 fast vorausgesetzt ist, denn spätestens ab den Veteranen-Verliesen ist das nahezu verpflichtend um Erfolg zu haben. Genauso ist hier auch das Ende der nahezu endlosen Individualität. Wer die schweren Dinge angehen will, der muss auch die besten Fertigkeiten seiner Rolle nehmen. Wer kurz nach Guides sucht, sieht schnell, dass es doch festgelegte Rollen für jede Klasse gibt und man nicht einfach eine Waffenart und Rüstungsart frei wählen sollte. Typisch für MMOs: Im Endeffekt spielen viele sehr ähnlich und es gibt nur wenige Spielstile, die zum Erfolg führen.
UPDATE MÄRZ 2016: DLC-Content - Orsinium und Diebesgilde
Nach dem bereits erfolgten Release des 'Imperial City'-DLCs, der primär als reine Multiplayer-Erweiterung gedacht ist, kommt mit 'Orsinium' und der 'Diebesgilde'-Erweiterung neues Futter für Solo-Spieler (einige Quests funktionieren im Team allerdings auch sehr gut).
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In der riesigen Stadt Orsinium kann man sich schon verlaufen |
Mit Wrothgar eröffnet sich uns im 'Orsinium'-DLC ein neuer Landstrich, der vom Umfang her vergleichbar ist mit Glenumbra. 20 Stunden hält man sich hier problemlos auf und an Quests mangelt es nicht. Allerdings ist die Hälfte der Region mit Schnee überzogen und viele Sehenswürdigkeiten gibt es nicht. Das macht die Geschichte wieder wett. Wir erfahren so einiges über die Orks in Tamriel. Wieder einmal geht es in jedem Fall darum, einen König zu unterstützen, aber die Erzählung findet einen neuen Kniff, um nicht abgenutzt zu schmecken. Sie hält mit den besten 'Elder Scrolls Online'-Geschichten mit. Zudem gibt es diesmal mehr Rätsel und ein paar recht interessante Entscheidungen, was in Gameplay-Hinsicht für Abwechslung sorgt. Zwar ist dieser DLC auf eine sehr hohe Charakter-Stufe abgestimmt, schwächere Charaktere werden aber entsprechend aufgewertet, weshalb niemand vor einer unüberwindbaren Hürde stehen sollte. ESO-Fans werden Spaß damit haben.
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Die meisten Quests der Diebesgilde passieren auf einer netten kleinen Insel... |
Weniger überzeugend ist die 'Diebesgilde'-Erweiterung gelungen, denn leider mangelt es bislang an interessanten Nebenquests. Eben die braucht es aber, um in der Gilde eine höhere Stufe erreichen und den nächsten Teil der Hauptgeschichte erleben zu können. Nur mit den Hauptquests geht das leider nicht. Weil die neue Region (Hews Fluch) zwar hübsch, aber sehr klein ist, sieht man sich schon bald gezwungen, dieselben Quests zu wiederholen, um endlich die nächste Stufe zu erreichen. Das wird schnell langweilig. Meistens läuft alles darauf hinaus, Leute zu bestehlen und Wertkassetten zu knacken. Oder man geht unter Zeitdruck auf Beutezug durch ein unterirdisches Gewölbe. Bald hat man alles probiert. Da hilft es wenig, dass die Story eigentlich nett wäre und die neuen Gameplay-Elemente durchaus Potential haben.
UPDATE: JULI 2016 - Dark Brotherhood DLC
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Bei der dunklen Bruderschaft geht es um eine Gruppe von Auftragskillern. Die meisten Quests laufen deshalb auf Auftragsmorde hinaus... |
Der 'Dark Brotherhood'-DLC bringt mit der Goldküste ein neues, jedoch sehr überschaubares und nicht besonders spannend visualisiertes Areal. Zwar ist Hews Fluch ('Diebesgilde'-DLC) nicht größer, doch dieser Ort lädt eher zum Erkunden ein. Noch dazu leiden die Quests rund um die Dunkle Bruderschaft - darunter versteht man eine geheime Organisation, die in Tamriel Auftragsmorde durchführt - darunter, dass sie sehr repetitiv sind. Wer sich den moralisch mehr als nur fragwürdigen Aktivitäten nicht stellen möchte, der findet hier durchaus ein paar Nebenquests, die oft deutlich interessanter sind, als die Hauptquests. Allein dafür lohnt sich der DLC aber nicht und die Story ist ähnlich gestrickt, wie jene der Diebesgilde. Wer das Ende erleben möchte, muss unzählige eintönige Auftragsmorde durchführen, was mehr und mehr an der Motivation zehren kann. Von den Entwicklern würden wir uns mehr Kreativität wünschen. Unterm Strich ist dieser DLC keine echte Bereicherung, aber immerhin neues Futter für Solokämpfer.
