'The Elder Scrolls Online' meldet sich zurück und die Reise führt ins düstere Morrowind. Das solo-taugliche MMO-Rollenspiel wird nicht als DLC-Erweiterung verkauft, sondern als neues Spiel. Wer den MMO-Vorgänger besitzt, der kann sämtliche dort verfügbare Gebiete allerdings auch in 'Morrowind' betreten. Im Test werfen wir den Fokus jetzt auf den solo bewältigbaren Content und verraten Euch, inwiefern sich die Anschaffung lohnen könnte.

Zurück nach Morrowind
Morrowind ist Kennern der 'Elder Scrolls Online'-Reihe sicherlich ein Begriff. Im Herzen dieser nordöstlich Tamriels gelegenen Region befindet sich die Vulkaninsel Vvardenfell, wo wir im MMO-Rollenspiel von Zenimax unsere Zeit verbringen. Dabei dürfen wir auf jene Spielfigur zurückgreifen, die uns schon zuvor gute MMO-Dienste erwiesen hat, oder mit einem neuen Charakter starten, wobei sogar eine neue Charakter-Klasse spielbar ist.
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Das MMO wirkt detaillierter, aber deutlich düsterer als der Vorgänger |
Im Spiel helfen wir dem mächtigen Tribunal, welches aus den drei Halbgottheiten Almalexia, Sotha Sil und Vivec besteht, die über verschiedene Teile Morrowinds wachen. Die in dieser Region ansässigen Dunkelelfen verehren entweder die zwielichtigen Daedra, oder sie folgen treu diesem Trio. Almalexia kennen viele 'Elder Scrolls Online'-Fans vom Kampf gegen Molag Bal, wo sie in Gramfeste anzutreffen war.
Im Mittelpunkt steht diesmal aber Fürst Vivec, dessen göttliche Macht mysteriöserweise zu verschwinden droht – wenn das so weiter geht, ist die komplette Insel gefährdet, denn er ist der Wächter Vvardenfells. Das wollen wir natürlich verhindern und machen uns an die Ermittlungen.
Viel Bezüge zu den Singeplayer-Rollenspielen
'The Elder Scrolls Online: Morrowind' nimmt immer wieder Bezug auf die alten Singleplayer-Rollenspiele. Sogar zu 'Skyrim' gibt es eine Verbindung, die wir nicht vorwegnehmen möchten. Man findet sich freilich auch als Neuling problemlos zurecht. Wer nicht mehr weiß, wer der Nerevarine ist, oder was es mit dem Tribunal auf sich hat, der kann es sich von den diversen NPCs erläutern lassen, die höchstens enttäuscht reagieren, weil man so unwissend ist.
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Vivec braucht unsere Hilfe - die ganze Insel steht auf dem Spiel |
Leider ist die Hauptstory mäßig gelungen. Wer die meisten Nebenquests auslässt und über einen fortgeschrittenen Charakter verfügt, der ist vermutlich in acht bis zehn Stunden fertig damit. Mit Nebenquests dauert es wohl um die 25 Stunden. Die Erzählung folgt praktisch demselben Schema, wie die letzten DLC-Expansionen und überrascht selten. Charaktere, die im Gedächtnis bleiben, bilden eher die Ausnahme. Immerhin geht die Geschichte automatisch weiter und man muss nicht, wie bei der Diebesgilden-Expansion, mühsam hochleveln, um zu erfahren wie es weitergeht.
Das Spannendste sind vermutlich die teils netten Nebenmissionen, wie auch die Tatsache, dass man viel über den Glauben der Dunkelelfen erfahren kann. Allerdings muss man sich hier auf ein paar Botengänge mit längeren Laufwegen einstellen. Neben einer englischen Fassung gibt es wie gewohnt auch eine deutsche Vertonung, die gut gelungen ist.
Schöne Spielwelt
Morrowind zählt zu den interessantesten Gebieten von Bethesdas 'Elder Scrolls'-Reihe und Zenimax Online gelingt es gar nicht schlecht, die Stimmung des Vorbilds einzufangen. Die Grafik bewegt sich auf ähnlichem Niveau, wie jene von 'Elder Scrolls Online: Tamriel Unlimited', ist aber hübscher anzusehen und reicher im Detail. Auf der Insel warten idyllische Küstengebiete, kleine Städte, Ruinen, Ahnengräber, viele grüne Regionen, aber auch sehr düstere Ecken – insbesondere dann, wenn man in der Nähe des Vulkans herumspaziert. Untermalt wird das Erlebnis von einem recht passenden, orchestralen Soundtrack.
