Assassin's Creed Origins - Storyteller-Test

Als der französische Entwickler Ubisoft vor zehn Jahren den Assassinen Altaȉr Ibn-La'Ahad in die virtuelle Welt schickte, um es mit dem mächtigen Templerorden aufzunehmen, hat wohl keiner geahnt, dass dies der Startschuss zu einer der erfolgreichsten Spielereihen aller Zeiten sein sollte. Mittlerweile zählt 'Assassin's Creed' zehn Hauptspiele und sieben Nebenspiele, dazu eine Fülle an Romanen, Comics und, seit 2016, eine Verfilmung. Mit dem zehnten Hauptspiel, betitelt 'Origins', will uns Ubisoft einerseits die Ursprünge des Assassinen-Ordens näher bringen, andererseits aber auch der zuletzt schwächelnden Reihe neues Leben einhauchen. Wir haben den Todessprung gewagt und das im alten Ägypten angesiedelte Open-World-Action-Rollenspiel für Euch getestet.

Bilder

Fazit

Ausgezeichnet mit dem Adventure Corner Award
Wertungs-Lupe 85%

Mit 'Assassin's Creed Origins' ist es Ubisoft eindrucksvoll gelungen, der zuletzt schwächelnden Assassinen-Reihe neues Leben einzuhauchen. Zahlreiche Neuerungen sorgen für frischen Wind. Die Entwicklung hin zu einem Action-Rollenspiel ist ein Schritt in die richtige Richtung, das neue Kampfsystem und auch das Crafting machen eine Menge Spaß. Allerdings funktioniert das Balancing nur bedingt. Etwas mehr Entscheidungsfreiheit für den Spieler wäre auch nett, etwa, ob man mit Bayek oder Aya spielen will. So interessant ich Aya als Charakter fand: Die Abschnitte, in denen man sie spielen konnte, wirkten sehr forciert und etwas aufgepfropft – als hätte man eine Quote zu erfüllen gehabt.

Die Geschichte ist zwar nicht sonderlich originell, wird aber über weite Strecken spannend inszeniert und durch interessante Nebenquests aufgepeppt. Die Erzähltiefe eines 'The Witcher 3' erreicht die Story zwar nie, sie kann aber getrost als eine der besseren im Assassinen-Universum bezeichnet werden. Bayek ist ein sympathischer Hauptcharakter, den man gerne auf seiner ausgedehnten Reise durch das alte Ägpyten begleitet – umso mehr, als die optische Inszenierung hervorragend ist und man sich an der Schönheit Ägyptens gar nicht sattsehen kann. Allerdings erschlägt einen die riesige Karte nach einer Weile - weniger wäre hier mehr gewesen. Überall gibt es etwas zu sehen, überall gibt es etwas zu tun: Wer alle Aktivitäten und Questen beenden will, wird eine Weile beschäftigt sein. Allein für die Hauptgeschichte plus Nebenaktivitäten kann man 40 bis 50 Spielstunden rechnen.


Zusätzliches Fazit von Matthias Glanznig: Visuell ist 'Assassin's Creed Origins' zweifellos sehr stimmungsvoll gelungen und die gewaltige Spielwelt vermittelt ein recht gutes Gefühl für diesen wichtigen Teil der historischen Vergangenheit. Leider versagt Ubisoft für meinen Geschmack über weite Strecken beim Balancing: Die ersten beiden Drittel sind so einfach, wie kaum ein Action-Adventure der letzten Jahre und erst dann nähert sich der Schwierigkeitsgrad einem halbwegs vernünftigen Maß. Bis dahin kämpft man sich in nahezu schlafwandlerischer Sicherheit durch die Massen. Wer Herausforderung sucht, ist so gesehen wahrscheinlich an der falschen Adresse.

Gamedesign-Patzer passieren zudem im Open-World-Design, wo die Fülle an NPCs gerade am PC nicht selten für chaotische Situationen sorgt. Da pfeift man sein Kamel herbei und es trampelt auf dem Weg zufällig einen Passanten brutalst nieder. Oder man jagt ein Krokodil und Soldaten fühlen sich dadurch bedroht und greifen einen währenddessen plötzlich an. Solche Dinge passieren oft und stören manchmal den Spielfluss.

Abgesehen davon möchte die grundsätzlich sehr passable Hauptstory gegen Ende etwas krampfhaft eine "Origins"-Story sein und der Spannungsbogen ist im finalen Abschnitt eher seltsam geraten: Nach dem sehr intensiven Höhepunkt plätschert es etwas vor sich hin, um dann nach ein paar Stunden endlich zum Punkt zu kommen. Weniger Quantität hätte 'Origins' generell sehr gut getan. Immerhin gibt es ein vernünftiges Ende.

Unterm Strich fühlte ich mich dennoch gut unterhalten. Die Hauptfigur zählt definitiv zu den deutlich interessanteren der Assassinen-Reihe. Ein paar der Quests sind klasse umgesetzt. Selbst die Kämpfe spielen sich recht spaßig und die bunte Waffenvielfalt tröstet in einigen Momenten über die fehlende Herausforderung sowie viele repetitive Aktivitäten hinweg. Die Richtung stimmt so gesehen durchaus, sehr viel Potenzial bleibt aber (noch) ungenützt. Wem es nur um Story, Charaktere und Setting geht, der könnte hier allerdings richtig liegen.

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