UPDATE: Oktober 2016 - One Tamriel Update
Der Oktober hat dem Hauptspiel mit 'One Tamriel' ein tiefgreifendes Update gebracht: Zwischen den drei Allianzen kann ab sofort z.B. gewechselt werden. Dazu besucht Ihr einen der größeren Hafen und sprecht dort einen Kapitän an, der diese Reise antreten kann. Die gravierendste Veränderung betrifft wohl das Gebiet Kargstein: Die Hauptstory des ehemaligen Gruppengebiets ist ab sofort Solo problemlos zu schaffen. Beim Betreten jener Bereiche, die für die Gruppe gedacht sind, scheint ein schriftliches Insert auf, welches darüber informiert. Die diversen Nebenquests sind jedoch weiterhin vorwiegend für die Gruppe gedacht. Selbst in den Solo-Regionen warten oft Quests, die für die Gruppe gedacht sind. Das wird einem erst beim Annehmen der Herausforderung angezeigt - im Tagebuch kann man die Quest aber jederzeit und ohne negative Folgen abbrechen.
Wer nur den reinen Solo-Inhalt spielt, ist in sechs bis acht Stunden fertig. Vielleicht sogar noch schneller. Das absehbare und obendrein blasse Ende der Geschichte, bleibt leider nicht im Gedächtnis. Von einem Spannungsbogen fehlt jede Spur. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr niedrig angesetzt (wir haben die Region auf Stufe 300 begonnen, mit Bogen als einzige Waffe). Natürlich besteht aber die Chance, dass ZeniMax in diesem Bereich noch ein bisschen nachjustiert. Kargstein ist und bleibt aber ein Gebiet, das primär für Gruppen zu empfehlen ist. Insbesondere die Drachenstern-Arena ist im Team zu empfehlen. Leider sind auch die auf der Karte verteilten Totenkopf-Bosse diesmal sehr eintönig geraten. Schade.
Ohne 'Skyrim' zu kennen, hätte ich 'The Elder Scrolls Online' kaum in Erwägung gezogen, denn MMO-Rollenspiele fallen nicht in mein Beuteschema. Rein als Singleplayer-Spiel ist es aber erstaunlich gut spielbar und im Vergleich zum Release fühlt es sich inzwischen deutlich besser an. Der Versuch, MMO, Coop und Singleplayer miteinander zu vermengen ist immer noch gewagt. Gemessen daran, ist es jedoch sehr unterhaltsam gelungen. Natürlich bringt dieser Mix aber Probleme mit sich. Das kaum unvermeidbar: In der Gruppe fühlt man sich bei vielen Quests unterfordert und alleine schnellt der Schwierigkeitsgrad ab und zu übertrieben in die Höhe. Hat man sich an solche und andere Minuspunkte (leider gibt es immer noch einige Bugs) gewöhnt, kann man sich in dieser Welt nach Herzenslust austoben und ohne Übertreibung mehrere hundert Quests durchstöbern. Aus narrativer und visueller Sicht positiv hervorzuheben ist übrigens die Region rund um das Aldmeri-Dominion. Aus meiner Sicht ist 'Elder Scrolls Online' zwar kein Rollenspiel-Highlight, aber dennoch mehr als nur ein netter Vorgeschmack auf den nächsten Teil der 'Elder Scrolls'-Reihe. Ein recht gutes Spiel, mit sehr guten, aber auch schwachen Momenten. Allerdings macht es wenig Sinn, hier eine Wertung zu setzen. Je nachdem, ob man sich nun primär ein Multiplayer-, oder Singeplayer-Rollenspiel erwartet, wird das Urteil zwangsläufig anders ausfallen. Genau genommen spielt es sogar eine Rolle, mit welcher Region man überhaupt in die Geschichte startet.
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The Elder Scrolls Online: One Tamriel
- Entwickler
- ZeniMax Online
- Publisher
- Bethesda Softworks
- Release
- 4. April 2014
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://elderscrollsonline.com/de/
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