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In Morrowind gibt es interessante Orte zu entdecken |
Bei der Fortbewegung kann man sich wahlweise zwischen einer First-Person-und Third-Person-Optik entscheiden. Auch das nichts Neues. Die simple Steuerung passiert entweder mittels Maus und Tastatur, oder mit dem Controller und geht gut von der Hand. Mit welchen Tasten man die bevorzugten Fähigkeiten aktiviert, bleibt einem selbst überlassen. Zwar macht das Erforschen der Umgebung Spaß, doch ab und zu wundert man sich vielleicht doch ein bisschen: zum Beispiel gibt es Gebiete, wo die Spielfigur am Hafen im Wasser gemütlich gehen kann... obwohl daneben eigentlich riesige Schiffe verkehren sollten.
Auch für Neueinsteiger zu schaffen
Wie bei den DLC-Expansionen braucht man bei 'Morrowind' keinen Charakter mit vielen Fähigkeitspunkt. Die Grundwerte der Spielfigur werden wie gewohnt hochskaliert. Mit einer neuen Spielfigur dauert es zwar länger, aber schaffbar sollte es durchaus sein. Bei einem Neustart empfielt es sich jedoch, die Fähigkeitspunkte mit Bedacht zu verteilen und sich vorher zu überlegen, welche Art von Spielfigur man probieren möchte. Will man sich auf den Bogen verlassen, ist zum Beispiel Ausdauer entscheidend, wohingegen Magier vorwiegend ihre Punkte in Magie investieren.
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Die in der Umgebung versteckten Bücher lassen die Spielwelt besser verstehen - oder man fragt die NPCs in der Umgebung |
Bei den letzten Expansionen hat sich ein Fokus auf Solospieler abgezeichnet und dieser Trend wird nun fortgesetzt. Das MMO-Abenteuer aus dem Jahr 2014 war da deutlich unentschlossener. Auf der Insel muss man sich kaum Gedanken machen, ob eine Aufgabe ohne Hilfe zu schaffen ist. Lediglich bei den optionalen Weltbossen sollte man mit dem Gefecht lieber warten, bis ein paar Mitstreiter da sind und die offenen Verliese haben Passagen, die auch für Gruppen reizvoll sein sollen. Spezielle Gruppenverliese gibt es selbstverständlich auch, die für die Hauptstory keine Rolle spielen. Der Gruppencontent konzentriert sich vorwiegend auf das bekannte Cyrodiil und die Gruppenverliese. Neu hinzugekommen sind Schlachtfelder, wo Teams gegeneinander antreten.
Dennoch verstreicht im Hauptspiel kaum eine Sekunde, in der man nicht daran erinnert wird, sich in einem MMO zu befinden: In den Verliesen und davor tummeln sich viele weitere Spieler, die einem oft die Arbeit abnehmen (oder man ihnen). Das mag eine gewöhnungsbedürftige Spielplatzatmosphäre erzeugen. Wer schon Abenteuer in Tamriel erlebt hat, für den ist das nichts Neues und das Finale der Hauptstory passiert immerhin tatsächlich ungestört. Dabei wird leider ein Schwachpunkt besonders deutlich: der Schwierigkeitsgrad.
Enttäuschender Schwierigkeitsgrad
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Auf der Insel wird man selten gefordert - Weltbosse sind die Ausnahme |
Beim Schwierigkeitsgrad für Veteranen haben sich die Entwickler derzeit keinen Gefallen getan: mit einem höherstufigen Charakter fühlt man sich wenigstens bei den Hauptquests komplett unterfordert. Wer mit einer Distanzwaffe unterwegs ist, muss bei normalen Gegnern nur fröhlich drauflosfeuern, ohne viel auf die Deckung zu achten. Und sollte es doch mal knapp werden, genehmigt man sich einen Trank, oder futtert eine Mahlzeit, die den Lebensbalken verlängert. Selbst beim letzten Gegner braucht es keine Konzentration. Es bleibt schwer zu hoffen, dass die Entwickler in diesem Bereich noch nachjustieren.
Positiv anzumerken ist dafür, dass die Spielwelt nicht übertrieben mit Feinden zugekleistert. Ungestörtes Erkunden ist also immer wieder möglich. Überdies tröstet die neue Charakter-Klasse der Hüter über ein paar Mankos hinweg und sorgt für frischen Wind. Diese Klasse kann sich die Natur zunutze machen und beispielsweise einen tierischen Begleiter herbeirufen, der uns im Kampf hilft.
Typische Gameplay-Mischung
Wie man es von der MMO-Reihe bislang kennt, stehen Kämpfe im Mittelpunkt, die manchmal ein bisschen chaotisch ablaufen, da die Gegner teilweise willkürlich platziert sind. Vereinzelt gibt es sogar kleine Rätsel, bei denen man Objekte in der richtigen Reihenfolge aktivieren muss, wobei oft sind in der Umgebung kryptische Notizen mit Hinweisen versteckt sind. Viel komplexer wird es nicht.
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Bei den Rätseln geht es meist darum, Hotspots in der richtigen Reihenfolge zu aktivieren - negative Konsequenzen halten sich dabei allerdings in Grenzen |
Die Entwickler versuchen darüber hinaus Gameplay-Elemente der Gilden-Expansionen zu berücksichtigen: Vereinzelt ist zum Beispiel ein Diebstahl erforderlich, oder jemand möchte, dass wir jemanden umbringen (was wir freilich auch ablehnen können). Das passiert allerdings auf stark vereinfachtem Niveau und wirkt gameplaytechnisch nicht immer ausgereift. Lästig wird es zum Beispiel, wenn man etwas aus dem Arbeitszimmer eines Magiers stehlen soll, der einen aber selbst dann erkennt, wenn man getarnt ist und er eigentlich nicht einmal in unsere Richtung schaut.
Zwar gibt es viel zu entdecken, doch unsere Entdeckungen wirken sich kaum einmal auf die Geschichte aus. Findet man eine Notiz, die darauf hindeutet, dass eine Person, die unsere Hilfe benötigt, etwas mehr als nur fragwürdiges vorhat, hat man im Gespräch keine Möglichkeit, sie darauf anzusprechen. Das geht erst am Ende, wenn es schon passiert ist. Schade. Ein paar wenige Nebencharaktere – zum Beispiel den hochnäsigen Entdecker Narcis Dren - kennt man schon von früheren Abenteuern, doch die meisten sind neu. Mehr als eine neue Gesprächsoption schaut hier nicht heraus.
Obgleich 'Morrowind' als eigenständiges MMO-Rollenspiel veröffentlicht wurde, folgt es jener Formel, die man von den DLC-Expansionen kennt. Selbst der Umfang ist ähnlich überschaubar geraten, was kein Nachteil sein muss, da der Vorgänger sich in quantitativer Hinsicht oft übernommen hat. Während die Hauptquestreihe diesmal leider zu durchsichtig gestrickt sind und der Schwierigkeitsgrad oft enttäuscht, sind die Nebenmissionen immer wieder für kleine Überraschungen gut und die neue Charakter-Klasse bringt eine frische Note ins Abenteuer. Anzumerken ist, dass der Vorgänger einige Patches benötigte, um gut zu werden. Ob selbiges auch für 'Morrowind' gelten wird, bleibt abzuwarten. Als Solospieler bleibt man eher mit gemischten Gefühlen zurück und wer vorzugsweise gemeinsam oder gegeneinander spielt, der wird vermutlich mehr Freude mit dem Rollenspiel haben, als jene Spieler, denen es primär um die Geschichte geht. Für Fans von 'The Elder Scrolls Online' könnte diese Fortsetzung dennoch unterhaltsam sein.
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The Elder Scrolls Online: Morrowind
- Entwickler
- ZeniMax Online
- Publisher
- Bethesda Softworks
- Release
- 6. Juni 2017
- Trailer
- Hier ansehen • Bei Youtube ansehen
- Webseite
- http://www.elderscrollsonline.com/de/morrowind
- Sprachen
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- Systeme
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- Stichwörter
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